***************************************************************** * * Titel: Ketzer und Rechtgläubige, Narren und Weise Autor: Richard Raatzsch, Leipzig - Deutschland Dateiname: 10-2-95.TXT Dateilänge: 66 KB Erschienen in: Wittgenstein Studies 2/95, Datei: 10-2-95.TXT; hrsg. von K.-O. Apel, N. Garver, B. McGuinness, P. Hacker, R. Haller, W. Lütterfelds, G. Meggle, C. Nyíri, K. Puhl, T. Rentsch, J.G.F. Rothhaupt, J. Schulte, U. Steinvorth, P. Stekeler-Weithofer, W. Vossenkuhl, (3 1/2'' Diskette) ISSN 0943-5727. * * ***************************************************************** * * * (c) 1995 Deutsche Ludwig Wittgenstein Gesellschaft e.V. * * Alle Rechte vorbehalten / All Rights Reserved * * * * Kein Bestandteil dieser Datei darf ganz oder teilweise * * vervielfältigt, in einem Abfragesystem gespeichert, * * gesendet oder in irgendeine Sprache übersetzt werden in * * irgendeiner Form, sei es auf elektronische, mechanische, * * magnetische, optische, handschriftliche oder andere Art * * und Weise, ohne vorhergehende schriftliche Zustimmung * * der DEUTSCHEN LUDWIG WITTGENSTEIN GESELLSCHAFT e.V. * * Dateien und Auszüge, die der Benutzer für * * seine privaten wissenschaftlichen Zwecke benutzt, sind * * von dieser Regelung ausgenommen. * * * * No part of this file may be reproduced, stored * * in a retrieval system, transmitted or translated into * * any other language in whole or in part, in any form or * * by any means, whether it be in electronical, mechanical, * * magnetic, optical, manual or otherwise, without prior * * written consent of the DEUTSCHE LUDWIG WITTGENSTEIN * * GESELLSCHAFT e.V. Those articles and excerpts from * * articles which the subscriber wishes to use for his own * * private academic purposes are excluded from this * * restrictions. * * * ***************************************************************** 1. Es gibt ein Phänomen im Umgang der Menschen miteinander, mit dem wohl jeder vertraut ist: daß einer das, was ein anderer tut, MISSVERSTEHT. Mißverständisse machen das Leben abwechslungsreich - manchmal machen sie es schwerer, zuweilen aber haben sie auch recht angenehme Folgen. Mißverständnisse treten in allen möglichen Gestalten auf. Es gibt größere und kleinere. Ein kleineres Mißverständnis könnte man ein solches nennen, bei dem nur EIN oder WENIGE Aspekte eines Tuns nicht (oder nicht richtig) verstanden werden; ein größeres wäre dann eines, bei dem es MEHREREN oder VIELEN Aspekten so geht - vorausgesetzt, es handelt sich um ein Tun mit mehreren oder vielen Aspekten. Das Meiste, was Menschen tun, hat mehrere Aspekte; es ist vielseitig. Die kleineren Mißverständnisse kann man auch einfache Mißverständnisse nennen, letztere wären dann komplexe. "Kleiner" und "größer", ebenso wie "einfach" und "komplex", dürfen, gerade wenn es um Mißverständnisse geht, nicht mit "leicht" und "schwer" verwechselt werden. Bezogen auf ein vielseitiges Tun als begrenztes Ganzes ist jedes Mißverständnis umgekehrt proportional einem zugehörigen Verständnis. Ein einfaches Mißverständnis geht einher mit einem komplexen Verständnis, ein komplexes Mißverständnis läßt nur noch einem einfachen Verständnis Raum. Man könnte nun geneigt sein, das ganz komplexe Mißverständnis, das Mißverständnis, welches nicht komplexer sein könnte und das einhergeht mit einem Verständnis, welches ungefähr so aussieht wie Lichtenbergs berühmtes Messer ohne Griff, von dem die Schneide verlorengegangen ist, den Namen NICHTVERSTEHEN EINES VIELSEITIGEN TUNS zu geben. Aber gerade das Gleichnis zeigt uns, daß wir ein Nichtverstehen, ein Unverständnis in diesem Sinne des Wortes, nicht mehr "ein Mißverständnis" nennen können. Denn wir wissen zwar, wie ein Messer ohne Schneide aussehen könnte, und wir können uns auch leicht ein Messer ohne Griff vorstellen - aber ein Messer ohne Griff und Schneide ist wie ein Mensch ohne Kopf, Rumpf und Gliedmaßen. Zwar könnte man letzteren einen "UNmenschen" in des Wörtchens "Un" sog. wörtlicher Bedeutung nennen, doch ist klar, daß ein solcher Unmensch kein Unmensch in des Wortes gewöhnlicher Bedeutung sein könnte, denn es wäre GAR KEIN Mensch. Und, Logik hin, Logik her, auch ein Unmmensch ist ein Mensch. Weil es nun entweder NICHTS gibt, was ein Messer ohne Griff und Schneide oder ein Mensch ohne Kopf, Rumpf und Gliedmaßen ist, oder weil ALLES, was es NICHT gibt, ein solches Messer oder ein solcher Mensch ist, kann es nichts, was notwendigerweise einen Begleiter hat, geben, wenn dieser Begleiter nicht existiert; genausowenig, wie jemand Kaiser sein kann, wenn es keine Untertanen gibt. Und deshalb kann ein ganz ganz komplexes Mißverständnis kein Unverständnis sein. Mit anderen Worten: Alles, was verstehbar ist, wird entweder verstanden oder nicht verstanden. Alles, was verstanden wird, wird entweder richtig, angemessen, bestens usw. verstanden oder mißverstanden, also falsch, unangemessen, schlecht etc. verstanden. Wenn etwas mißverstanden wird, dann wird ein Teil von ihm nicht (oder nicht richtig) verstanden. Aber der andere Teil, der nicht leer sein darf, wird verstanden. Also: wo Mißverstehen ist, ist auch Verstehen. Wo dagegen alle Teile eines Ganzen nicht verstanden werden, gibt es auch kein Mißverständnis. Etwas mißverstehen heißt etwas verstehen - allerdings nicht richtig oder nicht gut, sondern falsch oder schlecht. Aber es kann kein falsches oder schlechtes Unverständnis geben - freilich auch kein richtiges oder gutes. Gewöhnlich, so können wir sicher unbehelligt sagen, lassen sich Mißverständnisse aus dem Weg räumen. Schwere Mißverständnisse etwas schwerer, leichte dagegen etwa leichter - daher haben sie schließlich ihre Namen. Und auch wenn es so sein sollte, daß der Satz, daß es nicht der Fall ist, daß jemand etwas verstanden hat, von zwei ganz verschiedenen Zuständen wahr gemacht werden kann - dem Zustand, wo er etwas mißverstanden und dem, wo er etwas nicht verstanden hat - heißt dies doch nicht, daß es keine ÜBERGÄNGE, keine Wege vom Unverständnis über das falsche oder mangelhafte Verständnis zum richtigen Verstehen, geben kann. Kinder zum Beispiel haben als idealen Lebenszweck, solche Wege zu gehen. Vielleicht muß man sich ja damit abfinden, daß mancher manches niemals verstehen wird. Aber im Großen und Ganzen kommen wir schon hin. Schwere Mißverständnisse, wurde gerade gesagt, sind solche, die sich nur schwer ausräumen lassen. Das kann mehreres bedeuten. Es kann heißen, daß es ziemlich lange dauert, bis sie ausgeräumt sind. Es kann heißen, daß man sich besondere Mittel einfallen lassen muß, um die Sache in`s Lot zu bringen. Es kann aber auch bedeuten, daß man ziemlich viel Federn lassen muß, bevor der andere bereit ist, was man getan hat von einer anderen Seite aus zu betrachten. Wie auch immer - eines zeigen uns fast alle Fälle schwerer Mißverständnisse: wie sehr unser ganzes Leben daran hängt, daß wir normalerweise verstanden werden und, falls wir einmal falsch verstanden werden, die Sache wieder ausräumen können. Und noch mehr gilt dies natürlich von den Fällen, in denen Unverständnis herrscht. Betrachten wir ein Beispiel. Nehmen wir an, was der Täter tut, sei das Äußern eines Satzes, genauer gesagt eines Befehlssatzes des Inhaltes, mehr Licht zu machen. Was er tut, soll also sein: befehlen, mehr Licht zu machen. Von dem, der ihn versteht und demgegenüber der Sprecher eine deontische Autoritätsperson ist, kann man erwarten, daß er, sagen wir, mehr Kerzen anzündet. Von einem, der dem vorherigen Hörer bis auf's letzte Verhältnis gleicht, allerdings den Satz mißversteht, kann man erwarten, daß er etwa die brennende Kerze löscht. Von demjenigen, der gar nichts versteht, kann man auch gar nichts erwarten, ganz egal, in welchem Verhältnis er zum Sprecher steht. Bis hierher ist alles klar. Aber nun wollen wir die Sache näher betrachten. Schauen wir uns den Satz "Mehr Licht!" an und dasjenige, was der, der ihn versteht, tut. Wenn das nicht verschiedene Dinge sind - der Satz und die Handlung, die ihm entspricht - dann weiß ich nicht, wovon man sagen soll, daß es verschiedene Dinge sind. Wie man eine Kerze anzündet, ist nicht geheimnisvoll - man kann es ja sehen. Aber wie kommt es, daß jeder, der den Satz "Mehr Licht!" versteht, ein weiteres Licht anzündet? Er könnte ja auch Mund und Nase aufsperren, oder das Haus anzünden oder weglaufen oder was auch immer tun. Was immer man sehen mag, eines sieht man nicht: wie der Befehl und seine Ausführung zueinander passen. Wenn man in dieser Hinsicht überhaupt etwas sieht, so scheint es, dann sieht man, daß es ungeheuer unwahrscheinlich, daß sie es tun. Kurz: nicht nur hängt unser ganzes Leben am Faden des Verstehens, nein, dies scheint auch noch ein überaus dünner Faden zu sein, jederzeit in Gefahr zu reißen. Daß wir uns normalerweise verstehen und, falls einmal nicht, uns verständigen können, ist, angesichts der ungeheuren Vielfalt an Möglichkeiten, auf das Äußern allein des Satzes "Mehr Licht!" zu reagieren, sehr viel unwahrscheinlicher, als daß wir uns nicht verstehen. Immerhin, manchmal ist ja ein anderer Mensch für uns ein völliges Rätsel. In fremden Ländern kann dies für einen Menschen das Normale sein. So gesehen müßte Unverständnis eigentlich die Regel sein und Verstehen die absolute Ausnahme. In Wirklichkeit scheint es aber genau umgekehrt zu sein. Wie ist dies möglich? 2. Dies sind Probleme, mit denen auch Wittgenstein sich beschäftigt hat. Von einigen Problemen wird gar gesagt, er habe sie gelöst. So sagen manche, Wittgenstein habe gezeigt, daß es Grenzen des Verstehens gibt, die PRINZIPIELL nicht überschritten werden können. Wo diese erreicht werden, da kommt es nie zum Verstehen, dafür schnell zu Konflikten: "Wo sich wirklich zwei Prinzipien treffen, die sich nicht miteinander aussöhnen können, da erklärt jeder den Andern für einen Narren und Ketzer."(ÜG 611)*1* Ein Narr ist freilich nicht dasselbe wie ein Ketzer. Ein Ketzer ist jemand, mit dem man vorsichtig umgehen muß - früher waren sie, sozusagen, leicht entflammbar, sie brannten sehr schnell. Das tun sie in den Tagen der Höflichkeit nicht mehr; dafür stehen sie schnell im Regen. Wenn man sich dies vor Augen hält, dann kann man ermessen, wie wichtig die Beobachtung ist, die Wittgenstein über den Umgang unter denen gemacht hat, für die es nur EIN Prinzip, nur EINE Technik gibt: "Es bricht kein Streit darüber aus (etwa zwischen Mathematikern), ob der Regel gemäß vorgegangen wurde oder nicht. Es kommt darüber z.B. nicht zu Tätlichkeiten." (PU 240) und, etwas vorsichtiger formuliert, "Es kann ein Streit darüber entstehen, welches das richtige Resultat einer Rechnung ist (z.B. einer längeren Addition). Aber so ein Streit entsteht selten und ist von kurzer Dauer." (PU S. 225) Ein Narr dagegen ist gewissermaßen unverletzbar, er genießt die Freiheit, der er seinen Namen lieh. Man kann dies eine NEGATIV BESTIMMTE Freiheit nennen: die Freiheit VON etwas und jemandem. Sie besteht darin, daß niemand den Narren so recht ernst nimmt, der Ketzer sowenig wie der Rechtgläubige. Der Narr ist frei von Verantwortung, weil frei von denen, die ihn zu dieser ziehen. Man kann es aber auch POSITIV ausdrücken: es ist eine Freiheit ZU etwas. Der Narr kann Dinge tun, insbesondere sagen, die andere nicht, ohne mit schlimmen Folgen rechnen zu müssen, sagen können. Ein Narr gleicht in dieser Hinsicht einem Kinde, das noch nichts versteht und dem man deshalb zuweilen selbst eine Majestätsbeleidigung durchgehen läßt, etwa wenn es laut ausruft, daß der Kaiser nackt ist. Ein Narr ist also jemand, der von anderen - Ketzern und Rechtgläubigen - auf eine Weise behandelt wird, die sich die beiden gegenseitig nicht angedeihen lassen, so wie ein Kind auch. Aber Ketzer und Rechtgläubiger haben mehr gemein, als nur ihr Verhältnis zum Narren. Wie Wittgenstein sagt: EINER erklärt den ANDEREN zum Ketzer. Hier sind "einer" und "anderer" Variablen, deren Bereich der der Anhänger der Prinzipien ist. In seinen eigenen Augen ist jeder ein Rechtgläubiger und jeder, der einem anderen Prinzip folgt, ein Ketzer. Natürlich ist dieser in seinen Augen wiederum ein Rechtgläubiger und der andere ein Ketzer. Der Begriff des Rechtgläubigen kann ALLEIN in der Welt nicht Fuß fassen: jemand kann, auch in seinen eigenen Augen, nur ein Rechtgläubiger in Beziehung auf Nicht-Rechtgläubige sein, seien dies nun relevante Nicht- Rechtgläubige, wie die Ketzer, oder nicht-relevante Nicht- Rechtgläubige, wie die Narren. Wenn es nur EINEN Glauben gibt und wenn ALLE ihm anhängen, dann gibt es trivialerweise keine Ketzer, aber es gibt dann auch, und das ist nicht so offensichtlich, auch keine Rechtgläubigen. Wenn es also zum Beispiel dem Rechtgläubigen gelingt, Ketzer zum rechten Glauben zu bekehren - ein Vorgang, für den manche gern das hier völlig unangebrachte Wort "überzeugen" anwenden -, dann sorgt er damit zugleich für sein eigenes Verschwinden und den Untergang des rechten Glaubens - genauso wie der Kaiser die Monarchie abschafft, wenn er ALLE zu Kaisern macht. Und wo bleibt der Weise? Nun, er ist natürlich derjenige, der sieht, daß was der Rechtgläubige vom Ketzer sagt, dieser von ihm sagt und daß auch beider Namengebung relational ist. Es ist der Weise, der sagt, daß dort, wo sich zwei unversöhnliche Prinzipien treffen, der eine den anderen einen Narren und Ketzer nennt. Der Ketzer und der Rechtgläubige kennen Unversöhnlichkeit von Prinzipien nur unter den Titeln des "Wahren" und des "Falschen", von "Schön" und "Häßlich", "Gut" und "Böse", "Mein" und "Dein", kurz nur unter dem Etikett des "Eigenen" und des "Fremden". Der Weise hat das mit dem Narren gemein, daß er sozusagen zwischen den Stühlen von Ketzer und Rechtgläubigem zu sitzen kommt.*2* Er genießt zwar keine Narrenfreiheit, wohl aber zuweilen das Privileg der Nichtbeachtung. Wir sehen: auch der Begriff des Weisen ist, wie die des Narren, des Ketzers und des Rechtgläubigen ein sozialer Relationsbegriff - jemand ist ein Weiser, wenn er von den anderen als ein solcher behandelt wird. Alle vier Begriffe haben nur scheinbar einzelne Individuen als Instanzen, in Wahrheit ziehen sie eher Grenzen im Raum sozialer Verhältnisse oder diesen entsprechender Verhaltensweisen. Ein Individuum, welches den einen oder anderen Namen erhält, bekommt diesen nur - wie, wenn ich mich recht entsinne, Brecht einmal vorschlug es zu sehen - als eine Bezeichnung oder ein Signal desjenigen Schnittpunktes, den es im sozialen Geflecht einnimmt - eines bestimmten sozialen Geflechtes, wie man hinzufügen muß. Denn der Weise sitzt zwar, wie der Narr, zwischen den Stühlen, aber eben zwischen den Stühlen SEINER Ketzer und Rechtgläubigen. Wenn diesseits der Pyrenäen die Menschheit aus Ketzern, Rechtgläubigen, Narren und Weisen besteht, könnte man in Anlehnung an Montaigne sagen, muß dies jenseits der Pyrenäen nicht auch so sein. So etwa könnte man Wittgensteins Position ausdeuten und dann zu der Frage übergehen, ob es eine richtige, hinreichende, tiefe Position ist. Zum Beispiel könnte man fragen, WO GENAU derjenige sitzt, der zwischen den Stühlen sitzt. Ist da also doch noch ein Stuhl, wenn auch ein ganz kleiner, viel niedrigerer? Oder man fragt, wie man denn wissen könne, daß es möglich sei, daß man etwas gar nicht verstehen kann? Denn wenn man es wissen könnte, dann müßte man auch wissen können, WAS ES IST, was man da nicht verstehen kann. Und wenn man das weiß, dann hat man doch schon einen guten Teil dessen, wenn nicht alles, worauf es ankommt, verstanden. Wie gesagt, so könnte man fragen, wenn nicht schon fraglich wäre, ob es wirklich Wittgensteins Position ist, was gerade angedeutet wurde. Leider ist das gar nicht klar. Zum Beispiel könnte jemand über folgende Stellen aus den Philosophischen Untersuchungen stolpern: "Befehlen, fragen, erzählen, plauschen gehören zu unserer Naturgeschichte so wie gehen, essen, trinken, spielen." (PU 25) "Die gemeinsame menschliche Handlungsweise ist das Bezugssystem, mittels dessen wir uns eine fremde Sprache deuten."