***************************************************************** * * Titel: Rezension: Dieter Mersch (Hg.): Gespräche über Wittgenstein. Wien 1991, Passagen Verlag. Autor: Richard Raatzsch, Leipzig, Germany Dateiname: 17-2-96.TXT Dateilänge: 20 KB Erschienen in: Wittgenstein Studies 2/96, Datei: 17-2-96.TXT hrsg. von K.-O. Apel, N. Garver, B. McGuinness, P. Hacker, R. Haller, W. Lütterfelds, G. Meggle, C. Nyíri, K. Puhl, R. Raatzsch, T. Rentsch, J.G.F. Rothhaupt, J. Schulte, U. Steinvorth, P. Stekeler-Weithofer, W. Vossenkuhl, (3 1/2'' Diskette) ISSN 0943-5727. * * ***************************************************************** * * * (c) 1996 Deutsche Ludwig Wittgenstein Gesellschaft e.V. * * Alle Rechte vorbehalten / All Rights Reserved * * * * Kein Bestandteil dieser Datei darf ganz oder teilweise * * vervielfältigt, in einem Abfragesystem gespeichert, * * gesendet oder in irgendeine Sprache übersetzt werden in * * irgendeiner Form, sei es auf elektronische, mechanische, * * magnetische, optische, handschriftliche oder andere Art * * und Weise, ohne vorhergehende schriftliche Zustimmung * * der DEUTSCHEN LUDWIG WITTGENSTEIN GESELLSCHAFT e.V. * * Dateien und Auszüge, die der Benutzer für * * seine privaten wissenschaftlichen Zwecke benutzt, sind * * von dieser Regelung ausgenommen. * * * * No part of this file may be reproduced, stored * * in a retrieval system, transmitted or translated into * * any other language in whole or in part, in any form or * * by any means, whether it be in electronical, mechanical, * * magnetic, optical, manual or otherwise, without prior * * written consent of the DEUTSCHE LUDWIG WITTGENSTEIN * * GESELLSCHAFT e.V. Those articles and excerpts from * * articles which the subscriber wishes to use for his own * * private academic purposes are excluded from this * * restrictions. * * * ***************************************************************** Russell berichtet von einem Treffen mit Wittgenstein, bei dem dieser lange schweigend auf und ab gegangen sei, bis ihn Russell dann fragte, worüber er nachdenke: über die Logik oder über seine Sünden. Worauf Wittgenstein antwortete: über beides. (Russells Bericht taucht auch im Buch in Fragen von Mersch auf.) Folgende Lesart scheint den Hintergrund von Russells Frage zu bilden: Logik und Sünden -- Philosophie und Persönlichkeit -- haben nicht wesentlich etwas miteinander gemein, sondern nur akzidentell. Die Frage wird, so verstanden, zu einer psychologischen, wie etwa dieser: Hängen Choleriker tendenziell einer Tatphilososophie an; und fällt es einem, der große Sünden begangen hat, schwerer, sich auf etwas anderes als diese, etwa die Logik, zu konzentrieren? Eine andere Lesart wäre die, die davon ausgeht, daß es eine interne Beziehung zwischen Logik/Philosophie einerseits und Sünden/Persönlichkeit andererseits gibt. Ein Philosoph tut, was er tut, weil er denkt, was er denkt. Oder: was er tut, ist der Ausdruck dessen, was er denkt, so wie das, was er denkt, der Reflex dessen ist, was er tut. Hätte er eine andere Philosophie als diejenige, die er tatsächlich hat, würde er sich, in vielen Fällen jedenfalls, anders verhalten, als er sich tatsächlich verhält. Auch umgekehrt ist diese Lesart fruchtbar: wenn du im Zweifel bist, besagt sie, ob ein Philosoph eher dies oder eher das gemeint hat mit seinem n-ten Lehrsatz, so schau' dir an, was er im Leben tut und du wirst, in manchen Fällen jedenfalls, näher an eine Antwort auf deine Frage kommen. Die erste Lesart ist philosophisch uninteressant, denn was sollte philosophisch relevant sein