***************************************************************** * * Titel: Konstellationen - Zu eigentümlichen Verwandtschaften zwischen Wittgenstein und Adorno*1* Autor: Geert-Lueke *Lueken*, Universität Leipzig Dateiname: 08-1-96.TXT Dateilänge: 52 KB Erschienen in: Wittgenstein Studies 1/96, Datei: 08-1-96.TXT; hrsg. von K.-O. Apel, N. Garver, B. McGuinness, P. Hacker, R. Haller, W. Lütterfelds, G. Meggle, C. Nyíri, K. Puhl, R. Raatzsch, T. Rentsch, J.G.F. Rothhaupt, J. Schulte, U. Steinvorth, P. Stekeler-Weithofer, W. Vossenkuhl, (3 1/2'' Diskette) ISSN 0943-5727. * * ***************************************************************** * * * (c) 1996 Deutsche Ludwig Wittgenstein Gesellschaft e.V. * * Alle Rechte vorbehalten / All Rights Reserved * * * * Kein Bestandteil dieser Datei darf ganz oder teilweise * * vervielfältigt, in einem Abfragesystem gespeichert, * * gesendet oder in irgendeine Sprache übersetzt werden in * * irgendeiner Form, sei es auf elektronische, mechanische, * * magnetische, optische, handschriftliche oder andere Art * * und Weise, ohne vorhergehende schriftliche Zustimmung * * der DEUTSCHEN LUDWIG WITTGENSTEIN GESELLSCHAFT e.V. * * Dateien und Auszüge, die der Benutzer für * * seine privaten wissenschaftlichen Zwecke benutzt, sind * * von dieser Regelung ausgenommen. * * * * No part of this file may be reproduced, stored * * in a retrieval system, transmitted or translated into * * any other language in whole or in part, in any form or * * by any means, whether it be in electronical, mechanical, * * magnetic, optical, manual or otherwise, without prior * * written consent of the DEUTSCHE LUDWIG WITTGENSTEIN * * GESELLSCHAFT e.V. Those articles and excerpts from * * articles which the subscriber wishes to use for his own * * private academic purposes are excluded from this * * restrictions. * * * ***************************************************************** ABSTRACT: It is a shared concern of Adorno and Wittgenstein to find a reasonable way of handling the limits of language and the philosophical urge to pass over them. Following this shared motive some peculiar affinities between Adorno and Wittgenstein can be shown. Both use rhetorical means in their philosophical language because they hold that what is said and how it is said cannot be seperated in philosophy. Furthermore, some structural resemblences of Adornos and Wittgensteins methods can be made plausible, viz. Adorno's method of constructing conceptual constellations and Wittgenstein's method of finding a "perspicuous representation". Their methods aim at a philosophical use of language which shows what cannot directly be said. Auf welche Weise mit den Grenzen des Sagbaren und dem philosophischen Trieb, sie zu überschreiten, vernünftig umgegangen werden kann, ist ein gemeinsames Anliegen Adornos und Wittgensteins. Von diesem Motiv ausgehend zeigen sich eigentümliche Verwandtschaften zwischen Adorno und Wittgenstein. Beide bringen rhetorische Momente in der philosophischen Sprache zur Geltung, weil sie das Was und das Wie des Sagens in der Philosophie für nicht trennbar halten. Auf dieser Linie lassen sich zudem strukturelle Ähnlichkeiten zwischen Adornos Verfahren der Konstruktion begrifflicher Konstellationen und Wittgensteins Verfahren der auf eine übersichtliche Darstellung ausgerichteten Sprachspielkonstruktionen und Anordnungen plausibel machen. Beider Verfahren zielt auf einen philosophischen Gebrauch der Sprache im Modus des Zeigens. In diesem Beitrag möchte ich einer Intuition folgen, die, wie ich feststellen konnte, einige Leser Adornos und Wittgensteins teilen, der Intuition nämlich, daß hinter den offenkundigen, drastischen Verschiedenheiten dieser Philosophen doch einige grundlegende Verwandtschaften bestehen, durch die sie sich von vielen anderen Philosophen unterscheiden. Um den Gehalt dieser Intuition ein Stück weit zu artikulieren, soll einer Spur nachgegangen werden, auf der sich einige Parallelen und sehr allgemeine Ähnlichkeiten zeigen lassen. Sie betreffen ein gemeinsames Motiv der beiden Philosophen: eine Methode, Sprache und Darstellungsform zu finden, in der sich Philosophisches ausdrücken läßt. Das gemeinsame Motiv beruht bei beiden auf einer sprachkritischen Einstellung, einer Einsicht in die Grenzen der Sprache. 1. GRENZEN DES SAGBAREN und das ZEIGEN Im Vorwort zum TLP *2* sagt Wittgenstein, der ganze Sinn seines Buchs sei es, dem Denken bzw. dem Ausdruck der Gedanken eine Grenze zu ziehen. Die Grenzziehung erfolgt "in der Sprache (...), und was jenseits der Grenze liegt, wird einfach Unsinn sein." Wittgenstein operiert im TLP bekanntlich mit der Unterscheidung zwischen dem, was (sinnvoll) gesagt werden kann, und dem, was sich zeigen muß. Entsprechend seiner bildtheoretischen Konzeption sprachlichen Sinns sind am Ende nur empirische Sätze sinnvoll. Dies ändert sich in Wittgensteins späterer Philosophie. Sprachlicher Sinn wird nicht mehr allein an der Funktion des Abbildens festgemacht, es kommt eine Vielfalt kommunikativer Bedeutungen sprachlicher Äußerungen in den Blick. Das Thema, sinnvolle Rede von sprachlichem Unsinn abzugrenzen, aber steht auch in Wittgensteins späterer Philosophie im Zentrum. In den PU ist keineswegs alles sagbar. Auch in Adornos Philosophie gibt es eine Grenze des Sagbaren. Adorno, der von Wittgensteins Werk wohl nur TLP überhaupt zur Kenntnis genommen hat, besteht zwar in der "Negativen Dialektik" *3* darauf, "gegen Wittgenstein zu sagen, was nicht sich sagen läßt." (21) Aber "sagen" heißt in dieser Formulierung nicht beidemal dasselbe. Wogegen Adorno hier opponiert, ist ein Verständnis von Sprache, das nur empirische, aber keine philosophischen Sätze zuläßt. Damit nimmt er in gewisser Hinsicht auch Wittgensteins philosophische Sätze im TLP gegen dessen selbstdestruktive Konsequenz in Schutz. Wittgenstein hatte schließlich von den Erläuterungssätzen des TLP sagen müssen, "daß sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie - auf ihnen - über sie hinausgestiegen ist." (6.54) Beim Philosophieren hat Wittgenstein selbst etwas gesagt, was sich seiner Sinnkonzeption zufolge nicht sagen läßt: Unsinniges, das aber verstanden werden kann. In Adornos Philosophie kreist alles um das