(PU 206) "Was wir (durch Kleinschreibung getarnter PLURALIS MAJESTATIS - R.R.) liefern, sind eigentlich Bemerkungen zur Naturgeschichte des Menschen; aber nicht kuriose Beiträge, sondern Feststellungen, an denen niemand gezweifelt hat, und die dem Bemerktwerden nur entgehen, weil sie (wie etwa die Tatsache, daß es unter Mathematikern selten zum Streit kommt - R.R.) ständig vor unseren Augen sind."(PU 415) Also, so scheint es, gibt es doch so etwas wie eine allgemeine menschliche Natur, die wir in letzter Instanz anrufen können, wenn es zum Konflikt kommt. Wenn der eine den anderen zum Ketzer erklärt, dann ist dies zwar Ausdruck von Verstehensproblemen, diese sind aber sozusagen in Voreiligkeit, mangelnder Geduld oder Rückständigkeit des Geistes begründet. Er hätte es noch ein wenig länger versuchen müssen. Es hat ja schließlich auch ein paar hundert Jahre gedauert, bis Galileo Galileis Ansichten von denen, die sie früher, nun sagen wir, nicht verstanden haben, geduldet wurden. Auch die Verletzung der Temperaturempfindung des Giordano Bruno war in Wahrheit, wie wir heute denken wollen, eine Folge zu großer Ungeduld, nicht aber Ausdruck von Unversöhnlichkeit der Alleinseligmachenden. Denn IN WAHRHEIT gibt es gar keine unversöhnlichen Prinzipien - jedenfalls nicht in dem Sinne, daß sie IN WAHRHEIT unversöhnlich sind. Es gibt nur SCHEINBARE Unversöhnlichkeit, keine absolute, und also auch kein notwendiges Unverständnis, sondern nur temporäre oder ganz komplexe und leider auch schwere Mißverständnisse, von denen man nicht sieht, daß man sie eigentlich ausräumen kann. Weil dem so ist, liegt auch der Rechtgläubige falsch, wenn er meint, sich GRUNDLEGEND vom Ketzer zu unterscheiden. Zwar definieren sich Ketzer und Rechtgläubiger weiterhin gegenseitig - nur ist dies eine wechselseitige Rollenzuschreibung, die auf einem Mangel an Einsicht und Wissen beruht. Sie ist nicht wahrhaft begründet. Bekehrung ist doch eine Art von Überzeugung. Die Titel "Ketzer" und "Rechtgläubiger" könnte man "unwahre Bestimmungen" nennen. In diesem Bild kommen natürlich nicht nur dem Ketzer und dem Rechtgläubigen andere Rollen zu als in dem vorherigen, sondern auch den beiden anderen Charakteren. Nach wie vor verleiht der Weise zwar die Titel, jetzt aber hat er einen GRUND jenseits der in seiner Gemeinschaft befolgten Verhaltensmuster gefunden, von dem aus er die bestehenden Differenzen und Konflikte erklären und Auswege aus ihnen zeigen kann. Nichts Menschliches ist dem Weisen wahrhaft fremd. Auch der Narr bekommt eine neue Funktion. Er ist, wenn nicht einfach närrisch, dann eine Art sozialer Katalysator. Es ist nicht in der Ordnung, wenn der Kaiser in seiner Eitelkeit sich täuschen läßt und nackt herumläuft. Eine solche Situation ruft nach einem Eingriff der Vernunft. Aber wer kann die Wahrheit so aussprechen, daß sie erhört wird? Wer kann sie äußern, ohne etwas zu riskieren? Es sind das Kind und der Narr, die in die Bresche springen können. Ist das erlösende Wort gefallen, haben sie ihre Schuldigkeit getan und können gehn. Auf den Narren kommt es nur an, soweit er die in der Welt selbst liegende Narrheit oder Ironie ausspricht. Und genau insoweit es auf ihn ankommt, KANN er nicht nur gehn, wenn er seine Schuldigkeit getan hat, sondern SOLL oder MUSS er auch gehn. Der Narr ist ständig unterwegs, kommt nirgends an. Denn er muß Platz machen für die neue Wahrheit, die wahre Wahrheit, die der Weise bringt. Eingeordnet in diese logische Reihenfolge, gewinnen Narr und Kind nun aber auch eine neue Würde. Wer ausruft, daß der Kaiser nackt ist, hilft, die Ordnung wiederherzustellen, indem er Platz macht für das konstruktive Wort der Vernunft oder ihrer Instrumente. Der Narr und das Kind sind so die wahren Royalisten, edler als die schweigenden Untertanen.*3* Da es nun in Wahrheit keine widerstreitenden Prinzipien gibt, gibt es auch keine Stühle mehr, zwischen denen Weiser und Narr sitzen können. Worin sie sich gleichwohl von der Masse, der Gemeinde im Glauben, unterscheiden, ist, daß sie über die aktuellen Gestaltungen des Prinzips schon hinaus sind, daß sie also tiefer in ihm stehen, näher am Grunde. Der Narr gelangt dorthin aus Instinkt, der Weise dagegen aus Einsicht. Der Narr SPÜRT, was schief ist in der Welt und spricht es aus, der Weise BEGREIFT, warum es schief ist und wie man es wieder richten kann. Man sieht, es gibt Textstellen bei Wittgenstein, die es nicht von vornherein absurd erscheinen lassen, ihm eine der ersten geradezu entgegengesetzte Position zuzuschreiben. Aber welche von beiden, wenn überhaupt eine, ist die, die Wittgenstein einnahm? Ich will versuchen zu zeigen, daß er in einem Sinne beide und in einem anderen Sinne keine teilte. Was sowohl die erste Position, wie auch die zweite gemein haben, ist die Annahme, daß nur Einsicht in das Eigene Einsicht in das Fremde erlaubt, daß das Verstehen des Fremden, soweit überhaupt möglich, auf dem des Eigenen beruht. Die Differenz beginnt bei der Frage, was denn nun das Eigene sei, genauer gesagt: ob es sich bei dem Eigenen um etwas handelt, was auf einer universal gültigen Grundlage beruht oder nicht. Gibt es eine solche, dann ist uns auch nichts Menschliches wahrhaft fremd. Gibt es sie nicht, kann es Menschen geben, die uns unverständlich wie Löwen sind. Ich will dagegen für die Lesart werben, daß, soweit es IRGENDEINE Ansicht über das Eigene bei Wittgenstein gibt, diese unlösbar mit einer potentiellen Einsicht in das Fremde verbunden ist. Mit anderen Worten: wir haben es bei Wittgensteins Untersuchungen mit einem besonderen Fall der allgemeinen Formel "Jede Bestimmung ist eine Verneinung" zu tun. Das Eigene zu kennen heißt also, es als das potentiell Nicht-Fremde zu kennen. Und dies setzt natürlich voraus, daß wir das potentiell Fremde kennen. Dieses zu kennen bedeutet seinerseits, das Eigene zu kennen. In summa: Wenn man überhaupt eines von Beidem kennt, dann kennt man alles, was möglich ist - in dem Sinne, wohlgemerkt, in dem man davon sprechen kann, daß Wittgenstein das Eigene kennen will. Man könnte das Ganze auch in einer Mischung aus Hegelschen und Wittgensteinschen Worten wie folgt ausdrücken: Das Eigene ist das unmittelbar Bekannte. Als solches ist es noch nicht das Erkannte. Es wird zu einem solchen, indem es ALS das Eigene bekannt wird. Mit etwas ALS das-und-das bekannt zu sein setzt voraus, mit ihm auch ALS dies- und-dies bekannt sein zu können, wobei das-und-das notwendig verschieden von dies-und-dies ist. Als von das-und-das - dem Eigenen - notwendig verschieden, ist dies-und-dies das Fremde. Mit dem Eigenen als dem Eigenen bekannt zu sein, es also erkannt zu haben, bedeutet dann, mit ihm als dem Nicht-Fremden bekannt zu sein. Die Bestimmung von etwas als Eigenem ist zugleich die Verneinung von ihm als Fremdem. 3. Die PHILOSOPHISCHEN UNTERSUCHUNGEN beginnen bekanntlich mit einem Zitat aus den Bekenntnissen des Augustinus, in dem dieser beschreibt, wie er zu sprechen lernte. Daß jemand beschreibt, WIE er etwas gelernt hat, bedeutet auch, daß aus seiner Beschreibung ersichtlich ist, WAS gelernt wurde. Wer sagt: "Angefangen habe ich damit, daß ich mit einem Finger die weißen Tasten zuerst von links nach rechts und dann umgekehrt anschlug. Danach kamen dann mehrere Finger dran, dann wurden auch die schwarzen Tasten einbezogen und alles dies nach immer komplizierteren Noten." beschreibt nicht, wie er gelernt, Fahrrad zu fahren. Und natürlich beschreibt er auch nicht das Lernen des Fahrradfahrens so, als würde man es mit dem Klavier tun. Eine Beschreibung ist etwas, was mehr oder weniger TREFFEND sein kann. Es gibt also etwas, was mehr oder weniger gut getroffen wird. Es gehört zur Beschreibung eines Lernvorganges wesentlich dazu, daß das zu Lernende in ihr vertreten ist, sei es durch einen Eigennamen, sei es auf andere, mehr ausführliche Weise. Aus Augustinus' Beschreibung des Lernens der Sprache kann man somit ein Bild (vom Wesen) der Sprache gewinnen. Wittgenstein hat es kurz so zusammengefaßt: "Die Wörter der Sprache benennen Gegenstände - Sätze sind Verbindungen von solchen Benennungen."