***************************************************************** * * Titel: Relative und absolute Werturteile Autor: Peter Fischer, Leipzig - Germany Dateiname: 06-2-96.TXT Dateilänge: 39 KB Erschienen in: Wittgenstein Studies 2/96, Datei: 06-2-96.TXT; hrsg. von K.-O. Apel, N. Garver, B. McGuinness, P. Hacker, R. Haller, W. Lütterfelds, G. Meggle, C. Nyíri, K. Puhl, R. Raatzsch, T. Rentsch, J.G.F. Rothhaupt, J. Schulte, U. Steinvorth, P. Stekeler-Weithofer, W. Vossenkuhl, (3 1/2'' Diskette) ISSN 0943-5727. * * ***************************************************************** * * * (c) 1996 Deutsche Ludwig Wittgenstein Gesellschaft e.V. * * Alle Rechte vorbehalten / All Rights Reserved * * * * Kein Bestandteil dieser Datei darf ganz oder teilweise * * vervielfältigt, in einem Abfragesystem gespeichert, * * gesendet oder in irgendeine Sprache übersetzt werden in * * irgendeiner Form, sei es auf elektronische, mechanische, * * magnetische, optische, handschriftliche oder andere Art * * und Weise, ohne vorhergehende schriftliche Zustimmung * * der DEUTSCHEN LUDWIG WITTGENSTEIN GESELLSCHAFT e.V. * * Dateien und Auszüge, die der Benutzer für * * seine privaten wissenschaftlichen Zwecke benutzt, sind * * von dieser Regelung ausgenommen. * * * * No part of this file may be reproduced, stored * * in a retrieval system, transmitted or translated into * * any other language in whole or in part, in any form or * * by any means, whether it be in electronical, mechanical, * * magnetic, optical, manual or otherwise, without prior * * written consent of the DEUTSCHE LUDWIG WITTGENSTEIN * * GESELLSCHAFT e.V. Those articles and excerpts from * * articles which the subscriber wishes to use for his own * * private academic purposes are excluded from this * * restrictions. * * * ***************************************************************** Die Menschen heute glauben, die Wissenschaftler seien da, sie zu belehren, die Dichter und Musiker etc., sie zu erfreuen. Daß diese etwas zu lehren haben, kommt ihnen nicht in den Sinn. Ludwig Wittgenstein Vorbemerkung Die Thematisierung der Ethik durchzieht alle Phasen des Werkes von Ludwig Wittgenstein. Einige Interpreten*1* sehen in diesem Thema das eigentliche Problem, welches Wittgenstein beschäftigt und an das er sich immer wieder annähert, indem er die Grenzen der WISSENSCHAFT oder - allgemeiner - des EMPIRISCHEN URTEILENS, man könnte auch sagen: die Grenzen der LOGISCHEN FORMEN und des in ihnen SAGBAREN zu bestimmen versucht. Ein wichtiger Text für das Verständnis der Ethik-Auffassung Wittgensteins ist sein "Vortrag über Ethik", der wahrscheinlich aus den Jahren 1929 oder 1930 stammt*2*, also der mittleren Schaffensperiode angehört. Der Hauptgedanke des VORTRAGS besteht in der Unterscheidung solcher Werturteile, die wir "im hausbackenen oder relativen Sinn" verwenden, von jenen "im ethischen oder absoluten Sinn".*3* Für die Interpretation dieses Gedankens werde ich nicht nur Textstellen aus anderen Werken Wittgensteins heranziehen, sondern insbesondere die Möglichkeiten eines Vergleich mit ethischen Positionen Kants und Moores nutzen. Diese Vorgehensweise möchte ich nicht vorab begründen, sondern lieber hoffen, daß sie durch meine Überlegungen gerechtfertigt wird. 1. Relative Werturteile als hypothetische Imperative Betrachten wir zunächst die relativen Werturteile. Daß etwas relativ gut ist, heißt allgemein, daß es "einen gewissen im voraus bestimmten Zweck" erfüllt bzw. "einem vorher festgelegten Maßstab gerecht" wird.*4* Es ist ziemlich wahrscheinlich, daß Wittgenstein diese beiden Bestimmungen synonym und nicht zu einer möglichen Klassifikation relativer Werturteile verwendet. Jedenfalls erfolgt in beiden Fällen die Bewertung im Hinblick auf etwas, was im voraus akzeptiert, als gültig gesetzt sein muß. Insofern solche Werturteile die Grundlage für handlungsrelevante Gebote abgeben, entsprechen sie den hypothetischen Imperativen bei Kant: Diese "stellen die praktische Notwendigkeit einer möglichen Handlung als Mittel zu etwas anderem, was man will (oder doch möglich ist, daß man es wolle), zu gelangen vor."*5* Man darf davon ausgehen, daß sich jedes relative Werturteil auch als hypothetischer Imperativ ausdrücken läßt. Welcher Ausdruck - Imperativ oder Werturteil - gewählt wird, ist abhängig von der kommunikativen und lebensweltlichen Situation. Ein Exempel Wittgensteins lautet: "Behaupte ich z.B., dies sei ein GUTER Stuhl, so heißt das: dieser Stuhl erfüllt einen gewissen im voraus bestimmten Zweck, und das Wort "gut" hat hier nur insoweit Bedeutung, als dieser Zweck vorher festgelegt worden ist."