Unausdrückbare, "Begriffslose" bzw. dem Begrifflichen "Nichtidentische". Die Aufgabe der Philosophie besteht für ihn darin, die "Sisyphusarbeit" auf sich zu nehmen, das Nichtidentische, "das Begriffslose mit Begriffen aufzutun, ohne es ihnen gleichzumachen." (ND, 21) Wichtig ist hier, daß die philosophische Begriffsarbeit nicht endgültig abschließbar ist, sondern stets von neuem beginnt. Wichtig ist weiter, daß das Unausdrückbare zwar nicht "unmittelbar thematisch behandelt" (ND, 116), wohl aber vermittelt durch Begriffe "aufgetan", erfahrbar gemacht, gezeigt werden kann. "Nichtig ist der unmittelbare Ausdruck des Unausdrückbaren; wo sein Ausdruck trug, wie in großer Musik, war sein Siegel das Entgleitende und Vergängliche, und er haftete am Verlauf, nicht am hindeutenden Das ist es." (ND, 116) Wittgenstein hat in einer Bemerkung zu Heidegger vom "Trieb, gegen die Grenzen der Sprache anzurennen"*4* gesprochen. Auch Adorno sieht bei Heidegger den "philosophischen Drang, das Unausdrückbare auszudrücken." (ND, 114) Wittgenstein betont in seinem "Vortrag über Ethik", er wolle diesen Trieb "um keinen Preis lächerlich machen."*5* Und Adorno warnt davor, sich diesem Drang, von dem die Philosophie lebt, zu versperren.*6* Auf welche Weise vernünftig mit der Grenze des Sagbaren und dem philosophischen Trieb, sie zu überschreiten, umgegangen werden kann, das ist ein gemeinsames Motiv von Adorno und Wittgenstein. Von hier aus ist auch die je eigentümliche Sprachform zu verstehen, in denen sich ihr Philosophieren vollzieht. Der frühere Wittgenstein, dessen Sinnkonzeption am abbildenden Satz orientiert war, mußte philosophische Rede für unsinnig erklären. Da nicht gesagt werden kann, was sich zeigt, bleibt für den Philosophen nur das Schweigen. Daß Wittgenstein sich dann doch wieder zu Wort meldet, korrespondiert seiner Befreiung vom Paradigma des abbildenden Satzes und seiner Hinwendung zum kommunikativen Gebrauch der Sprache. Nachdem er sich aus der Gefangenschaft durch das Bild befreit hat,*7* wird für Wittgenstein ein neues philosophisches Reden möglich: nicht als Theorie ÜBER die Sprache, sondern als sinnkritische (Re)Konstruktion von Sprachspielen IN der Sprache. Die Grenze des Sagbaren wird nicht kraft einer Sinntheorie ein für allemal gezogen, sondern durch Platzierung fraglicher Äußerungen im Kontext verschiedener Sprachspiele konkret gezeigt. "Die Sprachspiele dienen", wie Kuno Lorenz formuliert, "als eine »rationale Rekonstruktion« dessen, was sich zeigt, oder, noch pointierter: was im T SICH ZEIGT (»passives« Wissen) wird in den PU mit Sprachspielen GEZEIGT (»aktives« Wissen)."*8* Dieses Zeigen ist selber ein kommunikatives Handeln. Es zielt darauf ab, daß das Gezeigte gesehen wird. Für Adorno ist Philosophie "wesentlich nicht referierbar" (ND,44). Das hat damit zu tun, daß der Ausdruck des Unausdrückbaren "am Verlauf haftet". Nur im Vollzug und Nachvollzug des sprachlich vermittelten philosophischen Prozesses kann das Gezeigte gesehen werden. Auch von Wittgensteins Philosophie kann man sagen, daß sie "nicht referierbar" ist. Wittgenstein lehnt es ab, in der Philosophie Thesen oder Hypothesen aufzustellen und Erklärungen zu geben. Im wissenschaftlichen Modus der Rede ist Philosophisches nicht sagbar. Wittgensteins Beschreibungen, Erläuterungen und Konstruktionen zeigen etwas, was sich nicht sinnvoll in Form von Thesen und Erklärungen ausdrücken läßt. Philosophie ist keine Lehre, sondern eine kommunikative Tätigkeit des Zeigens. Das Zeigen hat bei Wittgenstein und Adorno nicht nur den Sinn, das Unsagbare "aufzutun", es dient auch der Therapie gegen philosophische Irreführungen und Probleme. Adorno empfiehlt, "man sollte angesichts von Problemen der sogenannten Subtilität, also bloß begrifflicher Distinktionen, soweit es geht, auf die Bedeutungen der Begriffe in der lebendigen Sprache rekurrieren."*9* Dies erinnert an Wittgensteins berühmten Satz: "WIR führen die Wörter von ihrer metaphysischen, wieder auf ihre alltägliche Verwendung zurück." (PU, 116) Ziel dieses therapeutischen Zeigens sind nicht neue Antworten auf alte Fragen, sondern das Verschwinden der Probleme und das Übergehen in Praxis. "Denn die Klarheit, die wir anstreben ist allerdings eine VOLLKOMMENE. Aber das heißt nur, daß die philosophischen Probleme VOLLKOMMEN verschwinden sollen", heißt es bei Wittgenstein (PU, 133). Ähnlich hatte Adorno bereits in seiner Antrittsvorlesung von 1931 über "Die Aktualität der Philosophie" formuliert: "In der Vernichtung der Frage bewährt sich erst die Echtheit philosophischer Deutung und reines Denken vermag sie von sich aus nicht zu vollziehen: darum zwingt sie die Praxis herbei."*10* Die Verwandtschaften zwischen Adorno und Wittgenstein, die ich hier angeführt habe, sind natürlich auf einer sehr allgemeinen und groben Ebene angesiedelt. Bei beiden gibt es Reflexionen auf die Grenzen des Sagbaren und eine Sprachkritik, die die Verletzung dieser Grenzen durch philosophisches Reden bemängelt, welches, was sich nicht sagen läßt, unmittelbar auszudrücken versucht. So bedarf es, sofern Philosophie eben auf das Unsagbare zielt, eines Modus philosophischer Rede, in dem vermittels der Sprache gezeigt werden kann, was nicht unmittelbar aussagbar ist. In dieser Sprache kommt es nicht auf die Fixierung von Bedeutungen und Urteilen an, sondern auf den Vollzug und Verlauf der sprachlich vermittelten Gedankenbewegung. Es sind Einübungen in einen immer wieder neu zu vollziehenden Wechsel der Blickrichtung, durch den in den Formen unserer Sprache angelegte Irreführungen überwunden, die daraus erwachsenden philosophischen Probleme zum Verschwinden gebracht werden sollen. Eine dieser Irreführungen besteht in der Annahme, daß unseren Wörtern stets Dinge in der Welt entsprechen müßten, so wie Namen eben Dinge bezeichnen. Es kann hier nicht darum gehen, die weitreichenden Unterschiede zwischen Adornos und Wittgensteins Philosophie wegzureden, die jedem Leser sofort auffallen. Themen und Fragen, Stil und Textsorten könnten kaum verschiedener sein. Auch dürften die beiden Philosophen mit dem Unausdrückbaren kaum dasselbe meinen, was sich daran zeigt, auf wie unterschiedliche Weise sie dieses zu umkreisen und einzugrenzen suchen. Dies genauer zu untersuchen, ist hier allerdings nicht beabsichtigt. Die eigentümlichen Verwandtschaften, um die es geht, werden nur aus einer gewissen Distanz sichtbar, wenn sozusagen die Einzelheiten verschwimmen und grobe Konturen übrigbleiben. Daß dabei dennoch etwas für das Verständnis von Methode und Darstellungsform bei Adorno und Wittgenstein herauskommen kann, sollen die folgenden Überlegungen zeigen. 