(PU 1) Von diesem Bild (vom Wesen) der menschlichen Sprache unterscheidet Wittgenstein folgende Idee: "Jedes Wort hat eine Bedeutung. Diese Bedeutung ist dem Wort zugeordnet. Sie ist der Gegenstand, für welchen das Wort steht."(Ebd.) Nennen wir diese Idee "Idee der Bedeutung".*4* Wittgenstein zufolge findet man in dem Bild vom Wesen der menschlichen Sprache die Wurzel der Idee der Bedeutung. Im Rest des ersten Paragraphen und in den auf diesen folgenden 31 Paragraphen kreisen Wittgensteins Ausführungen um Augustinus` Beschreibung des Lernens der Sprache, das in dieser enthaltene Bild vom Wesen der menschlichen Sprache sowie die darin wurzelnde Idee der Bedeutung. Vom Paragraphen 32 als einer strukturbildenden Zäsur in der Folge der 693 Paragraphen zu reden, erlaubt eine in diesen selten anzutreffende diesbezügliche Explizitheit: "Und nun können wir, glaube ich, sagen: Augustinus beschreibe das Lernen der menschlichen Sprache so, als käme das Kind in ein FREMDES Land und verstehe die Sprache des Landes nicht; das heißt: so als habe es bereits eine Sprache, nur nicht diese."(PU 32, meine Hervorhebung - R.R.) In einem Sinne ist diese Zusammenfassung völlig in Übereinstimmung mit Augustinus eigenen Worten. Denn er hatte ja von einer "natürlichen Sprache aller Völker" gesprochen. Aber selbst wenn es so eine Sache gibt - und sicher gibt es sie - beseitigt dies nicht den Unterschied zwischen dem Erlernen der MUTTERSPRACHE und dem Erlernen einer FREMDSPRACHE. Freilich, was man in dem Falle des Lernens des Klavierspielens und des Fahrradfahrens sofort sieht - daß die Beschreibung des Einen nicht an die Stelle der Beschreibung des Anderen treten kann - sieht man im Fall des Lernens der Muttersprache und dem des Lernens einer Fremdsprache nicht so leicht. Deshalb braucht Wittgenstein ja auch mehr als dreißig Paragraphen. Aber der Witz an dem Resumé in PU 32 ist nicht ein INHALTLICHER, etwa daß Wittgenstein die Existenz einer "natürlichen Sprache aller Völker" bestreiten will, sondern es ist ein METHODOLOGISCHER. Dies wird am deutlichsten in der Ersetzung des Ausdrucks "Beschreibung" im ersten Paragraphen durch den Ausdruck "Beschreibung als" in PU 32. Das-und- das ALS dies-und-dies beschreiben ist nicht dasselbe wie das-und-das- beschreiben. Wer beschreibt, wie es dazu kam und was geschah als das Kind rief "Der Kaiser ist ja nackt!", tut nicht dasselbe wie der, der wie es dazu kam und was geschah ALS eine Farce beschreibt. Wenn das Erste unzutreffend ist, dann war es nicht der Fall, daß es auf diese Weise dazu kam oder daß dies und jenes geschah. Seine Beschreibung war schlechthin unzutreffend. Wenn das Zweite unzutreffend ist, dann kann es durchaus sein, daß es der Fall war, daß es auf diese Weise dazu kam und daß dies und jenes geschah, doch leider war es keine Farce, sondern eine Tragödie. Wäre es eine Tragödie gewesen, wäre seine Beschreibung auch in Ordnung gewesen. Augustinus' Beschreibung wird entsprechend von Wittgenstein nicht als schlechthin unzutreffend charakterisiert, sondern als für ein anderes als das intendierte Gebiet richtig: "Augustinus beschreibt, können wir sagen, ein System der Verständigung; nur ist nicht alles, was wir Sprache nennen, dieses System. Und das muß man in so manchen Fällen sagen, wo sich die Frage erhebt: >Ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar?< Die Antwort ist dann: >Ja, brauchbar; aber nur für dieses eng umschriebene Gebiet, nicht für das Ganze, das du darzustellen vorgabst."(PU 3) Was hier wie eine einfache Antwort aussieht - "Ja, brauchbar; aber nur für dieses eng umschriebene Gebiet, ..." - erweist sich bei genauerem Hinsehen als eine Antwort mit Haken und Ösen. Denn mit der Frage "Ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar?" wurde natürlich danach gefragt, ob sie brauchbar FÜR DAS INTENDIERTE ANWENDUNGSGEBIET - das Ganze der Sprache - sei und nicht, ob sie für irgendeinen Teilbereich gelte. Wenn die Antwort nun tatsächlich lautet "Ja, brauchbar; aber nur für dieses eng umschriebene Gebiet, ...", dann heißt dies BEZOGEN AUF DEN INTENDIERTEN BEREICH genausogut "Nein, unbrauchbar". Wittgensteins Antwort hat ein wenig Ähnlichkeit mit der im folgenden Fall: Anfrage an RADIO ERIWAN: Stimmt es, daß der Genosse Semjon Semjonowitsch in der Lotterie einen Moskwitsch gewonnen hat? Antwort von RADIO ERIWAN: Im Prinzip ja; aber: erstens war es nicht der Genosse Semjon Semjonowitsch, sondern der Genosse Iwan Iwanowitsch; zweitens war es kein Moskwitsch, sondern ein Fahrrad und drittens hat er es nicht in der Lotterie gewonnen, sondern es wurde ihm gestohlen.*5* Was ist nun der Sinn von Wittgensteins RADIO-ERIWAN-ähnlicher Antwort? Nun, er setzt damit ein Ausweichmanöver fort, welches er bereits im ersten Paragraphen begann. Denn dort notiert er, fast beiläufig, daß Augustinus einen Unterschied der Wortarten in seiner Beschreibung des Lernens der Sprache nicht erwähnt. Danach gibt er eine Art PLAUSIBILITÄTSARGUMENT für Augustinus' Beschreibung: daß nämlich jemand, der eine solche gibt, an Hauptwörter wie "Tisch", "Stuhl" und "Brot" denken könnte. Und was ist mit den anderen Wortarten? Nun, das ist "etwas, was sich finden wird." (PU 1) Dann bricht er scheinbar die Diskussion des Augustinus-Zitates ab und fordert vom Leser: "Denke nun an diese Verwendung der Sprache: Ich schicke jemand einkaufen. Ich gebe ihm einen Zettel, auf diesem stehen die Zeichen: >Fünf rote Äpfel<. Er trägt den Zettel zum Kaufmann; der öffnet die Lade, auf welcher das Zeichen >Äpfel< steht; dann sucht er in einer Tabelle das Wort >rot< auf und findet ihm gegenüber ein Farbmuster; nun sagt er die Reihe der Grundzahlwörter - ich nehme an, er weiß sie auswendig - bis zum Worte >fünf< und bei jedem Zahlwort nimmt er einen Apfel aus der Lade, der die Farbe des Musters hat. - So, und ähnlich, operiert man mit Worten. - >Wie weiß er aber," setzt nun erstmals der Gesprächspartner Wittgensteins in den PU ein, "Wie weiß er aber, wo und wie er das Wort >rot< nachschlagen soll und was er mit dem Wort >fünf< anzufangen hat?" Darauf Wittgenstein: "Nun, ich nehme an, er handelt, wie ich es beschrieben habe. Die Erklärungen haben irgendwo ein Ende." Wieder der Partner: "Was ist aber die Bedeutung des Wortes >fünffünf< gebraucht wird."(PU 1) Man muß sich vor Augen halten, daß die Antworten auf beide Fragen des Partners in gewisser Hinsicht UNANGEMESSENE Antworten sind. Daß die Erklärungen irgendwo ein Ende haben, ist eine Trivialität, die zu erwidern nur an bestimmten Orten angebracht ist. Ein solcher ist zum Beispiel das Kinderzimmer, in welchem aus jeder Ecke die berühmten, weil nicht endenwollenden, Warum-Fragen kommen. Daß dies hier auch ein solcher Ort wäre, sieht man nicht ohne weiteres. Und seine Entgegnung, daß von einer Bedeutung des Wortes "fünf" nicht die Rede war, ist nicht nur schlichtweg gar keine Antwort auf die diesbezügliche Frage, sondern mit der Frage wird ja gerade vorausgesetzt, daß von einer solchen Bedeutung keine Rede war, und es wird angedeutet, daß von ihr die Rede hätte sein sollen. Es gibt in meinen Augen nur eine Variante, diese Stelle so zu deuten, daß Wittgenstein keinen Schaden als Autor nimmt: er weist die Fragen zurück und dies auf eine Weise, die ihn scheinbar der Begründung der Zurückweisung enthebt. Wittgenstein weicht also aus. Dies darf er nur dann ungestraft, wenn er damit auf mittlere oder lange Sicht eine überzeugende Antwort auf die Fragen, oder etwas dem funktional Äquivalentes, findet, denen er zunächst ausgewichen ist. Das Ausweichmanöver hat nun zwei interessante Effekte. Zunächst einmal enthebt es Wittgenstein der Aufgabe, eigene konstruktive Antworten, also etwa ein dem Augustinischen Bild des Ganzen der Sprache entgegenstehendes eigenes zu entwerfen. Und dann gewinnt er Zeit, die Aufmerksamkeit des Lesers auf andere Dinge zu lenken. Zu diesen gehören die besagte Szene in einem Laden*6* und