*6* Die kommunikative Funktion des Werturteils "Dies ist ein guter Stuhl" könnte z.B. darin liegen, jemand, der sich unter verschiedenen einen Stuhl aussucht, gerade auf diesen Stuhl aufmerksam zu machen. Der treffende Gebrauch des Werturteils setzt hier schon voraus, zu wissen, wozu der andere den Stuhl benutzen will: etwa für den Arbeitsplatz, für den Eßtisch oder zur Repräsentation. Deshalb ist auch ein Werturteil über ein Ding (und seine Handhabung) immer zugleich ein Imperativ bezüglich der Handlungsrelevanz dieses Dinges als Mittel. Relative Werturteile und hypothetische Imperative bedeuten also dasselbe, wenn auch in kommunikativ (pragmatisch) unterschiedlicher Akzentuierung. Kant klassifiziert hypothetische Imperative nach einer kategorialen Unterscheidung von Absichten und damit nach der Art ihrer Verbindlichkeit: "Der hypothetische Imperativ sagt also nur, daß die Handlung zu irgend einer MÖGLICHEN oder WIRKLICHEN Absicht gut sei. Im erstern Falle ist er ein PROBLEMATISCH, im zweiten ASSERTORISCH- praktisches Prinzip."*7* 1.1. Technische Regeln Problematische Imperative nennt Kant auch REGELN DER GESCHICKLICHKEIT oder TECHNISCHE IMERPATIVE.*8* Geschicklichkeit ist der "Gebrauch der Mittel zu allerlei beliebigen Zwecken."*9* Um die Eignung eines Mittels für einen beliebigen Zweck festzustellen, müssen wir synthetische Urteile fällen, also zu ERKENNTNISSEN (Entsprechung von Anschauung und Begriff) gelangen. Für Kant geschieht dies entweder durch synthetische Urteile aposteriori, wie sie bei der technischen Anwendung einer jeder Wissenschaft*10* vorkommen, oder durch synthetische Urteile apriori, wie sie sich in der Mathematik finden, etwa wenn, so Kants Beispiel, mittels zweier Kreisbögen eine Strecke geteilt wird.*11* Ist der synthetische Zusammenhang zwischen Mittel und Zweck erkannt, dann folgt die Verbindlichkeit der technischen Regel analytisch: "[...] denn in dem Wollen eines Objekts, als meiner Wirkung, wird schon meine Kausalität, als handelnder Ursache, d.i. der Gebrauch der Mittel, gedacht, und der Imperativ zieht den Begriff notwendiger Handlungen zu diesem Zweck schon aus dem Begriff eines Wollens dieses Zwecks heraus [...]."*12* Wenn die Verbindlichkeit technischer Regeln aus synthetischen Urteilen analytisch folgt, dann verbleibt der Geltungsanspruch dieser Regeln innerhalb des Gebietes möglicher ERKENNTNIS. Genau das behauptet auch Wittgenstein: "Jedes relative Werturteil ist bloß eine Aussage über Faktisches und kann daher so ausgedrückt werden, daß es auch der Form nach nicht mehr wie ein Werturteil wirkt: Anstelle des Satzes "Dies ist der richtige Weg nach Granchester" hätte ich ebensogut sagen können: "Dies ist der richtige Weg, den Sie nehmen müssen, wenn Sie in möglichst kurzer Zeit Granchester erreichen wollen"; "Dieser Mann ist ein guter Läufer" bedeutet schlicht und einfach, daß er soundso viele Meilen in soundso viel Minuten zurücklegt, usw."*13* Relative Werturteile lassen sich problemlos - und im Hinblick auf kommunikativ- pragmatische Absichten - auch als Konditionalsätze und Prädikationen ausdrücken. Relative Werturteile behaupten also SACHVERHALTE. Je nach dem, ob diese Sachverhalte bestehen, also Tatsachen sind, oder nicht, sind diese Werturteile wahr oder falsch.*14* Nach dem Sinnkriterium des TRACTATUS sind relative Werturteile in jedem Fall sinnvolle Sätze: "Der Sinn des Satzes ist seine Übereinstimmung und Nichtübereinstimmung mit den Möglichkeiten des Bestehens und Nichtbestehens der Sachverhalte."*15* Im TRACTATUS identifiziert Wittgenstein Sprache überhaupt mit der Gesamtheit der nach diesem Kriterium sinnvollen Sätze, einschließlich der logisch-methodischen bzw. mathematischen Übergänge zwischen ihnen. Diese allgemeine Sprachauffassung ist im Rahmen von Wittgensteins späterem Konzept der SPRACHSPIELE nur noch geeignet, ein Sprachspiel bzw. eine Gattung (oder Familie?) von Sprachspielen zu erfassen. Nicht zu dieser Gattung gehören, so einige Beispiele Wittgensteins, "Theater spielen", "Reigen singen", "Fluchen", "Beten".