2. PHILOSOPHISCHE RHETORIK Wer, wie Wittgenstein und Adorno, Sprachkritik im Blick auf Grenzen des Sagbaren betreibt, hat diese natürlich besonders in der eigenen philosophischen Rede zu berücksichtigen. Beiden geht es darum, Urteile oder Aussagen zu vermeiden, in denen eine Erkenntnis so fixiert ist wie etwa in denen empirischer Wissenschaften. Es darf nicht der irreführende Eindruck entstehen, Philosophie habe es mit bestimmten, klar identifizierten Objekten zu tun, und philosophische Erkenntnis drücke sich darin aus, über diese Gegenstände empirisch wahre oder normativ richtige Aussagen zu machen (und vielleicht noch in ein System zu bringen). Eben diesen Eindruck vermitteln viele Texte, die sich im Rahmen der üblichen akademischen Textsorten bewegen. Wittgensteins und Adornos Texte vermitteln diesen Eindruck nicht. Auf je spezifische Weise und in philosophischer Absicht durchkreuzen sie die Erwartungen des akademischen Lesers, der Thesen, Definitionen und Erklärungen sucht. Der philosophische Ausdruck des Unsagbaren haftet, wie wir oben von Adorno hörten, am Verlauf, "wie in großer Musik", fügt er hinzu. Ihn, den durch den Verlauf vermittelten Ausdruck, zu verstehen, erfordert eine genaue Beachtung der Komposition der Rede, der Stellung der Worte in ihren wechselnden Kontexten - ein Verstehen, das, wie Wittgenstein bemerkt, dem Verstehen eines Themas in der Musik verwandt ist. (PU, 527) Daß diese Art des Verstehens auch für das Verständnis von Wittgensteins philosophischer Rede entscheidend ist, wird an seinem Bekenntnis deutlich: "Ich glaube meine Stellung zur Philosophie dadurch zusammengefaßt zu haben, indem ich sagte: Philosophie dürfte man eigentlich nur DICHTEN."*11* Damit ist allerdings nicht der Auflösung von Philosophie in Dichtung das Wort geredet, sondern ein Hinweis gegeben, wie philosophische Rede zu verstehen ist, nämlich eher in Analogie zur künstlerischen als zur wissenschaftlichen Rede: "Wir reden vom Verstehen eines Satzes in dem Sinne, in welchem er durch einen andern ersetzt werden kann, der das Gleiche sagt, aber auch in dem Sinne, in welchem er durch keinen andern ersetzt werden kann. (So wenig wie ein musikalisches Thema durch ein anderes.) Im einen Fall ist der Gedanke des Satzes, was verschiedenen Sätzen gemeinsam ist; im andern, etwas, was nur diese Worte, in diesen Stellungen, ausdrücken. (Verstehen eines Gedichts.)" (PU, 531) In Verkennung des PHILOSOPHISCHEN Sinns dieser Sprachform hat man Adorno und Wittgenstein vorgeworfen, Philosophie ins Ästhetische aufzulösen. Er, der philosophische Sinn, wird erst auf dem Hintergrund ihrer Einsicht in die Grenzen des Sagbaren sichtbar. In wissenschaftlicher Sprache, die allein beansprucht, etwas über objektive Verhältnisse auszusagen, treten Stilfragen hinter "inhaltliche" Fragen zurück. In der philosophischen Sprache Wittgensteins oder Adornos ist dies nicht der Fall. Hier ist die Stellung der Worte, der Stil (oder die Form) wesentlich für das INHALTLICHE Verständnis. Er zeigt, WIE das Gesagte zu verstehen ist. Deshalb haben Adorno und Wittgenstein größte Sorgfalt in Fragen des Stils und der Darstellungsform walten lassen. "Man muß", sagt Wittgenstein, "in der Philosophie nicht nur in jedem Fall lernen, WAS über einen Gegenstand zu sagen ist, sondern WIE man über ihn zu reden hat."*12* Das WIE philosophischer Rede ist bei Adorno und Wittgenstein bekanntlich in vielen Hinsichten höchst verschieden. Das fängt schon dabei an, daß Adorno, im Unterschied zu Wittgenstein, der wenig und knapp zitiert und kaum Interesse für ausgedehnte Textinterpretation an den Tag legt, häufig über andere Texte und Autoren schreibt, diese ausgiebig zitiert und interpretiert. Adorno bleibt, ob er nun Essays, Aphorismen, Vorträge oder umfangreiche Abhandlungen schreibt, stets bei seinem charakteristisch essayistischen Stil, der, bildungssprachlich hoch aufgeladen, auch gelegentlich ins Manierierte abgleitet. Wittgenstein dagegen pflegt einen überaus schlichten, von terminologischen Aufladungen weitestmöglich befreiten, an Alltagssprache und Dialog orientierten Stil. Er ist stets bemüht, alles Künstliche abzustreifen und eine "natürliche" Sprache und Anordnung der Bemerkungen zu finden. Angesichts der weitreichenden Verschiedenheiten werden die Gemeinsamkeiten der philosophischen Sprache bei Wittgenstein und Adorno leicht übersehen. Diese kommen eher im Kontrast zu den üblichen Darstellungsformen akademischer Philosophie in den Blick. Zu nennen wären vor allem die EXPRESSIVEN und RHETORISCHEN Züge in den Texten. Den Sinn dieser Züge haben beide ausdrücklich bedacht. Für Adorno, der nicht selten vom rhetorischen Mittel der Übertreibung Gebrauch macht, ist es das rhetorische Moment philosophischer Sprache, wodurch "der Ausdruck ins Denken sich hinüberrettete." (ND, 65) Und Wittgenstein stellt in einer Vorlesung fest: "In gewissem Sinne mache ich Propaganda FÜR einen Denkstil und GEGEN einen anderen. Ich verabscheue den anderen ehrlich. Außerdem versuche ich zu sagen, was ich denke." - um schließlich auszurufen: "...wieviel dessen, was ich tue, besteht darin, Leute zu überreden, ihren Denkstil zu ändern!"*13* Rhetorik, Ausdruck, Propaganda, Überreden - dies sind nicht gerade übliche Charakterisierungen philosophischer Tätigkeit und Rede. Und wo sie vorkommen, geschieht das, anders als bei Adorno und Wittgenstein, zumeist in disqualifizierender Absicht. Adorno und Wittgenstein aber bekennen sich offenbar dazu. Wird damit nicht die Vernunftorientierung der Philosophie in Abrede gestellt? Verwandelt sich Philosophie auf diese Weise nicht doch in Kunst, Kunstfertigkeit oder Politik? Diese Fragen unterstellen eine Alternative, die Adorno und Wittgenstein zu überwinden versuchen: Entweder Philosophie ist wissenschaftlich, oder sie ist irrational, ästhetisch, weltanschaulich oder ähnliches. Für Adorno und Wittgenstein aber geht es nicht darum, vernunftorientierte Philosophie durch Rhetorik zu ERSETZEN, sondern das expressive und rhetorische Moment in die philosophische Sprache EINZUBINDEN, um ihn ihr etwas zeigen zu können, das sich in wissenschaftlichen Aussagen nicht fassen läßt. Adorno erinnert darüberhinaus daran, daß bereits in wissenschaftlicher Sprache oder Rhetorik sich etwas ausdrückt, was nicht gesagt wird: Mimesis ans Tote nämlich.