vor allem die Sprache, die die berühmten Bauenden aus PU 2 sprechen und die aus den vier Worten "Platte", "Balken", "Würfel" und "Säule" besteht. Diese Sprache, so fordert Wittgenstein den Leser auf, solle er als "vollständige primitive Sprache auf(fassen)." (Ebd.) Auf diese Sprache nun trifft die Idee der Bedeutung zu, wie sie in dem von Augustinus evozierten Bild vom Wesen der menschlichen Sprache wurzelt. Wenn die Idee der Bedeutung auf diese Sprache zutrifft, nicht aber auf unsere, dann kann man sie "die Vorstellung einer primitiveren Sprache als der unsern" (ebd.) nennen. Das Vorgehen Wittgensteins sieht also folgendermaßen aus: zunächst wird eine Beschreibung des Lernens unserer Sprache aufgegriffen, daraus ein Bild vom Wesen der menschlichen Sprache destilliert und diesem eine Idee der Bedeutung zugeordnet. Dann wird eine Sprache konstruiert, die SICHTBAR zu dieser Idee paßt. Diese Sichtbarkeit hat nun einen entscheidenden Vorteil: es bedarf, wo sie gegeben ist, nicht der Haltung des "es wird sich schon finden". Denn diese erwächst ja gerade aus der Tatsache, daß die Beschreibung von Augustinus nur für einen Teil der Wortarten eine prima facie Plausibilität besitzt. Für andere Wortarten ist nicht KLAR, daß Augustinus' Beschreibung treffend ist. Man kann sich diesbezügliche Klarheit verschaffen, indem man primitive Sprachspiele konstruiert, die in übersichtlicher Weise zeigen, wie der Gebrauch anderer Worte als der, die Wittgenstein "Hauptwörter" nennt, aussieht. Oder man erweitert die Sprache aus PU 2 um weitere Wortarten - Zahlwörter, Farbwörter, Belustigungsworte, usw. - und zeigt auf diese Weise, wie der Augustinische allgemeine Begriff der Bedeutung immer mehr an Attraktivität verliert, bis er ganz und gar künstlich erscheint - solange man weiterhin an seiner ALLGEMEINHEIT festhält. Mit anderen Worten: die Allgemeinheit des Begriffs, die Haltung des "es wird sich schon finden" geraten unter Druck. Welchen Wert hat es aber für das Verständnis UNSERER Sprache, wenn wir Sprachen beschreiben können, auf die zwar Augustinus' Ausführen passen, die aber offensichtlich nicht unsere Sprachen sind? Wittgenstein meint, so wie das Augustinische Bild vom Wesen der menschlichen Sprache die Vorstellung einer primitiveren Sprache als der unserer genannt werden könne, könne man auch sagen, sie sei eine "primitive(n) Vorstellung von der Art und Weise, wie die Sprache (gemeint ist unsere Sprache - R.R.) funktioniert" (ebd.). Was ist dann aber eine nicht-primitive Vorstellung. Muß Wittgenstein nicht über eine solche verfügen, um die Ausgustinische "primitiv" nennen zu können? Denn "primitiv" ist, entgegen dem Anschein, ein Relationsprädikat. Wer von etwas sagt, es sei primitiv, hat etwas in der Hinterhand, mit dem er es vergleicht, an dem er es mißt. Kommen wir noch einmal auf RADIO ERIWAN zurück. Die Antworten von Radio Eriwan sind deshalb witzig, weil sie mit "Im Prinzip ja" anfangen und dann lauter Dinge kommen, die dazu im völligen Gegensatz stehen. Die Antworten von RADIO BERLIN sind deshalb nicht witzig, weil sie, wenn sie mit "Im Prinzip ja" anfangen, bestenfalls ein paar einschränkende Dinge hinter sich herziehen und wenn sie lauter entgegenstehende Dinge dranhängen, nicht mit "Im Prinzip ja", sondern mit "Nein, keineswegs" beginnen. Die Frage "Ist diese Darstellung brauchbar, oder unbrauchbar?" ist eine sogenannte Ja-Nein-Frage, genauso wie die Frage "Stimmt es, daß der Genosse Semjon Semjonowitsch in der Lotterie einen Moskwitsch gewonnen hat?". Radio Eriwan antwortet mit "Ja, aber" und sagt damit "Nein". Wittgenstein antwortet nicht mit "Ja", aber er antwortet auch nicht mit "Nein". Insofern ist seine Antwort auch nur eine "RADIO-ERIWAN-ÄHNLICHE Antwort". Wittgensteins Manöver ist, wie gesagt, ein AUSWEICHMANÖVER. Aber darf er denn einfach so ausweichen? Nun, er darf es u.a. dann, wenn es auf die Ja-Nein-Frage keine Ja-Nein-Antwort gibt. Was hätte Radio Eriwan antworten können, wenn die Frage nicht die obige gewesen wäre, sondern diese: "Stimmt es, daß der Genosse Semjon Semjonowitsch in der Lotterie einen Cadillac gewonnen hat?" Der Genosse Semjon Semjonowitsch hat ihn NICHT in der Lotterie gewonnen, aber er hat in gewissermaßen auch NICHT NICHT dort gewonnen. Er hätte ihn dort gar nicht gewinnen KÖNNEN! Einen Moskwitsch dagegen hätte er dort sehr wohl gewinnen können. Die Frage mit dem Cadillac ist entweder nicht mehr witzig, oder sie ist es aus einem ganz anderen Grund als die nach dem Moskwitsch. Die nach dem Cadillac hat das, was Fachleute eine "nichterfüllte Präsupposition" nennen - daß man in einer sowjetischen Lotterie einen Cadillac gewinnen konnte. Deswegen ist sie entweder nicht mit einer Ja-Nein-Antwort zu bedenken oder, wenn sie es ist, hat sie einen anderen Skopus als die Ja-Nein-Antwort im ersten Fall. Und genau dies ist auch der Witz von Wittgensteins Antwort "Ja, brauchbar; aber nur für dieses eng umschriebene Gebiet, nicht für das Ganze, das du darzustellen vorgabst." Die nichterfüllte Präsupposition in der Frage "Brauchbar - ja oder nein?" ist die, daß es eine ALLGEMEINE Darstellung gibt, die, wenn es denn nicht die von Augustinus sein kann, dann doch wenigstens eine ist, die mit dieser al pari steht; daß die "was nicht auf Anhieb in das Schema paßt, wird sich schon finden"- Haltung, so wie tausendfach in der Wissenschaft, auch in der Philosophie am Platz sei und sich schon bewähren wird. Das Beste, was es geben kann, ist - und jetzt können wir einen mittelfristigen Sprung in den Philosophische Untersuchungen machen - eine Beschreibung der Familie der Sprachspiele mitsamt ihren FAMILIENÄHNLICHKEITEN, nicht aber die Angabe von etwas, was allem, was wir "Sprache" nennen, gemeinsam ist. (Vgl.: PU 65ff.) Wenn wir ein Sprachspiel wie etwa das der Bauenden in PU 2 betrachten, dann ist klar, daß es hier keinerlei Fachkompetenz bedarf, um zu sehen, wie es sich verhält, so wie eine solche benötigt wird, wenn etwa ein Chemiker eine Analyse durchführt oder ein Verhaltensforscher Löwen beobachtet. Wieso wird im Fall der Sprache, z.B. von Augustinus, trotzdem nicht gesehen, wie es sich verhält? Nun, ein Grund ist sicher die unendlich viel größere Komplexität unserer Sprache im Vergleich zu den primitiven Sprachspielen. Aber zumindest genauso folgenreich ist die THEORETIZITÄT DES VORURTEILS, mit dem man an die Sprache herantritt. Irgendein Vorurteil - eine grobe Vorstellung von dem, was man sucht oder erwartet - hat man meistens. Aber welchen Charakter diese hat, ist eine andere Frage. Problematisch ist nicht, daß man mit einigen wenigen Beispielen anfängt, etwa dem Lernen von Hauptwörtern, sondern daß man sich damit begnügt, daß man diese wenigen Beispiele zu den normalen Fällen erklärt und die anderen im Zweifelsfall zu Anomalien. Was immer einem präsentiert wird - es wird sich schon irgendwie in das Schema einpassen lassen. Man ist nicht bereit, das Vorurteil als ein solches zu sehen. Täte man es, wäre man leicht geneigt, es aufzugeben - das ist das Schicksal von selbstbewußten Vorurteilen. Betrachtet man dagegen das, was angesichts des ersten Urteils als Anomalie erscheint, als die Regel, nimmt man den scheinbar pathologischen Fall für den paradigmatischen, versucht man sich vorzustellen, wie eine Praxis aussähe, in der die Ausnahme die Regel ist, kurz: erfindet man fremde Sprachspiele, dann kann es geschehen, daß man am Ende die eigene Sprache so gut wie nur möglich versteht. Man versteht dann, warum etwas ein pathologischer Fall, eine Anomalie oder eine Ausnahme ist. Allerdings ist dies kein Verständis von kausalen Zusammenhängen, sondern von grammatischen Strukturen. Das und das ist eine Anomalie, weil dies und dies der Normalfall ist, nicht weil es in sich unvollkommen wäre. Denn wenn die Menschen sich so und so benähmen, wäre das-und-das das Normale, während dies-und-dies eine Anomalie wäre. Wissen wir, was es heißt, daß etwas eine Anomalie, ein pathologischer Fall etc. ist, dann wissen wir auch, was es