*16* Zur Unterscheidung vom Konzept der Sprachspiele kann das frühe Konzept SPRACHKALKÜL*17* heißen. Dem "Vortrag über Ethik" liegt anscheinend die Auffassung von der Sprache als Kalkül zugrunde. Doch bevor hierauf eingegangen wird, noch einige Sätze zur zweiten Art hypothetischer Imperative nach der Klassifikation durch Kant. 1.2. Ratschläge der Klugheit Den ASSERTORISCHEN IMPERATIV erläutert Kant so: "Es ist gleichwohl EIN ZWECK, den man bei allen vernünftigen Wesen (sofern Imperative auf sie, nämlich als abhängige Wesen, passen) als wirklich voraussetzen kann, und also eine Absicht, die sie nicht etwa bloß haben KÖNNEN, sondern von der man sicher voraussetzen kann, daß sie solche insgesamt nach einer Naturnotwendigkeit haben, und das ist die Absicht auf GLÜCKSELIGKEIT. Der hypothetische Imperativ, der die praktische Notwendigkeit der Handlung als Mittel zur Beförderung der Glückseligkeit vorstellt, ist assertorisch. Man darf ihn nicht bloß als notwendig zu einer ungewissen, bloß möglichen Absicht vortragen, sondern zu einer Absicht, die man sicher und a priori bei jedem Menschen voraussetzen kann, weil sie zu seinem Wesen gehört."*18* Daß Menschen nach Glückseligkeit streben, muß nach Kant als anthropologisches Apriori verstanden werden. Imperative, die sich auf die Wahl der Mittel zur Glückseligkeit beziehen, nennt Kant RATSCHLÄGE DER KLUGHEIT *19* oder auch pragmatische Imperative*20*. Ihre Verbindlichkeit würde sich ebenso wie jene der technischen Regeln aus der Synthese von Mittel und Zweck analytisch ergeben, wenn es gelänge einen "bestimmten Begriff von Glückseligkeit zu geben".*21* Aber gerade dies übersteigt die Erkenntnismöglichkeiten des Menschen als einem endlichen Wesen.*22* Erstens gelingt keine vollständige Erkenntnis der empirischen Elemente des Begriffs und zweitens keine vollständige Prognose der komplexen Folgen unserer Handlungen. Beides wäre aber für den BEGRIFF der Glückseligkeit notwendig, weil "zur IDEE der Glückseligkeit ein absolutes Ganzes, ein Maximum des Wohlbefindens, in meinem gegenwärtigen und jedem zukünftigen Zustande erforderlich ist."*23* Eine solche "Allwissenheit"*24*, um diese Idee begrifflich zu explizieren, kann der Mensch nicht erreichen. Pragmatische Imperative können daher, im Unterschied zu technischen Regeln, gar nicht gebietend, sondern nur anratend sein: Statt "Wenn du diesen möglichen Zweck erreichen willst, MUSST du dies tun" kann es hier nur heißen "Wenn du glückselig werden willst, ist dies oder jenes mehr oder weniger empfehlenswert". Pragmatische Imperative raten zu, im weitesten Sinne, asketischen Selbsttechniken , "von welchen die Erfahrung lehrt, daß sie das Wohlbefinden im Durchschnitt am meisten befördern".*25* Kants Beispiele lauten: Diät, Sparsamkeit, Höflichkeit, Zurückhaltung u.ä. Indem Kant die Allwissenheit als Bedingung der Möglichkeit für die analytisch folgende Verbindlichkeit pragmatischer Imperative aufdeckt, erfaßt er das Grundproblem einer jeden hedonistischen, utilitaristischen und konsequentialistischen Ethik, die als WISSENSCHAFT MIT GEBIETENDEN REGELN auftreten möchte: Eine solche Ethik ist immer kognitiv überfordert. Wittgenstein klassifiziert die relativen Werturteile zumindest nicht explizit. Allerdings finden sich bei ihm Beispiele, die eher als pragmatische Ratschläge denn als technische Regeln gelten müssen. So etwa schreibt er: "Und wenn ich sage, es sei wichtig für mich, keinen Schnupfen zu bekommen, so meine ich dementsprechend, daß ein Schnupfen mir das Leben in dieser und jener beschreibbaren Weise schwermacht [...]."*26* Es geht hier nicht um eine technische Regel der Medizin, die lauten könnte: "Wenn du einen Schnupfen vermeiden willst, dann mußt du dich warm anziehen, ausreichend Vitamin C zu dir nehmen und eine Infektion verhüten", sondern um den Ratschlag, daß Gesundheit das Leben erleichtern und zur Glückseligkeit beitragen kann. Freilich - so Kants Bedenken, welches den nicht gebietenden Charakter dieses Rates zeigen soll - kann eine unbeschränkte Gesundheit auch zu Ausschweifungen verführen, die der Glückseligkeit letztlich abträglich sind und von denen einen die "Ungemächlichkeit des Körpers" abgehalten hätte.*27* Ob ein bestimmter oder nur ein ungefährer Begriff vom vorausgesetzten Zweck bzw. Maßstab eines relativen Werturteils gegeben werden kann, ist für Wittgenstein kein Thema, wenn es um die Abgrenzung zum Ethischen geht. Weil auch die auf ungefähren Begriffen beruhenden Urteile sich auf Sachverhalte beziehen, genügt es ihm festzustellen, daß die Zweck-Mittel-Synthesen relativer Werturteile "nichts weiter zu enthalten und mitzuteilen vermögen als Bedeutung und Sinn, NATÜRLICHE Bedeutung und NATÜRLICHEN Sinn."