*14* Es geht in Adornos und Wittgensteins Rhetorik weder darum, begriffliche Stringenz außer Kraft zu setzen, noch darum, die autonome Einsicht des Adressaten zu hintergehen. Adorno betont, Ausdruck und begriffliche Stringenz seien "keine dichotomischen Möglichkeiten. Sie bedürfen einander, keines ist ohne das andere. Der Ausdruck wird durchs Denken, an dem er sich abmüht wie Denken an ihm, seiner Zufälligkeit enthoben. Denken wird erst als Ausgedrücktes, durch sprachliche Darstellung, bündig; das lax Gesagte ist schlecht gedacht. Durch Ausdruck wird Stringenz dem Ausgedrückten abgezwungen." (ND, 29) Durch Artikulation und Einbindung in ein philosophishes Sprachspiel kann das Expressive zu einem Moment philosophischen Redens und Denkens werden. "Wäre Ausdruck bloße Verdoppelung des subjektiv Gefühlten, bliebe er nichtig."*15* Für Adorno steht Ausdruck im Dienste des Objektiven, nicht der subjektiven Meinung. Entsprechend dient die Rhetorik nicht der bloßen Beeinflussung der Meinungen. Das gilt auch für Wittgensteins Denkstilpropaganda: "Den richtigen Stil schreiben heißt, den Wagen genau aufs Geleise setzen.(...) Wir wollen Dich nur richtig auf die Bahn setzen, wenn Dein Wagen schief auf den Schienen steht. Fahren lassen wir Dich dann allein."*16* 3. KOMPOSITIONEN, KONSTELLATIONEN und IDEALTYPEN Zur Charakterisierung seines Umgangs mit Begriffen, hat Adorno schon früh "von Gruppierung und Versuchsanordnung, von Konstellation und Konstruktion"*17* gesprochen. Durch die Komposition begrifflicher Konstellationen soll sich Evidenz einstellen. Ein Vorbild war für Adorno diesbezüglich Walter Benjamin, bei dem übrigens in der Rede von Konstellation noch etwas von den astrologischen Konnotationen anklingt: aus den wechselnden Stellungen der Himmelskörper/Wörter wird deutend Sinn gezogen.*18* Aber diese Analogie soll uns hier nicht weiter beschäftigen. Wichtiger ist mir, was der spätere Adorno zu diesem Verfahren seiner Philosophie sagt. Wir haben schon gehört, daß Adorno hier die Analogie zur Musik heranzieht: "Es dürfte um die in Rede stehenden Kompositionen ähnlich bestellt sein wie um ihr Analogon, die musikalischen. Subjektiv hervorgebracht, sind diese gelungen allein, wo die subjektive Produktion in ihnen untergeht. Der Zusammenhang, den sie stiftet - eben die »Konstellation« -, wird lesbar als Zeichen der Objektivität: des geistigen Gehalts. Das Schriftähnliche solcher Konstellationen ist der Umschlag des subjektiv Gedachten und Zusammengebrachten in Objektivität vermöge der Sprache." (ND 167/8) Die Konstellation begrifflicher Elemente erzeugt den Sachgehalt. "Objektivität" und "Vorrang des Objekts" sind bei Adorno gerade nicht im Sinne einer Dinglichkeit zu verstehen, sondern sie stehen allein für den Gegenstand der Rede. Wir haben nicht zuerst ein sprachunabhängiges Ding, über das die Rede dann stattfindet. Wir haben den Gegenstand, von dem wir uns leiten lassen sollen, IN der Rede. In diesem Verständnis des philosophischen Umgangs mit Begriffen wird eine holistische Perspektive eingenommen, die der Vorstellung eines begrifflichen Aufbaus, der von begrifflichen Fundamenten ausgeht und methodisch vorangeht, entgegensteht. In "Der Essay als Form"*19* hat Adorno sein Verfahren auch ausdrücklich gegen Descartes Methode abgesetzt. Der Sachbezug wird nicht vor allem Urteilen, sondern in ihm allmählich konkretisiert. Ein weiteres Analogon, an dem Adorno sein Verfahren erläutert, ist das empraktische Lernen einer lebendigen Sprache in ihrem Gebrauchszusammenhang. Hier findet Adornos essayistischer Stil der Konstellationenbildung ein Vorbild, das Wittgenstein nicht fremd sein dürfte: "Wie der Essay die Begriffe sich zueignet, wäre am ehesten vergleichbar dem Verhalten von einem, der in fremdem Land gezwungen ist, dessen Sprache zu sprechen, anstatt schulgerecht aus Elementen sie zusammenzustümpern. Er wird ohne Diktionär lesen. Hat er das gleiche Wort, in stets wechselndem Zusammenhang, dreißigmal erblickt, so hat er seines Sinnes besser sich versichert, als wenn er die aufgezählten Bedeutungen nachgeschlagen hätte, die meist zu eng sind gegenüber dem Wechsel je nach dem Kontext, und zu vag gegenüber den unverwechselbaren Nuancen, die der Kontext in jedem einzelnen Fall stiftet."*20* Wie immer es um die Nützlichkeit von Wörterbüchern bestellt sein mag, was Adorno hier konfrontiert ist klar: nämlich das Begreifen kraft einer Übersetzung und das Begreifen durch das mittuende Lernen.*21* Adornos Verfahren will die Lebendigkeit und Konkretheit des teilnehmenden Lernens im Text nachbilden und darin die Einsicht in die Kontextgebundenheit der Bedeutungen für den philosophischen Umgang mit Begriffen fruchtbar machen. Das Verfahren der Konstellationenbildung ist von Adorno ausdrücklich als Alternative zur wissenschaftlichen Methode mit ihren Definitionen, Fundamenten und Aufbauten gedacht. Daß es nicht in ein beliebiges Spiel mit Worten umkippt, soll durch die Vermittlung von Sprachlichkeit mit strengem MIMETISCHEN Sachbezug gesichert werden. "Der Gedanke rückt der Sache auf den Leib, als wollte er in Tasten, Riechen, Schmecken sich verwandeln. Kraft solcher zweiten Sinnlichkeit hofft er, in die Goldadern einzudringen, die kein klassifikatorisches Verfahren erreicht, ohne doch darüber dem Zufall der blinden Anschauung sich zu überantworten."*22* Wo diese begriffliche Mimesis gelingt, zeigt sich das an der Evidenz, mit der der unsagbare Sinn der Worte sichtbar wird. In der "Negativen Dialektik" führt Adorno neben Benjamin auch Max Weber als Vorbild eines Komponierens begrifflicher Konstellationen an, das "vom Objekt sich leiten" (ND, 166) läßt. Besonders positiv hebt Adorno Webers Umgang mit dem Definitionsproblem in "Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus"*23* hervor. Da Weber angesichts der Schwierigkeit der Definition soziologisch-historischer Begriffe eine Anfangsdefinition, etwa von "Kapitalismus", nach klassischem Schema des "genus proximum, differentia specifica" ablehnt, komponiert er diese Begriffe aus einzelnen Wirklichkeitselementen im Fortgang der Untersuchung.