heißt, daß etwas das Normale, die Regel ist. Wollen wir wissen, WORIN an dem, was wir tun, das Normale, das Reguläre besteht, wollen wir, mit anderen Worten, das Bekannte erkennen, dann können wir es herausfinden, indem wir uns anormale Fälle ansehen und versuchen zu sehen, worin hierin das Anormale besteht. Da dieses aber nur anormal hinsichtlich unserer Praxis, nicht in sich selbst ist, finden wir dies heraus, indem wir uns fragen, wie die Welt und insbesondere eine Lebensform sein müßte, damit die Anomalie die Regel wäre. Und dies wäre ja die Vorstellung des Fremden. Es gibt also einen Maßstab, mit dem man Sprachspiele und Lebensformen messen kann: es ist unsere Lebensform. Aber diese ist nur dann ein Maßstab, könnte man sagen, wenn man das Fremde schon gemessen hat. Es gibt dagegen keinen Maßstab, der feststeht, und an dem man unabhängig von Sprachspielen und Lebensformen messen kann. Wenn man Wittgensteins Vorgehen auf diese Weise zusammenfaßt, sieht es so aus, als schriebe man ihm eine PHILOSOPHISCHE POSITION zu, als meinte man, er hätte eine PHILOSOPHISCHE ANSICHT gehabt, oder eine THESE vertreten wollen. Als solche stünden sie alle auf einer Stufe mit den beiden eingangs geschilderten Positionen. Von diesen wurde gesagt, daß Wittgenstein sie in einem Sinne beide teilt und in einem anderen Sinne keine. Die gerade gegebene zusammenfassende Skizze des Wittgensteinschen Vorgehens legt nun nahe, diese Bemerkung in genau dem Sinne zu verstehen, in dem Wittgenstein Augustinus' Beschreibung charakterisiert. Also so, als wären sowohl die erste Position wie auch die zweite zwar nicht generell, aber doch partiell gerechtfertigt. So gesehen, erschienen Wittgensteins Untersuchungen leicht als eine Theorie, die konkurrierende Theorien durch die explizite Beschränkung des Individuenbereichs der gebundenen Variablen integriert. Inwieweit dies stimmt oder nicht stimmt und welche Relevanz Wittgensteins Untersuchungen haben könnten, wenn es NICHT stimmt, soll im folgenden etwas näher betrachtet werden. Dazu wähle ich zunächst einmal einen kleinen autobiographischen Umweg. 4. Es gibt ein kleines Gedicht aus den BUCKOWER ELEGIEN von Bertolt Brecht, welches ich während meiner Schulzeit zu lernen gezwungen war. Es heißt DER RAUCH und geht so: DER RAUCH Das kleine Haus unter Bäumen am See Vom Dach steigt Rauch Fehlte er Wie trostlos dann wären Haus, Bäume und See.*7* Wenn ich sagte, ich sei gezwungen gewesen, es zu lernen, dann deshalb, weil ich - etwa im Gegensatz zu Theodor Fontanes Gedicht JOHN MAYNARD, welches wir ebenfalls in der Schule lernten - an diesem Gedicht nichts finden konnte, was es des Auswendiglernens wert gemacht hätte. Ein Haus, ein See, ein paar Bäume und ein bißchen Rauch - alles völlig alltägliche Dinge, weder einzeln noch zusammen des Heraushebens durch ein Gedicht wert. Außer daß der Rauch vom Dach steigt - Und was sollte Rauch schon anderes tun? - passiert hier nichts. Eigentlich passiert also gar nichts - kein Vergleich mit der Spannung in Fontanes Zeilen: ... Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei - da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei "Feuer!" war es, was da klang, ein Qualm aus Kajüt und Luke drang, ein Qualm, dann Flammen lichterloh, und noch zwanzig Minuten bis Buffalo. ...*8* Verglichen damit ist ein kleines Haus unter Bäumen am See, von dessen Dach Rauch steigt, so trostlos, daß auch fehlender Rauch es nicht trostloser machen könnte. So gelesen, schien Brechts Gedicht nicht wert, geschrieben zu werden. Viele Jahre später kam mir Brechts kleines Gedicht wieder in den Sinn. Diesmal aber hinterließ es einen ungeheuren Eindruck. Nach wie vor galt zwar, daß nichts alltäglicher sein könnte als ein Haus, ein See, ein paar Bäume und ein bißchen vom Dach steigender Rauch. Nur sah ich diesmal Schönheit, Tiefe und Spannung in dem Gedicht. Warum heißt es DER RAUCH und nicht etwa DAS KLEINE HAUS UNTER DEN BÄUMEN AM SEE? Weil es darauf in gewissem Sinne nicht ankommt. Anstelle eines Hauses hätte es auch eine Hütte sein können, oder vielleicht auch eine Villa. Statt der Bäume hätten es auch Büsche oder Felsen getan. Und auch der See ist nicht wesentlich. Ein Fluß wäre auch gegangen. Zweifellos, keine von diesen Alternativen hätte allein die Schönheit und die Präzision des Gedichts im gleichen Maße erhalten; keine hätte aber auch seine Botschaft, wenn man es so nennen darf, völlig zerstört. Dagegen verändert sich alles, wenn statt des Rauches von, sagen wir, einer Garage die Rede wäre. Der vom Dach steigende Rauch kündet von der ANWESENHEIT von Menschen und damit davon, daß jemand in Not hier Hilfe finden könnte, ein offenes Ohr, Gastfreundschaft und eine Herberge. Es sind die Menschen, bei denen man letztlich auf Freundlichkeit, Ansporn, Hilfe, Mitleid, Aufmunterung, Klatsch und Tratsch, Lust und Laune, Vergnügen, Intrigen und Beichten, Verrat und Treue, Leidenschaft und Geduld und so weiter und so fort hoffen kann. Was wäre die Welt ohne alles dies? Sie wäre trostlos. Allerdings, wir suchen Freude und Entspannung, Lust und Laune, Hilfe und Unterstützung, Ansporn und Unterhaltung, Liebe und Leidenschaft und was weiß ich nicht noch alles in vielen Dingen. Man sieht dem, worin wir finden, was wir suchen, nicht immer an, daß man es in ihm nur findet, weil es mit Menschen zu tun hat. Brechts Gedicht kann Einem genau das zeigen. Es versinnbildlicht, auf welche Weise Dinge trostlos werden können: indem sie der Anwesenheit des Menschen entbehren. Um dies zeigen zu können, muß der Rauch aus seinen natürlichen Zusammenhängen gelöst werden. Farbe, Gestalt, Geruch des Rauches als solche verschwinden. Der Rauch steht im Gedicht nicht auf einer Stufe mit seinen AUSSERLYRISCHEN ERWÄHNUNGEN sondern gewissermaßen über ihnen. Man könnte sagen, der Rauch hat im Gedicht etwas Sublimes, Erhabenes. Was heißt es aber, daß etwas sublim, erhaben ist? Immanuel Kant hat sich an einer, wie mir scheint gelungenen, "Namenerklärung des Erhabenen"*9* versucht: "ERHABEN", schreibt er, "nennen wir das, was SCHLECHTHIN GROSS ist. Groß-sein aber, und eine Größe sein, sind ganz verschiedene Begriffe (magnitudo und quantitas). Imgleichen SCHLECHTWEG (simpliciter) sagen, daß etwas groß sei, ist auch ganz was anderes als zu sagen, daß es SCHLECHTHIN GROSS (absolute non comparative magnum) sei. Das letztere ist das, WAS ÜBER ALLE VERGLEICHUNG GROSS IST."*10* Es sind drei Dinge, die an Kants "Namenerklärung" bemerkenswert sind. Da ist zunächst die Unterscheidung zwischen dem, was groß ist und dem, was "über alle Vergleichung groß ist". Mit letzterem Ausdruck ist natürlich nicht gemeint, daß dasjenige erhaben ist, was NACH allen Vergleichen als das Größte übrigbleibt. Gemeint ist auch nicht dasjenige, von dem wir VOR allen Vergleichen, die wir aber gleichwohl für durchführbar halten, so beeindruckt sind, daß wir es schlechtweg groß nennen würden. Das schlechthin Große ist vielmehr dasjenige, was JENSEITS aller Vergleichung groß ist. Wenn Kant sagt, daß beides "ganz verschiedene Begriffe" sind, dann kann man davon ausgehen, daß er jemanden, der behauptet, der kleinste Kaiser sei der größte gewesen, weder der widersprüchlichen Rede noch des Unwissens hinsichtlich der Zahl der Kaiser, die die Welt gesehen hat, beschuldigt hätte. Verallgemeinert bedeutet dies, daß die Größe, die Quantität von etwas mit seiner Erhabenheit nichts zu tun. Keine der komparativen oder quantitativen Eigenschaften eines Dinges sind relevant, wenn es um seine Erhabenheit geht. Anders gesagt: nichts von dem, was ein Ding als Mitglied einer natürlicher Klasse bestimmt, tut zur Sache, wenn Größe schlechthin zur Debatte steht. Alle empirischen Eigenschaften sind hier irrelevant. Als erhaben ist ein Ding sozusagen rein. Indem etwas als erhaben charakterisiert wird, wird es zugleich vollständig gereinigt, absolut purifiziert, in diesem Sinne sublimiert. Genau dies traf ja auch auf den Rauch in Brechts Gedicht zu. Hätte Brecht statt Vom Dach steigt Rauch geschrieben Vom Dach steigt weißer Rauch hätte er sein Gedicht sozusagen verunreinigt oder, wie man heute zuweilen sagt, verunklart. Dagegen ist es wichtig für Fontanes Gedicht, daß die Flammen LICHTERLOH aus der Kajüte SCHLAGEN und nicht nur ZÜNGELN. Dies macht aber auch, scheint mir, den Unterschied in der Tiefe beider Gedichte aus. Fontanes JOHN MAYNARD gibt keine Einsicht in das WESEN von menschlichem Mut und Opferbereitschaft, sondern ein hervorragendes BEISPIEL dafür. Dagegen geht es in Brechts Gedicht um das Wesen einer Einstellung des Menschen zu den Dingen. Man könnte sagen, daß gerade die Tatsache, daß in Brechts Gedicht nicht vom Menschen die Rede ist, es erlaubt, auf TIEFE Weise von ihm zu reden.