*28* In diesem Punkt stimmen technische Regeln und pragmatische Ratschläge überein, was Wittgenstein bezugnehmend auf das Problem der Allwissenheit verdeutlicht. Er schreibt: "Angenommen einer von Ihnen wäre allwissend; er kennt also die Bewegungen aller toten oder lebendigen Körper in der Welt, und er kennt auch sämtliche Bewußtseinszustände aller Menschen, die je gelebt haben, und falls er alles in ein großes Buch eintrüge, so enthielte dieses Buch die gesamte Beschreibung der Welt. Ich möchte nun darauf hinaus, daß dieses Buch nichts enthielte, was wir ein ETHISCHES Urteil nennen würden, bzw. nichts, was ein solches Urteil logisch implizierte. Freilich enthielte es alle relativen Werturteile sowie alle wahren wissenschaftlichen Sätze und sogar alle Aussagen, die sich überhaupt artikulieren lassen."*29* 2. Kosmologische und sprachphilosophische Argumentation zur Unterscheidung absoluter von relativen Werturteilen Kants Argumentation in der Frage der hypothetischen Imperative bzw. der relativen Werturteile ist zwar differenzierter als die Wittgensteins, aber im Hauptpunkt stimmen beide überein: Relative Werturteile und ihre imperative Verwendung gehören zum Bereich der Erkenntnis bzw. zum Bereich des Sprachkalküls,*30* ethische Werturteile gehören nicht zu diesem Bereich. Diese Übereinstimmung im Resultat wird allerdings durch Argumentationen verschiedener Art erreicht. Kant argumentiert kosmologisch: Alles Geschehen in der sinnlichen Welt unterliegt der Naturkausalität, aber für die Annahme von Moralität muß die Freiheit des Subjekts (des Willens) unterstellt werden.*31* Kant versteht "unter Freiheit, im kosmologischen Verstande, das Vermögen, einen Zustand von SELBST anzufangen, deren Kausalität [der Kausalität aus Freiheit - P.F.] also nicht nach dem Naturgesetz wiederum unter einer anderen Ursache steht, welche sie der Zeit nach bestimmte."*32* Freiheit ist also das Vermögen, den Anfang einer Kausalreihe in der Zeit setzen zu können. Schon deshalb kann Freiheit niemals aus der Naturkausalität abgeleitet werden. Die Kausalität nach der Natur "ist die Verknüpfung eines Zustandes mit einem vorigen in der Sinnenwelt, worauf jener nach einer Regel folgt. Da nun Kausalität der Erscheinungen auf Zeibedingungen beruht, und der vorige Zustand, wenn er jederzeit gewesen wäre, auch keine Wirkung, die allererst in der Zeit entspringt, hervorgebracht hätte: so ist die Kausalität der Ursache dessen, was geschieht oder entsteht, auch entstanden, und bedarf nach dem Verstandesgrundsatze selbst wiederum eine Ursache."*33* Zur Naturkausalität gehört die regulative Idee eines Regressus' der Ursachen ad infinitum. Kants Argument besagt also: Freiheit ist Bedingung der Möglichkeit moralischen Handelns. Unsere Erkenntnis der Erscheinungen erfolgt aber mittels der Verstandesform der Kausalität nach der Natur und der entsprechenden regulativen Idee eines infiniten Regressus' der Ursachen. Deshalb können sich Urteile über die Freiheit bzw. Imperative der Freiheit nicht auf Erkenntnis gründen. Kants Argument ist ein materiales, insofern es auf der Unterscheidung von KAUSALITÄT AUS FREIHEIT und KAUSALITÄT NACH DER NATUR aufbaut. Dagegen versucht Wittgenstein, auf inhaltliche Voraussetzungen für den Bereich des Ethischen zu verzichten, indem er der Sache nach behauptet: Der Kalkül der Sätze der vollständigen Beschreibung der Welt enthält nichts, was ein ethisches Urteil "logisch impliziere". Sein Argument soll nur das formale sein, daß sich aus Tatsachenbehauptungen ethische Werturteile bzw. ethische Imperative logisch nicht ableiten lassen. Allerdings muß Wittgenstein ontologisch voraussetzen, daß ethische Werturteile nichts im Bereich der Tatsachen bedeuten. Während Kant diese Voraussetzung mit den Hinweisen auf die Freiheit als Bedingung der Möglichkeit von Moralität und auf die Unerkennbarkeit der Freiheit begründet, gibt Wittgenstein keine Begründung zu diesem Punkt. Er beteuert lediglich: "Ich sehe jetzt, daß diese unsinnigen Ausdrücke [nach dem Sinnkriterium des TRACTATUS - P.F.] nicht deshalb unsinnig waren, weil ich die richtigen Ausdrücke noch nicht gefunden hatte, sondern daß ihre Unsinnigkeit ihr eigentliches Wesen ausmacht."