*24* Webers methodologisches Selbstverständnis, wie es sich in der Lehre von den Idealtypen darstellt, stößt dagegen bei Adorno auf deutliche Skepsis. Daß Weber die Idealtypen als Instrumente der Forschung und Darstellung hinstellt, läßt Adorno argwöhnen, idealtypische Begriffsbildungen seinen bei Weber "bar jeglicher Substantialität in sich selbst und beliebig wieder zu verflüssigen", allein um des "denkpraktischen Vorteils" (ND, 166) willen. Ein Blick in Webers methodologische Schriften zeigt allerdings, daß Adornos Ablehnung nicht ganz berechtigt ist. Wie Adornos Verfahren selbst, zielt Webers Idealtypenbildung darauf, der Alternative zwischen definitorischer Begriffsfixierung und ihrer "schildernden Auflösung"*25* zu entgehen. Und wenn Weber schreibt: "Nicht als Ziel, sondern als MITTEL kommt mithin die Bildung abstrakter Idealtypen in Betracht",*26* so drückt sich darin weniger ein Instrumentalismus, sondern eher eine Reserve gegenüber dem Anspruch aus, die zu begreifende Sache als EXEMPLAR eines Schemas zu behandeln - eine Reserve, die ganz in Adornos Sinne sein dürfte. Auch daß Begriffe Mittel sein können, dürfte Adorno, der schließlich selber mit den MITTELN des Begriffs über diesen hinaus gelangen will, kein grundsätzlich fremdes Verständnis sein. Idealtypische Begriffe in Webers Sinne sind zudem keineswegs "bar aller Substantialität", sondern gehaltvolle Konstruktionen: "Inhaltlich trägt die Konstruktion den Charakter einer UTOPIE an sich, die durch gedankliche Steigerung bestimmter Elemente der Wirklichkeit gewonnen ist." Es ist dann, wie Weber betont, "in jedem EINZELNEN FALLE festzustellen, wie nahe oder wie fern die Wirklichkeit jenem Idealbilde steht."*27* Für Weber ist der idealtypische Begriff sozusagen ein vorläufiger Fixpunkt, gleichsam ein Fixstern in der Konstellation. Der Idealtyp hat die Funktion eines Vergleichsobjekts; er ist "ein Gedankenbild, welches nicht die historische Wirklichkeit oder gar die »eigentliche« Wirklichkeit IST, welches noch viel weniger dazu da ist, als ein Schema zu dienen, IN welches die Wirklichkeit als EXEMPLAR eingeordnet werden sollte, sondern welches die Bedeutung eines rein idealen GRENZbegriffes hat, an welchem die Wirklichkeit zur Verdeutlichung bestimmter bedeutsamer Bestandteile ihres empirischen Gehaltes GEMESSEN, mit dem sie VERGLICHEN wird."*28* Mag Adorno auch Webers Wortwahl mißfallen, der Sache nach sind sie sich durchaus nahe. Gemeinsam ist die Ablehnung von Verbaldefinitionen nach klassischem Schema, wo sie mehr sein sollen als prägnante Fixierungen eines vorübergehenden Standes des Erkenntnisprozesses. Gemeinsam ist ihnen weiterhin der methodische Gebrauch von Übersteigerungen und die Aufmerksamkeit für die Differenz von Begriff und Sache sowie das Postulat, sich von der Sache geleitet dieser durch begriffliches Komponieren anzunähern. Man kann Webers Bemerkungen zu den idealtypischen Begriffen sogar mit Gewinn als eine Beschreibung einiger Züge von Adornos Verfahren lesen. Adornos Übertreibungen, seine gelegentlich einseitig überzogenen Formulierungen, können so als idealtypische "Gedankenbilder" verstanden werden, die im Kontext der Komposition begrifflicher Konstellationen als Vergleichsobjekte fungieren. 4. ÜBERSICHTLICHKEIT: PARADIGMEN und ZWISCHENGLIEDER Wittgenstein hat sein Verfahren in der Philosophie wiederholt als "Beschreibung" oder "»rein deskriptiv«" charakterisiert. Diese Charakterisierung wird allerdings leicht mißverstanden. Natürlich geht es nicht um empirisches Beschreiben. Wittgenstein betreibt keine empirische Linguistik. Er will mit diesen Worten sein Verfahren vorrangig GEGEN wissenschaftliches Verfahren, gegen das Aufstellen von Hypothesen und Geben von Erklärungen absetzen. Auch geht es nicht um die Auflösung der philosophischen Rede ins Narrative. Das Wort "Beschreibung" kann irreführen. In den "Philosophischen Untersuchungen" fordert uns Wittgenstein, sozusagen vorbeugend, auf: "Denke daran, wieviel Verschiedenartiges »Beschreibung« genannt wird." (PU, 24) Bei Wittgenstein ist Beschreibung zwar von Erklärung unterschieden, nicht aber von Konstruktion. Was er tatsächlich tut, kann man als BESCHREIBENDE KONSTRUKTION bezeichnen,*29* die ihren Zweck in der Klärung philosophischer Probleme, d. h. begrifflicher Probleme haben. Wenn Wittgenstein Sprachspiele, wie etwa das berühmte mit den Bauleuten (PU, 2), entwirft, so beschreibt er ja nicht, was empirisch überprüfbar tatsächlich auf dem Bau geschieht. Schnädelbach schreibt über Wittgensteins Verfahren: "Wittgenstein KONSTRUIERT primitive Sprachspiele, um sie dann BESCHREIBEND als Explikatia für bestimmte Explikanda zu verwenden." Dabei, so Schnädelbach weiter, "ist die BESCHREIBUNG eines fiktiven Sprachspiels selbst die Weise seiner KONSTRUKTIVEN EINFÜHRUNG, denn es wird ja NICHT ERST konstruiert und DANN beschrieben."*30* Diese beschreibenden Konstruktionen sollen etwas zeigen. Dazu müssen sie gedeutet werden - und zwar in ihrem Zusammenhang und in ihren Unterschieden. Beim Zeigen mittels der Konstruktion primitiver Sprachspiele haben diese die Funktion von Vergleichsobjekten. Die konstruierten Sprachspiele sollen untereinander sowie mit unserer tatsächlichen Praxis verglichen werden. Sie fungieren nicht (wie eine Idealsprache) als Norm, sondern sind darauf angelegt, Gebrauchsweisen sprachlicher Mittel vorzuführen und ins Verhältnis zu setzen, teils um philosophische Auffassungen oder Vorurteile über das Wesen der Sprache zu problematisieren, teils um aus irrigen Sprachauffassungen resultierende philosophische Probleme zum Verschwinden zu bringen. Die Sprachspiele sind als Vergleichsobjekte ein Erläuterungsmedium. Die Methode arbeitet dabei reflexiv, indem alternierend mit der Konstruktion von Lern- und Gebrauchssituationen immer wieder Bemerkungen und Erwägungen (häufig ihrerseits in dialogischer Frage-Antwort-Form) über das Arbeiten der Sprache, die Ähnlichkeiten und Unterschiede der konstruierten Sprachspiele, sowie über die Bedeutung