*11* Dies führt uns zum nächsten Punkt. Fontanes Gedicht schildert, wie gesagt, ein eindrucksvolles Beispiel edlen menschlichen Verhaltens. Als solches ist es aber gerade NICHT ALLTÄGLICH, sondern sticht unmittelbar in's Auge. Es ist innerhalb der Gattung edlen menschlichen Verhaltens ein GROSSES EXEMPLAR. Als solches erregt es von selbst das Interesse - so, wie der Jahrmarktschreier auf ein solches rechnen kann, wenn er verkündet, bei ihm könne man den dicksten Mann der Welt sehen. Nichts davon trifft auf den fehlenden Rauch in Brechts Gedicht zu. Dieser ist vielmehr etwas durch und durch Alltägliches. Worauf könnte ein Schausteller hoffen, der verkündet, bei ihm könne man Rauch aus einer Schale steigen sehen? Um von einem Dach steigenden Rauch bemerkenswert zu finden, muß man eine bestimmte Einstellung zu ihm haben, die nicht dieselbe wie die dem Gigantischen gegenüber ist. Es ist eine Einstellung, die der in folgenden Bemerkungen Wittgensteins angesprochenen zwar nicht gleicht, ihr aber doch sichtlich verwandt ist: "Einer könnte sagen >Ein Satz, das ist das Alltäglichste von der Welt<, und der Andre: >Ein Satz - das ist etwas sehr Merkwürdiges!<"(PU 93) Für die zweite Einstellung dem Satz gegenüber gibt Wittgenstein zwei Motive. Betrachten wir das erste: "Warum sagen wir, der Satz sei etwas Merkwürdiges? Einerseits, wegen der ungeheuren Bedeutung, die ihm zukommt. (Und das ist richtig.)" (Ebd.) Die "ungeheure Bedeutung" von der hier die Rede ist, ist die UNGEHEURE BEDEUTSAMKEIT, DIE FUNDAMENTALE WICHTIGKEIT des Satzes für unser Leben. Es ist der Satz, mit dem wir befehlen, beschreiben, berichten, vermuten, darstellen, erfinden, deklamieren, singen, raten, übersetzen, bitten, danken, fluchen, grüßen, und - wie etwa Augustinus - bekennen und beten. Ist es da erstaunlich, daß sein Wesen den Philosophen interessiert? Sowohl in Brechts Gedicht als auch in Wittgensteins Ausführungen zum Wesen des Satzes geht es nicht um GESCHMACKSFRAGEN, sondern um etwas, was man versucht sein könnte, "EXISTENTIELLE FRAGEN" zu nennen. Wenn uns also sowohl das Gedicht wie auch die philosophischen Bemerkungen wichtig erscheinen, so ist dies eine Wichtigkeit, die sie vom Dargestellten erben. Ein dritter Punkt, der mir an Kants Worten hervorhebenswert erscheint, ist eine kleine Asymmetrie, die man leicht übersieht. Zur Erinnerung, Kant unterscheidet zunächst zwischen dem, was schlechthin groß ist und dem, was im Vergleich zu anderem groß ist und fügt dann hinzu: "Imgleichen SCHLECHTWEG (...) sagen, daß etwas groß sei, ist auch ganz was anderes als zu sagen, daß es SCHLECHTHIN GROSS (...) sei. Das letztere ist das, was über alle Vergleichung groß ist." - Hier ist etwas schief. Auf der einen Seite des Vergleichs steht eine ART, ETWAS ZU SAGEN - "schlechtweg (simpliciter) sagen, daß ..." - und auf der anderen Seite geht es um eine ART, WIE ETWAS GROSS SEIN KANN - "sagen, daß es SCHLECHTHIN GROSS (absolute non comparative magnum) sei". Gemeint war vielleicht folgendes: wenn man schlechtweg von etwas sagt, daß es groß sei, meint man damit, es sei groß im Vergleich zu anderen Exemplaren seiner Gattung - und das wiederum bedeutet, daß man, statt es schlechtweg zu sagen, es auch hätte ausführlicher, mit Nennung des Verglichenen, sagen können - und dies sei beides eben nicht dasselbe wie zu sagen, daß es schlechthin groß sei. Aber nachdem nun einmal zwei Gesichtspunkte von Kant eingeführt wurden - einmal die ART DES SAGENS und dann die ART DES GESAGTEN - stellt sich fast von selbst die Frage, auf welche Weise man sagen kann, daß etwas schlechthin groß sei. Auch ganz unabhängig von dem, was Kant gesagt und gemeint haben mag, stellt sich folgendes Problem: Wenn man das Alltägliche nicht auf alltägliche Weise ansieht, es nicht mehr an anderem mißt und nur auf diese Weise als schlechtin groß, als Erhaben, sehen kann, woher weiß man dann, was man so nennen soll? Woher weißt Du, daß das, was ich "erhaben" nenne, es auch WIRKLICH ist? Wenn ich von etwas sage, es sei zwei Meter groß, dann weiß jeder, wie man mir eine Unwahrheit anhängen könnte. Aber wenn ich etwas, was zufällig zwei Meter groß ist, erhaben nenne, dann kann man mir, wie es scheint, nichts anhaben. Es gibt, hieße dies, keinen Raum für Kritik, weil keine Möglichkeit, einen Fehler zu machen. Und wo man keinen Fehler machen kann, da kann man auch nichts richtig machen. Schlechtweg sagen, daß etwas groß sei, erschien oben als elliptische Form der ausführlicheren Sprechweise. Man kann von einem Menschen schlechtweg sagen, er sei groß. Gefragt, was man damit meine, kann man antworten, er sei zwei Meter groß oder er sei größer als die meisten anderen Menschen. Und beides läßt sich nachprüfen. Beides kann ein Irrtum sein. Dagegen scheint sich im Falle der Erhabenheit die Sache anders darzustellen. Hier sieht es so aus, als gäbe es gar keine Möglichkeit, AUF ÜBERPRÜFBARE WEISE zu sagen, daß etwas schlechthin groß sei, als gäbe es also nur die Möglichkeit, schlechtweg zu sagen, daß etwas schlechthin groß sei. Denn mit dem, was man messen, wiegen und zählen kann, hat dies nichts zu tun. Womit hat es aber etwas zu tun? Nach Kant: mit gar nichts. 5. Oben wurden aus PU 93 zwei Einstellungen dem Satz gegenüber zitiert: als etwas Alltäglichem und als etwas Merkwürdigem. Und Gleiches gilt für das Verstehen, das Mißverstehen und das Nicht- Verstehen. Nun IST der Satz etwas ganz Alltägliches, ganz egal welche Einstellung wir ihm gegenüber haben. Und ihm kommt auch tatsächlich eine ungeheure Bedeutung für unser Leben zu. Aber es scheint schwer, beides zusammenzubringen. Denn wer den Satz in seiner Alltäglichkeit auch nur als solchen betrachtet, wie kann der von seiner UNGEHEUREN Bedeutung reden? Jedenfalls nicht, indem er ihn mit anderem vergleicht, denn da kommt nie etwas wahrhaft Ungeheures, Erhabenes heraus. Und der, welcher den Satz als etwas sehr Merkwürdiges anschaut, der "kann nicht einfach nachschauen, wie Sätze funktionieren" (ebd.), sie also gerade nicht in ihrer Alltäglichkeit erfassen. Wenn er aber nicht nachschauen, nicht vergleichen kann, wenn er nicht sagen kann, ob es sich mit diesem und jenem tatsächlich vorkommenden Satz so oder so verhält, worüber redet er dann, wenn er vom Satz sagt, er sei etwas sehr Merkwürdiges? Und wenn er über gar nichts redet, spricht er dann überhaupt? Klar ist, denke ich, daß es der Weise ist, der vom Satze sagt, er sei etwas sehr Merkwürdiges. Was ihn auszeichnet ist, daß er, indem er dies sagt, der ungeheuren Wichtigkeit des Satzes AUSDRUCK VERLEIHT. Aber dies tut er gerade nicht, indem er es sagt. Wollte er es sagen, dürfte er nicht die Sprache sprechen, die wir gewöhnlich sprechen und die einhergeht mit dem Messen, Zählen, Wiegen usw. der Dinge, so daß, zum Beispiel, ein bestimmtes Maß an Übereinstimmung in unseren Urteilen möglich ist und deshalb Nichtübereinstimmung kein Zeichen von Willkürlichkeit sein muß. Eigentlich könnte man sagen, kann der Weise es nie zu einem Satze bringen, wenn ein Satz dasjenige sein soll, was gewöhnlich Satz genannt wird, sondern nur zu etwas, was ausschaut wie ein Satz. Man könnte beim Philosophieren auf diese Weise dazu kommen, zu sagen, "die Sprache spricht". Aber weil die Sprache nicht sprechen kann, sondern nur wir Menschen, könnte man auch dahin gelangen, "wo man nur noch einen unartikulierten Laut ausstoßen möchte. - Aber ein solcher Laut ist ein Ausdruck nur in einem bestimmten Sprachspiel, das nun zu beschreiben ist." (PU 261)*12* Nun ist sichtbar, in welchem Sinne Wittgenstein beide eingangs dargestellten Positionen und in welchem Sinne er keine von beiden teilt. Er teilt beide in dem Sinne, daß er sich auf die Ebene bezieht, die beide auszeichnet - die des Betrachtens des Verstehens und seiner Oppositionen als etwas Fundamentalem, sehr Merkwürdigem, Erhabenem. Er teilt keine von beiden in dem Sinne, daß er sieht, daß es keine teilbaren Positionen sind, die hier vertreten werden, weil es gar keine Positionen sind, sondern sprachlich mißverstandene begriffliche Feststellungen. "Wo sich wirklich zwei Prinzipien treffen, die sich nicht miteinander aussöhnen können, da erklärt jeder den Andern für einen Narren und Ketzer."