*34* Wittgensteins sprachphilosophisches Argument kommt also nicht ohne eine ontologische Beteuerung aus. Das Ethische findet den Ort seiner Begründung weder in Kants Welt der Erscheinungen, noch in Wittgensteins Welt der Tatsachen. Diese philosophische Position ist keineswegs ungewöhnlich. Schon Platon nimmt an, daß die Idee des Guten nur in der Abkehr von der Sinnenwelt erschaut werden kann. Allerdings beansprucht Platon auch für solche Ideen Erkenntnisstatus, was Kant und Wittgenstein in kritischer Einstellung zur traditionellen Metaphysik ablehnen. Hier wären weitere philosophiehistorische Bezüge bedenkenswert. Erwähnt werden soll aber nur noch George Edward Moore, auf den sich Wittgenstein zu Beginn seines VORTRAGS selbst bezieht. 3. Die Undefinierbarkeit von "gut" durch sachhaltige Sätze Von Moore übernimmt Wittgenstein explizit die Bestimmung der Ethik als "allgemeine Untersuchung dessen, was gut ist"*35* Wenn Wittgenstein schreibt, daß ethische Werturteile keine natürliche Bedeutung und keinen natürlichen Sinn haben, so entspricht dies Moores Behauptung, daß GUT (Gutheit/goodness) innerhalb einer "wissenschaftlichen Ethik"*36* "undefinierbar"*37* sei. Damit meint Moore nicht, daß nicht willkürlich festgelegt werden könnte, wie man das Wort "gut" verwenden wolle, auch nicht, daß nicht ermittelt werden könnte, wie das Wort üblicherweise (oft, meistens) gebraucht wird. UNDEFINIERBAR meint, daß es keine Objektbeschaffenheit gibt, keine analysierbare Zusammensetzung eines Objektes, die GUT bedeutet.*38* Beide, Moore und Wittgenstein, folgen einem Konzept, das man nach einem Vorschlag von Pirmin Stekeler-Weithofer das SINNKRITERIUM DER SACHHALTIGKEIT nennen könnte.*39* Moore zieht aus der Undefinierbarkeit von gut zwei Konsequenzen. Erstens behauptet er, daß GUT ein "einfacher Begriff" ist: Man kann niemand durch ein analytisches Urteil erklären, was gut ist.*40* In dieser Hinsicht fungiert der Begriff GUT in moralischen Urteilen ähnlich wie der Begriff GELB bezüglich unseres Wissens von den Farben. Wenn uns nicht die qualitativen Unterschiede zwischen den Farben auffallen würden, würden wir die quantitativ unterschiedlichen Lichtfrequenzen nicht nach Farben klassifizieren. Nicht die physikalischen Daten erklären die Farbbegriffe, sondern die phänomenal gegebenen Farben gestatten die Einteilung der Lichtfrequenzen als Farbspektrum.*41* Moores Analogie besagt also: Wenn uns der einfache Begriff gut nicht schon irgendwie verständlich wäre, dann könnten wir keine moralischen Urteile fällen. Also definieren moralische Urteile nicht den Begriff GUT.*42* An diese Einsicht knüpft Moore seine zweite Konsequenz, die unter dem Terminus NATURALISTISCHER FEHLSCHLUSS berühmt geworden ist. Im VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE seiner PRINCIPIA ETHICA gibt Moore zu, daß diese Bezeichnung sehr unglücklich gewählt ist.*43* Zum einen, weil sie nicht nur der Kritik naturalistischer, sondern auch metaphysischer Ansätze in der Ethik dienen soll, zum anderen, weil es sich eigentlich nicht um einen Schluß, sondern um eine Identifikation handelt. Jedenfalls will Moore sagen, daß es ein Fehler ist, wenn die Gutheit (goodness) mit dem identifiziert wird, was als gut im ethischen Sinne bewertet wird: Das (oder ein) Gute(s) ist die Gutheit.*44* Naturalistische Varianten der Ethik setzen für das Gute natürliche Prädikate oder Dinge ein, d.h. solche, die in der Zeit existieren*45* und zum Gegenstand der Naturwissenschaften oder der Psychologie werden können.*46* Die ausdrückliche Erwähnung der Psychologie beinhaltet eine antipsychologistische Wendung, die sich auch in Wittgensteins VORTRAG findet. Über die auch psychologisch vollständige Schilderung eines Mordes heißt es da: "Gewiß, es kann sein, daß die Lektüre dieser Schilderung Kummer und Zorn oder sonst ein Gefühl in uns hervorruft, oder es wäre möglich, daß wir etwas über den Kummer oder den Zorn lesen, die durch diesen Mord bei anderen hervorgerufen wurden, als sie davon hörten, doch das sind Fakten, Fakten und nochmals Fakten, aber keine Ethik."*47* Die Psychologie kann den normativen Charakter der Ethik nicht einholen. Das Verhältnis von Psychologie und Ethik beschreibt Wittgenstein später so: "Sich psychoanalysieren lassen ist irgendwie ähnlich vom Baum der Erkenntnis essen. Die Erkenntnis, die man dabei erhält, stellt uns (neue) ethische Probleme; trägt aber nichts zu ihrer Lösung bei."*48* Metaphysische Varianten der Ethik setzen für das Gute übersinnliche Realitäten ein*49*, von denen behauptet wird, daß sie zwar nicht in der Zeit, aber eben doch existieren.