von "Bedeutung", "bezeichnen" oder ähnliche metastufige Ausdrücke vorgeführt werden. Ziel oder Zweck der Sprachspielkonstruktionen und Kommentierungen ist Übersichtlichkeit und Klarheit. Eine ÜBERSICHTLICHE DARSTELLUNG zu geben, ist Wittgensteins Alternative zur Theorie. Die übersichtliche Darstellung erfolgt durch "Gruppierung" oder Anordnung von Begriffen, Bemerkungen und Sprachspielbeschreibungen. Die RICHTIGE ANORDNUNG läßt uns die Dinge richtig sehen. Statt uns die Phänomene durch Begriffe und Theorien, unter die sie dann fallen sollen, zu erklären, werden sie durch die richtige Anordnung so gezeigt, "daß wir die »Zusammenhänge sehen«. Daher die Wichtigkeit des Findens und des Erfindens von ZWISCHENGLIEDERN." (PU, 122) In Wittgensteins Bemerkungen zu Frazer wird die Funktion dieser Zwischenglieder erläutert: "Ein hypothetisches Zwischenglied aber soll in diesem Fall nichts tun, als die Aufmerksamkeit auf die Ähnlichkeit, den Zusammenhang der TATSACHEN lenken. Wie man eine interne Beziehung der Kreisform zur Ellipse dadurch illustrierte, daß man eine Ellipse allmählich in einen Kreis überführt; ABER NICHT UM ZU BEHAUPTEN, DASS EINE GEWISSE ELLIPSE TATSÄCHLICH, HISTORISCH, AUS EINEM KREIS ENTSTANDEN WÄRE (Entwicklungshypothese), sondern nur um unser Auge für einen formalen Zusammenhang zu schärfen."*31* Die Konstellation der Bemerkungen, Begriffe und Sprachspielbeschreibungen, insbesondere die Konstruktion der Zwischenglieder hat also keinen empirisch-genetischen, sondern einen FORMALEN Sinn. Erinnern wir uns, wie Wittgenstein dieses Verfahren im Zusammenhang mit dem Wort "Spiel" vorführt, so wird deutlich, daß die angestrebte Klarheit keineswegs durch Vereinfachung erreicht werden kann, sondern häufig gerade durch die Einsicht in die Kompliziertheit der Zusammenhänge. Nachdem Wittgenstein uns eine Reihe von Spielen (Brett-, Karten-, Ballspiele, Wettkampfspiele, Mannschaftsspiele etc.) in Erinnerung gerufen hat, SEHEN WIR "ein kompliziertes Netz von Ähnlichkeiten, die einander übergreifen und kreuzen. Ähnlichkeiten im Großen und Kleinen." (PU, 66) Es sind diese Familienähnlichkeiten, nicht ein durchgängiges definierendes Merkmal, was den Gebrauch einer Vielzahl unserer Begriffe konstituiert. Aus diesem Netz der Ähnlichkeiten (sozusagen der Wolle) wird in der übersichtlichen Darstellung gleichsam ein Faden gesponnen. "Und die Stärke des Fadens", so Wittgenstein, "liegt nicht darin, daß irgendeine Faser durch seine ganze Länge läuft, sondern darin, daß viele Fasern einander übergreifen." (PU, 67) Die Konstruktion von Zwischengliedern dient dazu, den Faden zu stärken, die Darstellung übersichtlicher zu machen. Die Anordnung ist ein letzlich unabschließbarer Prozeß. Mit jedem neuen Problem, kann es erforderlich werden, "die vorherigen Ergebnisse umdeuten zu müssen; und wir würden sagen: sie müssen in eine andere Umgebung gestellt werden."*32* Wittgenstein hat diesen Prozeß einmal mit dem Ordnen einer Bücherei verglichen: "Wenn wir anfangen, liegen die Bücher wie Kraut und Rüben durcheinander auf dem Fußboden. Nun könnte man sie auf verschiedene Weise sortieren und auf ihren Platz stellen. Man könnte z. B. die Bücher einzeln nehmen und jedes uf das Regal an seinen richtigen Platz stellen. Andererseits könnten wir mehrere Bücher vom Boden aufnehmen und sie in einer Reihe aufs Regal stellen, nur um anzudeuten, daß diese Bücher in dieser Reihenfolge angeordnet werden sollten. Im weiteren Verlauf des Bücherordnens würde diese ganze Reihe ihren Platz wechseln müssen. (...) Aber man kann einige der größten Leistungen in der Philosophie nur mit der Leistung vergleichen, die darin besteht, einige Bücher aufzuheben, die zusammenzugehören schienen, und sie auf verschiedene Regale zu stellen; ihre Position ist nun nicht endgültiger, abgesehen davon, daß sie nicht mehr nebeneinander liegen. Der Beobachter, der nicht weiß, wie schwierig die Aufgabe ist, könnte in einem solchen Fall leicht denken, daß gar nichts erreicht worden ist."*33* Es gibt keine endgültige Anordnung. Und dennoch bleibt Klarheit und Übersichtlichkeit ein sinnvolles Ziel. Relativ auf vorherige Ordnungen, auf die Zwecke und die jeweiligen Benutzer der Bücherei bzw. Adressaten der Darstellung kann die Orientierungsleistung der Anordnung beurteilt werden. Es ist ein Unterschied, ob die Ordnung einer Bücherei sofort einsichtig ist, so daß wir uns darin leicht orientieren können, oder ob wir uns in ihr nur schwer orientieren können, uns immer wieder verlaufen und nicht auskennen. Auch wenn das Ideal die Übersichtlichkeit ist, die die philosophischen Probleme "vollkommen zum Verschwinden" bringt, so bleibt doch jede real gewinnbare Übersichtlichkeit vorläufig. Sie mag einige philosophische Probleme verschwinden lassen. Daß aber immer wieder neue auftreten, wird sich niemals endgültig verhindern lassen. Schon weil die Bücherei wächst - wie eine alte Stadt, mit der Wittgenstein die Sprache verglichen hat.*34* 5. MORPHOLOGIE, EMPIRIE und DOGMATISMUS In der letzten Zeit haben verschiedene Autoren Ähnlichkeiten zwischen Wittgensteins Verfahren und der "morphologischen Methode" herausgearbeitet, wie Goethe sie für seine naturwissenschaftlichen Arbeiten entwickelt und verwendet hat.*35* In diesem Zusammenhang sei auch daran erinnert, daß ein anderer von Wittgenstein gelesener Autor, nämlich Oswald Spengler, seinem berühmten Buch "Der Untergang des Abendlandes" unter ausdrücklicher Berufung auf Goethe den Untertitel "Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte" gegeben hat.