(ÜG 611)*13* - dies ist nicht die Formulierung einer Position, einer These. Der Satz sagt nicht, daß da erst zwei wirklich unversöhnliche Prinzipien sind und dann kriegen wir das Theater. Es ist eine begriffliche Feststellung, die erklärt, was es heißt, daß etwas zwei wirklich unversöhnliche Prinzipien sind. Aber was wird dann aus Philosophie und Logik? Es schien doch, "daß ihr eine besondere Tiefe - allgemeine Bedeutung - zukomme. Sie liege, so schien es, am Grunde aller Wissenschaften. - Denn die logische Betrachtung erforscht das Wesen aller Dinge. Sie will den Dingen auf den Grund sehen und soll sich nicht um das So oder So des tatsächlichen Geschehens kümmern. - Sie entspringt nicht einem Interesse für Tatsachen des Naturgeschehens, noch dem Bedürfnisse, kausale Zusammenhänge zu erfassen, sondern einem Streben, das Fundament, oder Wesen, alles Erfahrungsmäßigen zu verstehen."(PU 89) Was wird also aus der Sublimität, die die Logik von ihrem Gegenstand erbt? ">Die Sprache (oder das Denken (oder das Verstehen - R.R.)) ist etwas Einzigartiges< - das erweist sich als ein Aberglaube (nicht Irrtum!), hervorgerufen selbst durch grammatische Täuschungen. Und auf diese Täuschungen, auf die Probleme, fällt nun das Pathos zurück." (PU 299) Man muß dies nicht bedauern, denn wie schon Austin sagte: " ... ein Übermaß an Tiefe, oder sagen wir besser Erhabenheit, (ebnet) der Unmoral den Weg."*14* Aber das haben weise Narren ja immer schon gewußt! <><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><><> FUSSNOTEN: *1* Aus Ludwig Wittgensteins Werkausgabe (Suhrkamp: Frankfurt a.M. 1984) wird in diesem Beitrag auf folgenden Weise zitiert. "ÜG ..." steht für ÜBER GEWISSHEIT und Nummer des Paragraphen; "PU ..." hält den Platz für PHILOSOPHISCHE UNTERSUCHUNGEN und Nummer des Paragraphen oder Nummer der Seite, wenn es um den Teil II der PU geht. - Von Narren, Ketzern, Rechtgläubigen und Weisen soll im folgenden in einem sehr breiten Sinne die Rede sei. So sollen etwa vom Witzbold bis zum Ironiker alle unter den Begriff des Narren fallen. *2* Kierkegaard sieht den Ironiker als jemanden, der keine Gemeinschaft gründen kann, weil die Ironie ihrem Begriff zufolge Isoliertheit ist. (Siehe: S. Kierkegaard, ÜBER DEN BEGRIFF DER IRONIE MIT STÄNDIGER RÜCKSICHT AUF SOKRATES, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1991 (2. Aufl.), S. 253.) Bei Wittgenstein heißt es, der Philosoph sei nicht Bürger einer Denkgemeinde. *3* Bei Hegel (VORLESUNGEN ÜBER DIE GESCHICHTE DER PHILOSOPHIE, BAND 1, Leipzig: Reclam 1982, S. 395) heißt es über Aristophanes: "Allein alles hat viel tieferen Grund; bei seinen Späßen liegt tiefer Ernst zugrunde. Bloß spotten wollte er nicht; Ehrwürdiges bespotten ist kahl und platt. Ein elender Witz ist der, welcher nicht substantiell ist, nicht auf Widersprüchen beruht, die in der Sache selbst liegen; Aristophanes ist kein schlechter Witzling gewesen. Es ist nicht möglich, an etwas Spott äußerlich anzuhängen, das nicht den Spott seiner selbst, die Ironie über sich, an sich selbst hat. Das Komische ist: Mensch, Sache aufzuzeigen, wie es sich in sich selbst auflöst in seinem Aufspreizen. Ist die Sache nicht in ihr selbst ihr Widerspruch: so ist das Komische oberflächlich, grundlos. ... Aus allen seinen Stücken geht hervor, welch gründlich tiefer Patriot er gewesen ist - ein edler, vortrefflicher, wahrhaft athenischer Bürger." *4* Es könnte leicht irreführen, diese Idee "Idee der Bedeutung eines Wortes" zu nennen, weil es Teil der Idee ist, daß jedes Wort eine Bedeutung hat. Dieser Teil der Idee ist nicht von selbst einsichtig, sollte also nicht schon implizit in der Benennung der Idee enthalten sein. Ist dies allerdings einmal klargestellt, kann dann auch von dem "allgemeinen Begriff der Bedeutung der Worte" (PU 5) gesprochen werden. *5* Ich verdanke die Erinnerung an diesen Witz dem intimen Kenner von Radio Eriwan, Peter Steinacker. *6* Paul Bassen (Oakland, CA) hat mich darauf aufmerksam gemacht, daß nicht erst das Sprachspiel aus PU 2 für uns fremd ist, sondern bereits das aus PU 1, denn in unseren Läden schaut kein Kaufmann auf eine Tabelle mit angeschlossener Farbtafel. Wenn einem das einmal aufgefallen ist (und man übersieht es so leicht, weil das Sprachspiel aus PU 1 uns so viel weniger fremd ist als das aus PU 2, daß es uns schon wieder vertraut erscheint), dann sieht man auch leicht, daß Ähnliches für des Kaufmanns Umgang mit den Worten "Äpfel" und "fünf" gilt. *7* Nachzulesen in: Bertolt Brecht, GEDICHTE 2, SAMMLUNGEN 1938-1956 (= BAND 12 der GROSSEN KOMMENTIERTEN BERLINER UND FRANKFURTER AUSGABE, Hrsgg. von W. Hecht, J. Knopf, W. Mittenzwei und K.-D. Müller), Aufbau: Berlin und Weimar, Suhrkamp: Frankfurt a.M. 1988. *8* Aus: FONTANES WERKE IN FÜNF BÄNDEN, Ausgewählt und eingeleitet von H.H. Reuter, Aufbau: Berlin und Weimar 1964, Bd. 1. *9* So der Titel von § 25 der KRITIK DER URTEILSKRAFT (B 80-86/ A79-85), Suhrkamp: Frankfurt a.M. 1974 (= Werkausgabe Bd. X), S. 169ff. *10* Ebd., B80, 81/A79, 80. *11* Insofern ähnelt die Rolle des fehlenden Rauches der Rolle des Wörtchens "dieses" in der philosophischen Theorie der Namen: obwohl selbst KEIN Name, erscheint es dem Philosophen als der EIGENTLICHE Name. Kein Name zu sein, ist für den Philosophen kein Nachteil des Wörtchens "dieses", sondern ein Vorteil. Denn wenn es kein Name ist, dann kann man gegen es nicht einwenden, daß es nichts Einfaches, sondern etwas Komplexes bezeichne. Kein Name sein ist natürlich nicht annähernd hinreichend. Schließlich ist auch eine Rauchsäule kein Name und trotzdem kommmt niemand auf die Idee, sie den eigentlichen Namen zu nennen. Der "unmögliche" Einwand deutet an, worauf es noch ankommt: auf die Bezeichnung von etwas Einfachem. Und hier ist klar, wieso "dieses" viel geeigneter ist, der eigentliche Name zu sein, als die Rauchsäule. Siehe hierzu: PU 39 und Umgebung. *12* Dies ist, Kierkegaard zufolge, wieder etwas, was auch den Ironiker auszeichnet. "Die ... Schwierigkeit ist eigentlich die, daß die Ironie in strengerem Sinne nie einen Satz aufstellen kann, weil die Ironie eine Bestimmung des für sich seienden Subjekts ist, welches in lauter Agilität nichts bestehen läßt, und aufgrund dieser Agilität sich nicht zu sammeln vermag in der Gesamtanschauung, daß sie nichts bestehen läßt. ... In letzter Instanz muß der Ironiker stets etwas 'setzen', aber das von ihm so 'Gesetzte' ist das Nichts." (Vgl.: a.a.O., S. 257.) *13* Aus Ludwig Wittgensteins Werkausgabe (Suhrkamp: Frankfurt a.M. 1984) wird in diesem Beitrag auf folgenden Weise zitiert. "ÜG ..." steht für ÜBER GEWISSHEIT und Nummer des Paragraphen "PU ..." hält den Platz für PHILOSOPHISCHE UNTERSUCHUNGEN und Nummer des Paragraphen oder Nummer der Seite, wenn es um den Teil II der PU geht. - Von Narren, Ketzern, Rechtgläubigen und Weisen soll im folgenden in einem sehr breiten Sinne die Rede sei. So sollen etwa vom Witzbold bis zum Ironiker alle unter den Begriff des Narren fallen. *14* John L. Austin: ZUR THEORIE DER SPRECHAKTE (HOW TO DO THINGS WITH WORDS), Reclam: Stuttgart 1972, 2. Aufl., S, 32.