*50* Solche Lösungsvorschläge kommen nach den Wissenschaftsbegriff Wittgensteins ohnehin nicht in Frage. Er schließt sie als Möglichkeiten einer wissenschaftlichen Ethik gerade dadurch explizit aus, daß er das Ethische mit Erlebnissen vergleicht, die man als metaphysische bezeichnen könnte: das Erlebnis, "daß überhaupt etwas existiert", oder das Erlebnis "der absoluten Sicherheit".*51* Das Ethische ist seinem Status nach etwas Metaphysisches, aber gerade deshalb kann man nicht sachhaltig darüber sprechen. 4. Absolute Werturteile Nach der Betrachtung der relativen Werturteile und den negativen Bestimmungen der absoluten Werturteile bleibt noch die Frage: Was enthalten und teilen ethische Werturteile mit, wenn nicht natürliche Bedeutung und wenn über metaphysische Erlebnisse nicht sachhaltig gesprochen werden kann? Wittgenstein zeigt exemplarisch, wie wir ethische Werturteile gebrauchen. Der relativen Wertung, man spiele schlecht Tennis, kann mit der Antwort, man wolle gar nicht besser spielen, begegnet werden, womit die Sache im Prinzip erledigt ist. "Aber", so Wittgenstein, "denken wir uns, ich hätte einen von Ihnen aberwitzig angelogen, und nun käme er auf mich zu und sagte: "Sie benehmen sich abscheulich." Wenn ich darauf erwiderte: "Ich weiß, daß ich mich schlecht benehme, aber ich will mich gar nicht besser benehmen", könnte der andere dann antworten: "Schon recht, dann ist ja alles in Ordnung"? Nein, das ginge bestimmt nicht, sondern er würde sagen: "Na, dann SOLLTEN Sie sich aber besser benehmen wollen.""*52* Das ethische Werturteil beansprucht offensichtlich eine intersubjektive Gültigkeit, die unabhängig ist von beliebig gewählten Zwecken des einzelnen. Ethische Werturteile fordern, daß der einzelne die Beliebigkeit der Wahl seiner Mittel und Zwecke in gewisser Weise beschränkt. Worauf "gründet" sich diese Zumutung? Wittgenstein versteht das ethische Ansinnen als "Zeugnis eines Drangs im menschlichen Bewußtsein".*53* Diese Zeugnis legen wir "mittels der Existenz der Sprache" ab, während sachhaltige Sätze "mit Hilfe der Sprache" sagbar sind.*54* In beiden Fällen kann die Sprache in je spezifischer Weise als apriorische Form verstanden werden. Den Fall der sinnvollen Sätze, die wir mit Hilfe der Sprache bilden, erläutert Wittgenstein im TRACTATUS so: "Die "Erfahrung", die wir zum Verstehen der Logik brauchen, ist nicht die, daß sich etwas so und so verhält, sondern, daß etwas ist: aber das ist eben KEINE Erfahrung. Die Logik ist VOR jeder Erfahrung - daß etwas so ist. Sie ist vor dem Wie, nicht vor dem Was."*55* Dieses WAS darf nicht als das Was der Wesensfrage der philosophischen Tradition verstanden werden, sondern könnte durch ein DASS ersetzt werden. Daß etwas ist, muß für erfüllbare Elementarsätze vorausgesetzt werden und läßt sich nicht apriori angeben oder aus Gesetzen der Logik deduzieren.*56* Die Beziehung der Logik zu den Elementatsätzen charakterisiert Wittgenstein als ANWENDUNG: Die Logik muß, um zu sachhaltigen Sätzen zu gelangen, voraussetzen, daß es erfüllbare Elementarsätze gibt, und entscheidet in ihrer Anwendung zugleich darüber, "welche Elementarsätze es gibt".*57* In dieser Anwendung konstituieren sich immer aufs Neue die Grenzen meiner Welt.*58* Wittgensteins Formulierung "mit Hilfe der Sprache" meint also ein Sprachapriori, mit dem wir die Grenzen des Sagbaren, die Grenzen unserer Welt konstituieren, indem wir es anwenden. Anders verhält es sich mit der Formulierung "mittels der Existenz der Sprache". Zwar behauptet Wittgenstein genau wie von der Logik*59*: "Die Ethik ist transzendental."*60* Doch dieser Satz, besser: diese "Dichtung"*61* weist der Ethik ihren apriorischen Charakter nicht nur gegenüber dem Sosein zu, wie im Falle der Logik. Die Ethik ist auch transzendental gegenüber der für das sinnvolle Sprechen unhintergehbaren Voraussetzung, daß etwas ist. Die Ethik fällt nicht nur absolute Urteile über diese oder jene Handlungsweise, wie z.B. über das Lügen. Die Ethik umfaßt die Entscheidung über unser Leben als ganzes, auch die Frage, ob wir uns zu leben entscheiden. In ein und derselben Tagebucheintragung schreibt Wittgenstein zunächst: "[...] der Selbstmord ist die elementare Sünde", dann aber: "Oder ist nicht auch der Selbstmord an sich weder gut noch böse!"