*36* Der oben zitierten Passage über die Funktion von Zwischengliedern und das Sehen formaler Zusammenhänge aus Wittgensteins Bemerkungen zu Frazer gehen Hinweise auf Goethe und Spengler unmittelbar voraus. Bei Goethe und Spengler bezieht sich die morphologische Methode auf empirische Gegenstände. Diese sollen anhand eines aus ihnen mehr oder weniger herauskonstruierten Musters, Vorbilds, Typus', Ideals übersichtlich angeordnet werden. Es wird ein URtypus (des Blattes, einer Kultur) aus dem empirischen Material herauspräpariert, um dieses in seinen Entwicklungszusammenhängen an jenem vergleichend zu beschreiben. An Spengler kritisiert Wittgenstein einen Dogmatismus, der darin besteht, das konstruierte Schema nicht mehr allein als Vergleichsobjekt und als Darstellungsmittel zu verwenden, sondern es zum "Vorurteil" zu verfestigen, "dem die Wirklichkeit entsprechen MÜSSE" (PU, 131), und so, um es in Adornos Redeweise auszudrücken, die Phänomene unter klassifikatorische Begriffe zu zwingen. Der dogmatische Mißbrauch der morphologischen Methode besteht darin, vom konstruierten Vergleichsobjekt einen normativ-präskriptiven Gebrauch zu machen, statt sich auf einen komparativ-zeigenden zu beschränken. Diese Art der Kritik an Spengler verbindet Wittgenstein und Adorno übrigens auch mit Weber. Wie es nun allerdings mit Spengler steht, soll hier nicht mein Thema sein. Worum es mir geht, ist ein allgemeinerer Punkt. Beim morphologischen wie beim idealtypischen Verfahren geht es um eine Alternative zu den natur- und formalwissenschaftlichen Verfahren der Definition, Klassifikation und Erklärung, eine Alternative, die sich den Phänomenen vorsichtiger nähert, ihnen keine Gewalt antut. Die Alternative besteht in der Konstruktion von Paradigmata als Vergleichsobjekten, wobei der Blick von vorneherein auf Ähnlichkeiten UND Unterschiede gerichtet ist. Morphologie und Idealtypik sind zwei Ausprägungen einer solchen Alternative. Goethe entwickelt das morphologische Verfahren in Opposition zur herrschenden Naturwissenschaft. Und es zielt, wie auch Spenglers Kulturmorphologie, auf Entwicklungshypothesen ab, wogegen sich Wittgenstein ausdrücklich absetzt. Weber hebt das idealtypische Verfahren für die Sozialwissenschaften gegen naturwissenschaftliche Methoden ab, um sozialwissenschaftliches Verstehen gegenüber dem Erklären auszuzeichnen. Auch bei ihm geht es natürlich um die Behandlung und Erkenntnis empirischer Phänomene. Und selbst Adorno, der, typisch für die Frankfurter Schule, bei aller Abgrenzung der Philosophie von der Wissenschaft eine strikte Trennung zwischen empirischen und philosophischen Untersuchungen schon deshalb nicht immer durchhält, weil er ein material gehaltvolles Philosophieren vertritt, hat es noch mit dem Verhältnis von Theorie und Empirie zu tun. Bei Wittgenstein liegt der Fall insofern anders, als er in der Philosophie mit empirischem Wissen nichts zu schaffen haben will. Sein Interesse zielt zu keiner Zeit auf Sprache als empirischem Gegenstand, dem gegenüber durch die Konstruktionen "Ungerechtigkeiten einfließen" könnten. Die Sprache, über die und in der er philosophiert, ist das lebendige Medium, das wir als seine Adressaten schon kennen und können. Und darüber wird keine Theorie gebildet, darin wird eine Tätigkeit betrieben, in der Beschreibung und Konstruktion, Gegenstand und Muster von vorneherein nicht getrennt sind. Die Evidenz der Sprachbeschreibung und -konstruktion wird nicht, wie in der Linguistik, auf empirische Daten gestützt, sondern stellt sich ein, sofern der Appell an den Adressaten gelingt, darin etwas wiederzuerkennen. Verglichen werden die paradigmatischen Konstruktionen nicht mit objektiven Gegenständen, sondern mit den Erfahrungen, die Wittgenstein bei seinen Adressaten in Erinnerung rufen kann, sofern sie über das praktische KNOW-HOW kompetenter Sprecher verfügen. Deshalb kann es in Wittgensteins Verfahren keine Gewalt oder Ungerechtigkeit gegenüber den Phänomenen geben. Ein Dogmatismus dieser Art ist ausgeschlossen. Hier kann ein deutlicher Unterschied zu Adorno markiert werden. Zum einen geht es ihm nicht selten um die Deutung empirischen Materials, und das nicht nur in den soziologischen Arbeiten. Zum anderen fließen in seine essayistischen Kompositionen begrifflicher Konstellationen regelmäßig wiederkehrend ideologiekritische Figuren ein, die sich auf das marxistische Basis-Überbau-Theorem stützen. Er begnügt sich häufig nicht damit, zu zeigen, wie sich in diesem oder jenem Denken, Reden oder Handeln der historische Stand objektiver ökonomisch- gesellschaftlicher Verhältnisse ausdrückt. Indem er es aber immer wieder sagt, macht er vom ideologiekritischen Paradigma einen tendenziell dogmatischen Gebrauch. So ist Adornos Denken gelegentlich in der Gefahr, vom therapeutischen Zeigen in einen Entlarvungsgestus hinüberzugleiten. Das Vergleichen des Paradigmas mit der Erfahrung wird nicht mehr dem Adressaten überlassen, wohl weil Adorno befürchtet, daß wir derart vom allgemeinen Verblendungszusammenhang gefangen sind, daß wir nicht sehen können, was man uns nicht auch sagt. Adornos verständliche Ungeduld hat ihn offenbar vergessen lassen, daß Blinde dadurch, daß wir ihnen sagen, was sich zeigt, dieses durch unser Sagen noch lange nicht sehen. 5. SCHLUSSBETRACHTUNG Ausgehend vom Thema "Grenzen des Sagbaren" bin ich hier einer Spur nachgegangen, die hinsichtlich des metaphilosophischen Problems einer Bestimmung des Orts der Philosophie, ihrer Sprache und ihrer Verfahren eine Parallele in Adornos und Wittgensteins Denken zeigte. Was, so könnte man fragen, ist durch eine solche Betrachtung gewonnen? Nun, zunächst konnte der Intuition, daß zwischen beiden Philosophen eine untergründige Verwandtschaft besteht, etwas deutlichere Kontur verliehen werden. Wenn Philosophie nicht analog zur Wissenschaft verfahren kann, wenn ihre Sprache darauf abzielt, etwas zu zeigen, was im wissenschaftlichen Modus der Rede nicht sagbar ist, sie aber doch nicht zur Dichtung werden will, muß sie einen eigenen Modus der Rede jenseits dieser Alternative suchen. Adorno und Wittgenstein haben verschiedene, aber verwandte Wege gefunden, mit diesem Problem umzugehen. Es soll hier keineswegs behauptet werden, daß dies die einzig möglichen Wege sind. Vielleicht sind andere Umgangsweisen damit zu suchen, aber das Problem ist deutlich benannt. Es haben sich auch Unterschiede gezeigt. Wittgenstein mit seinen beschreibenden Konstruktionen innerhalb der Sprache einen Modus philosophischen Zeigens, das zwar über das Sagbare hinausweist, aber dogmatische Ungerechtigkeiten gegenüber den Phänomenen ausschließt, weil es sich von vorneherein der Spannung zwischen Theorie und Empirie entzieht. Adorno will in gewisser Hinsicht mehr, nämlich eine negativ-dialektische Vermittlung von Theorie, Empirie, Kritik und Praxis. Dieses anspruchsvollere (oder auch unbescheidenere) Unternehmen verleitet Adorno gelegentlich dazu, in metastufigen Aussagen dogmatisch zu sagen, was sich nicht sagen läßt. Je nach metaphilosophischer Einstellung wird man ihm entweder zugutehalten, daß er weiterreichende kritische Ansprüche erhebt und damit eine zentrale Aufgabe auf sich nimmt, vor der Wittgenstein versagt. Oder man wird ihm ankreiden, daß er eben nicht die Stelle sieht, wo das Philosophieren aufhören muß. Wer bei der Ortsbestimmung der Philosophie Adorno oder Wittgenstein zu folgen geneigt ist, sollte im übrigen nicht die externen Aspekte vergessen. Ernstzunehmende Philosophie wird heute fast ausschließlich an Universitäten betrieben, im Rahmen einer Institution also, in der die Regeln des wissenschaftlichen Diskurses herrschen und die von der Gesellschaft, die sie finanziert, in die Pflicht genommen wird, verwertbare Resultate zu liefern. Adorno hat sich im Universitätsbetrieb (fast) genauso wenig wohl gefühlt wie Wittgenstein. Wer ihrem Philosophieverständnis ernsthaft folgt, wird wohl mit einem ähnlichen Unbehagen leben müssen. Denn was die Universität als gesellschaftliche Institution von der Philosophie erwartet, muß sie bewußt verweigern, wenn sie Philosophie bleiben will. Und doch gibt es keinen anderen gesellschaftlichen Ort, an dem dieses "Geschäft" betrieben werden könnte. *1* Diese Arbeit ist aus dem Projekt "Adorno und Wittgenstein. Ein systematischer Vergleich" hervorgegangen. Das Projekt wurde von Herbert Schnädelbach geleitet und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Neben diesen gilt mein Dank Rolf Wiggershaus, mit dem ich in dem Projekt zusammengearbeitet habe. *2* Ich verwende die üblichen Abkürzungen TLP für den "Tractatus logico-philosophicus" und PU für "Philosophische Untersuchungen". Bei Zitaten werden die entsprechenden Absatznummern in Klammern angegeben. *3* Theodor W. Adorno, Negative Dialektik, Frankfurt/M. 1967; im folgenden abgekürzt als ND. Seitenangaben finden sich in Klammern hinter den Zitaten im Text. *4* Wittgenstein und der Wiener Kreis. Gespräche, aufgezeichnet von Friedrich Waismann, aus dem Nachlaß herausgegeben von B. McGuiness (= Ludwig Wittgenstein, Werkausgabe, Bd. 3), Frankfurt/M. 1989, S. 68. *5* Ludwig Wittgenstein, Vortrag über Ethik und andere kleine Schriften, herausgegeben von Joachim Schulte, Frankfurt/M. 1989, S. 19. *6* Vgl. ND, S. 114 f. *7* Vgl. PU, 114/115. *8* Kuno Lorenz, »Sehen« - Wittgensteins Umgang mit der Bildmetapher; in: Grazer Philosophische Studien 38, 1990, S. 43. (Lorenz verwendet nicht das Kürzel TLP, sondern schlicht T.) *9* Theodor W. Adorno, Philosophische Terminologie. Zur Einleitung (Vorlesungen 1962 und 1963), herausgegeben von Rudolf zur Lippe, Bd. 1, Frankfurt/M. 1973, S. 67. *10* Theodor W. Adorno, Philosophische Frühschriften (= Gesammelte Schriften, hg. von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno et al., Bd. 1), Frankfurt/M. 1973, S. 338/339; vgl. auch S. 335 und S. 342. *11* Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen; in: ders., Werkausgabe, Bd. 8, Frankfurt/M. 1989, S. 483. *12* Ludwig Wittgenstein, Bemerkungen über die Farben; in: ders., Werkausgabe, Bd. 8, Frankfurt/M. 1989, S. 50. *13* Ludwig Wittgenstein, Vorlesungen und Gespräche über Ästhetik, Psychologie und Religion, herausgegeben von Cyrill Barrett, Göttingen 1968, S. 55/56. *14* Vgl. Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Dialektik der Aufklärung, Frankfurt/M. 1971, S. 162. *15* Theodor W. Adorno, Ästhetische Theorie; Frankfurt/M. 1973, S. 170. *16* Ludwig Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, in: ders., Werkausgabe, Bd. 8, Frankfurt/M. 1989, S. 504/505. *17* Theodor W. Adorno, Philosophische Frühschriften; in: ders., Gesammelte Schriften, Bd. 1, Frankfurt/M. 1973, S. 341. *18* Vgl. die "Erkenntniskritische Vorrede" in Walter Benjamins "Ursprung des deutschen Trauerspiels", Frankfurt/M. 1978. *19* Vgl. Theodor W. Adorno, Der Essay als Form; in: ders. Philosophie und Gesellschaft. Fünf Essays, Stuttgart 1984. *20* A.a.O., S. 17/18. Wittgenstein notiert 1931: "Die alles gleich machende Gewalt der Sprache, die sich am krassesten im WÖRTERBUCH zeigt, ..." (Vermischte Bemerkungen; in: Werkausgabe, Bd. 8, S. 480) *21* Vgl. dazu: Geert-Lueke Lueken, Das Lernen der Sprache und das Übersetzen; in: K. S. Johannessen, T. Nordenstam (Hg.), Culture and Value. Philosophie und die Kulturwissenschaften (Beiträge des 18. Internationalen Wittgenstein Symposiums, 13.- 20. August 1995), Kirchberg am Wechsel 1995, S. 661-667. *22* Theodor W. Adorno, Prismen. Kulturkritik und Gesellschaft, Frankfurt/M. 1976, S. 300. Was Adorno hier über Benjamin schreibt, dürfte auch den Anspruch seines eigenen Verfahrens zum Ausdruck bringen. *23* Max Weber, Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus; in: ders., Die protestantische Ethik I. Eine Aufsatzsammlung, Gütersloh 1979. *24* Ob, wie Weber meint, eine Definition dann am Schluß der Untersuchung herauskommen muß, steht für Adorno allerdings dahin. *25* Max Weber, Gesammelte Aufsätze zur Wissenschaftslehre, Tübingen 1985, S. 194. *26* A.a.O., S. 193. *27* A.a.O., S. 190/191. *28* A.a.O., S. 194. *29* Diese Charakterisierung stammt von Herbert Schnädelbach. Vgl. ders., Reflexion und Diskurs. Fragen einer Logik der Philosophie, Frankfurt/M. 1977. *30* A.a.O., S. 323/324. *31* Ludwig Wittgenstein, Bemerkungen über Frazers »The Golden Bough«; in: Rolf Wiggershaus (Hg.) Sprachanalyse und Soziologie. Die sozialwissenschaftliche Relevanz von Wittgensteins Sprachphilosophie, Frankfurt/M. 1975, S. 45/46; auch in: Ludwig Wittgenstein, Vortrag über Ethik und andere kleine Schriften, hg. von Joachim Schulte, Frankfurt/M. 1989, S. 37. *32* Ludwig Wittgenstein, Das Blaue Buch; in: ders., Werkausgabe, Bd. 5, herausgegeben von Rush Rhees, Frankfurt/M. 1989, S. 74. *33* A.a.O., S.74/75. *34* Vgl. PU, 18. *35* Vgl. Joachim Schulte, Chor und Gesetz. Zur »morphologischen Methode« bei Goethe und Wittgenstein; in: ders., Chor und Gesetz. Wittgenstein im Kontext, Frankfurt/M. 1990; Theda Rehbock, Goethe und die ‹Rettung der Phänomene‹. Philosophische Kritik des naturwissenschaftlichen Weltbilds am Beispiel der Farbenlehre, Konstanz 1995, insbesondere Kap. VIII. *36* Oswald Spengler, Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte (2 Bände), München 1972 (ursprünglich: München 1923).