*62* Wäre der Selbstmord die elementare Sünde, würde die Ethik voraussetzen, daß wir leben müssen: Die Selbsterhaltung wäre der ethischen Lebensführung vorausgesetzt. Wenn es aber möglich ist, auch den Selbstmord als ein Faktum anzusehen, das der ethischen Sinngebung und Entscheidung unterliegt, dann kann die Ethik als eine voraussetzungslose, absolute Perspektive verstanden werden. Genau diese Perspektive will Wittgenstein in seinem VORTRAG ÜBER ETHIK mit den Beispielen vom STAUNEN ÜBER DIE EXISTENZ DER WELT und vom ERLEBNIS DER ABSOLUTEN SICHERHEIT ausdrücken. In seinem Tagebuch notiert Wittgenstein: "Das Kunstwerk ist der Gegenstand sub specie aeternitatis gesehen; und das gute Leben ist die Welt sub specie aeternitatis gesehen. [...] Die gewöhnliche Betrachtungsweise sieht die Gegenstände gleichsam aus ihrer Mitte, die Betrachtung sub specie aeternitatis von außerhalb."*63* Ein solches Erlebnis, in dem uns die Welt vorausetzungslos als Ganzes gegeben ist, nennt Wittgenstein MYSTISCH.*64* Das Mystische "zeigt sich"*65* bzw. wird bezeugt. Bezeugt wird es durch die Kunst oder durch die EXISTENZ DER SPRACHE, die absolute Werturteile im Verhältnis der Menschen zueinander ermöglicht. Während die Formulierung MIT HILFE DER SPRACHE ein Sprachapriori für die Bildung sachhaltiger Sätze meint, zielt die Formulierung MITTELS DER EXISTENZ DER SPRACHE auf ein anthropologisches Apriori, welches gerade durch einen Sprachgebrauch bezeugt wird, der nicht dem Sprachapriori sachhaltiger Sätze entspricht. Daß Wittgenstein den ethischen, ästhetischen und religiösen Ausdrucksformen eine solche anthropologische Bedeutsamkeit zuschreibt, unterstreicht er, wenn er sie alle als ZEUGNIS EINES DRANGS IM MENSCHLICHEN BEWUSSTSEIN versteht.*66* Daraus, daß es für Wittgenstein zum Wesen des Menschen gehört, daß er sich ethisch, ästhetisch oder religiös ausdrückt, muß auch der von absoluten Werturteilen mitgeführte intersubjektive Geltungsanspruch verstanden werden. Man kann sagen, mit dem Gebrauch absoluter Werturteile sprechen die Menschen zueinander ALS MENSCHEN - und nicht als Tennisspieler, Wissenschaftler oder als Träger anderer partieller Rollen*67*, mit deren Erfüllung "unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind."*68* Absolute Werturteile handeln nicht davon, ob dieses oder jenes Mittel diesem oder jenem Zweck oder Maßstab mehr oder weniger gerecht wird. Sondern es geht darum, sein ganzes Leben menschlich zu führen. Und weil es in der Frage der Lebensführung nicht die Sicherheit und Verbindlichkeit des Sprachkalküls geben kann*69*, muß jeder die intersubjektiven Ansprüche der jeweiligen ethischen, ästhetischen oder religiösen Ausdrucksformen auf seine eigene Lebenslage beziehen. Von dieser Aufgabe der Anwendung kann der einzelne durch keine Methode entlastet werden: "Die Lehre, z.B., von der Gnadenwahl bei Paulus", schreibt Wittgenstein, "ist auf meiner Stufe Irreligiösität, ein häßlicher Unsinn. Daher gehört sie nicht für mich, da ich das mir gebotene Bild nur falsch anwenden kann. Ist es ein frommes und gutes Bild, dann für eine ganz andere Stufe, auf der es gänzlich anders im Leben muß angewandt werden, als ich es anwenden könnte."*70* Wenn mich ein absolutes Werturteil trifft, muß sich meine Welt, mein Leben überhaupt ändern.*71* Daß uns ein Kunstwerk diese Einsicht vermitteln kann, stellt Rainer Maria Rilke mit seinem Sonett ARCHAISCHER TORSO APOLLOS dar. Die letzte Strophe lautet: "und bräche nicht aus allen seinen Rändern aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern." Nach diesen Überlegungen darf ich wohl getrost eingestehen, daß ein gut Teil meines Aufsatzes - Dichtung ist. Fussnoten: *1* Vgl. z.B.: Kurt Wuchterl, Religion bei Wittgenstein und Lévinas. In: Rudolf Haller/ Johannes Brandl (Hg.), Wittgenstein - Eine Neubewertung. Akten des 14. Internationalen Wittgenstein-Symposiums. Wien 1990, Bd. 1, S. 313-322; Armin Burkhardt, "[...] das Undenkbare von innen durch das Denkbare begrenzen". In: ebenda, Bd. 3, S. 138- 143. *2* Diese Zeit gibt Joachim Schulte, nach einem Hinweis von Rush Rhees, im Textnachweis des von ihm herausgegebenen Bandes Ludwig Wittgenstein: Vortrag über Ethik und andere kleine Schriften. Frankfurt/M. 1989 auf S. 141 an. *3* Vgl. ebenda, S. 11. *4* Vgl. ebenda. *5* Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten (GMS), AB 39. *6* Wittgenstein: Vortrag über Ethik (VE), a.a.O., S. 11. *7* Kant: GMS, AB 40. *8* Vgl. ebenda, AB 43f. *9* Ebenda, AB 41. *10* Vgl. ebenda. *11* Vgl. ebenda, AB 45. *12* Ebenda. *13* Wittgenstein: VE, S. 12. *14* Wittgenstein: Tractatus logico-philosophicus (Tractatus). In: Werke Bd. I, Frankfurt/M. 1984, S. 11 (Sätze 1-2). *15* Ebenda, S. 38 (4.2). *16* Vgl. Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen (PhU). In: Werke Bd. I, a.a.O., S. 250 (1. Teil/Notiz 23). *17* Vgl. K. Wuchterl: Struktur und Sprachspiel bei Wittgenstein. Frankfurt/M. 1969, S. 132ff. *18* Kant: GMS, B 42. *19* Vgl. ebenda, AB 43. *20* Vgl. ebenda, AB 44. *21* Ebenda, AB 45. *22* Vgl. ebenda, AB 46f. *23* Ebenda, AB 46. *24* Vgl. ebenda, AB 47. *25* Ebenda. *26* Wittgenstein: VE, S. 11. *27* Kant: GMS, AB 47. *28* Wittgenstein: VE, S. 13. *29* Ebenda, S. 12. *30* Cum grano salis kann als für einen Kant-Wittgenstein-Vergleich von folgenden terminologischen Entsprechungen ausgegangen werden: Erkenntnis - sinnvoller Satz; Anschauung - Sachverhalt; Verstandesformen - Logik/Methode/Mathematik; Erscheinung - Tatsache. *31* Kant: Kritik der praktischen Vernunft, A 52ff. *32* Kant: Kritik der reinen Vernunft, A 533/B 561. *33* Ebenda, A 532/B 560. *34* Wittgenstein: VE, S. 18. *35* Ebenda, S. 10. George Edward Moore: Principia Ethica (PE). Herausgegeben und übersetzt von Burkhard Wisser, Übersetzung des Anhangs von Martin Sandhop. Stuttgart 1996 (Erweiterte Ausgabe), S. 30 (§ 2). *36* Moore: PE, a.a.O., S. 31 (§ 3). *37* Ebenda, S. 36 (§ 6). *38* Vgl. ebenda, S. 37 (§ 8). *39* Vgl. Pirmin Stekeler-Weithofer: Sinn-Kriterien. Die logischen Grundlagen kritischer Philosophie von Platon und Wittgenstein. Paderborn 1995, S. 279ff. *40* Vgl. Moore: PE, S. 36f. (§ 7). *41* Vgl. Ebenda, S. 40 (§ 10). In diesem Sinne heißt es bei Wittgenstein: "Auf die Frage "Was bedeuten die Wörter "rot", "blau", "schwarz", "weiß"" können wir freilich gleich auf Dinge zeigen, die so gefärbt sind, - aber weiter geht unsere Fähigkeit, die Bedeutungen dieser Worte zu erklären, nicht!" In: Wittgenstein: Bemerkungen über die Farben. Werke Bd. 8, a.a.O., S. 27 (1. Teil/Notiz 68.). *42* Meines Erachtens wird diese Analogie durch Bernard Williams Analyse, die überzeugend zeigt, daß sich gut und gelb in ihrem logischen Verhalten sehr wohl unterscheiden, nicht widerlegt. Vgl. Bernard Williams: Der Begriff der Moral. Eine Einführung in die Ethik (BM). Übersetzung von Eberhard Bubser. Stuttgart 1978, S. 47-56 (5. Kapitel: "Gut"). *43* Vgl. Moore: PE, insb. S. 372-378. *44* Vgl. ebenda, S. 40f. (§ 10). *45* Vgl. ebenda, S. 79 (§ 27). *46* Vgl. ebenda, S. 78 (§ 26). *47* Wittgenstein: VE, S. 13. *48* Vgl. Wittgenstein: Vermischte Bemerkungen (VB). In: Werke Bd. 8, a.a.O., S. 498 (Notiz aus dem Jahr 1939). *49* Vgl. Moore: PE, S. 100 (§ 35). *50* Vgl. ebenda, S. 166 (§ 66). Was Moore als Existenzbehauptung kennzeichnet, hatte ich, exemplarisch, als Erkenntnisanspruch der Platonischen Ideen apostrophiert. *51* Wittgenstein: VE, S. 14f. *52* Ebenda, S. 11. *53* Ebenda, S. 19. *54* Vgl. ebenda, S. 18. *55* Wittgenstein: Tractatus, S. 65 (5.552). *56* Vgl. ebenda, S. 65f. (5.5542), S. 67 (5.5571, 5.61). *57* Vgl. ebenda, S. 66 (5.557). *58* Vgl. ebenda, S. 67 (5.6). *59* Vgl. ebenda, S. 76 (6.13). *60* Ebenda, S. 83 (6.421). *61* Wittgenstein: VB, S. 483 (1933-1934): "Ich glaube meine Stellung zur Philosophie dadurch zusammengefaßt zu haben, indem ich sagte: Philosophie dürfte man eigentlich nur dichten." *62* Wittgenstein: Tagebücher 1914-1916. In: Werke Bd. 1, a.a.O., S. 187 (Eintrag vom 10.01. 1917). *63* Ebenda, (07.10.1916). *64* Vgl. Wittgenstein: Tractatus, S. 84 (6.44, 6.45). *65* Vgl. ebenda, S. 85 (6.522). *66* Hier soll noch einmal auf Kant verwiesen werden. Dieser rekurriert letztlich auch auf eine anthropologische Größe: dem sogenannten Faktum der Vernunft. Dieses soll aber eine diskursive Begründung des Ethischen ermöglichen, während der von Wittgenstein konstatierte Drang eine solche Möglichkeit nicht zuläßt. *67* In diese Richtung weist auch ein Gedanke von Bernard Williams: BM, S. 62 (6. Kapitel: Gutsein und Rollen): "Einen unveräußerlichen Titel (von "Rolle" kann man hier eigentlich nicht mehr sprechen) gibt es für jeden Menschen, nämlich den Titel "Mensch" selbst, und insofern wird jetzt die Frage entscheidend, ob "Mensch" ein Begriff ist, der Maßstäbe für Wert und Gutsein eines Menschen als Mensch enthält. Wenn ja, müssen diese Maßstäbe, so scheint es, für uns alle verbindlich sein." Zumindest müssen sie diesen Anspruch mitführen. *68* Wittgenstein: Tractatus, S. 85 (6.52). *69* Wittgenstein: PhU (2. Teil), S. 569: "Die Art der Sicherheit ist die Art des Sprachspiels." *70* Wittgenstein: VB, S. 494 (1937). *71* Vgl. Wittgenstein: Tractatus, S. 83 (6.43).