an der Feststellung, daß dasjenige, was ein Philosoph tut, mit seiner Philosophie nichts zu tun hat? Wodurch unterschiede sich der Philosoph dann noch von jedem anderen Menschen? Philosophisch interessant ist die andere Lesart, was sich im übrigen schon darin zeigt, daß sie die einzige Lesart ist, die es zu heftigeren philosophischen Debatten bringt. Man denke an den Streit über Hegels Urteil über den preußischen Staat oder über Heideggers Verhalten gegenüber den Nazis. Nur im Zusammenhang solcher Streits bringt es die erste Lesart überhaupt zu einigem Interesse. So verstanden, wird auch Fichtes Satz, welche Philosophie man wähle, hänge davon ab, was für ein Mensch man sei, zu einem philosophisch ernstzunehmendem Spruch. Daß eine Lesart philosophisch interessant ist, besagt aber noch nicht sehr viel -- jedenfalls wenn wir bereit sind, genügend Unterschiede zu machen innerhalb der Bereiche, denen wir die Namen "Logik/Philosophie" und "Sünden/Persönlichkeit" geben. Welche Sünden sind überhaupt philosophisch relevant? Zahlt ein Rationalist seine Schulden pünktlicher zurück als ein Empirist oder nicht? Was soll man hier sagen, außer, daß es völlig egal ist, was hier der Fall ist? Liebt ein Mentalist seine Kinder mehr als ein Behaviorist? Antwort: ditto. Aber wenn wir zu religiösen oder politischen Fragen kommen, sieht die Sache vielleicht schon anders aus. Siehe die erwähnten Fälle Hegel und Heidegger. Wenn man die Sache so darstellt, so sieht das Ganze aus, als ginge es um eine Wissensfrage: Finde heraus, welche Lebensfragen ob und wie mit welchen philosophischen Fragen verbunden sind. Untersuche außerdem, ob wir es hier mit einen Nacheinander zu tun haben, oder die Sache eher so ist: indem der Philosoph über das eine (Logik/Sünden) nachdenkt, denkt er auch über das andere (Sünden/Logik) nach, weil beides, entgegen dem Anschein, von derselben Natur ist. Oder ist es ein Durch-Einander: wenn wir die Probleme der Logik gelöst haben, dann haben wir auch das Fundament für die Beseitigung der Sünden? Aber das ist nur die eine Seite der Angelegenheit. Eine weitere ist die, daß viele die Frage gar nicht als eine Wissensfrage, sondern als eine Sollensfrage betrachtet sehen wollen. Heideggers Philosophie, heißt dies in dem einen Fall, MUSS etwas mit seinem politischen Engagement zu tun haben, denn wenn die Philosophie mit SOLCHEM Verhalten nichts zu tun hätte, wenn es hier keinen Unterschied machte, ob man X-ist oder Z-ist ist, wäre sie nicht wert, betrieben zu werden. Für viele ist, mit anderen Worten, die Frage, ob etwas tatsächlich mit etwas anderem zu tun hat, schlicht und einfach so unwichtig, daß man sie gar nicht stellen sollte. Hierin kommt, wie mir scheint, zum einen eine Einstellung der Philosophie gegenüber zum Ausdruck: was man von ihr zu erwarten hat; welchen Fragen sie sich stellen muß; zu welchen Problemen sie Einsichten bereitzustellen hat, was mit ihr unvereinbar ist usw. Und hier sagt der eine eben, was gerade angedeutet wurde, während der andere meint, Philosophie hat vor allem die Pflicht, rein zu sein, sich von politischen Fragen freizuhalten usw. Daß sich in der Behandlung der Frage auch Einstellungen zu Philosophie ausdrücken, ist aber noch nicht die ganze Geschichte. Ein weiterer Aspekt ist dieser: bei manchen Philosophen hat man den starken Eindruck, daß -- wie auch immer es im allgemeinen bestellt sein mag oder sein sollte -- bei ihnen jedenfalls Leben und Philosophie eine Einheit bilden. Und deshalb hat, könnte man sagen wollen, Russells Anekdote etwas Russell Entlarvendes an sich. Denn wenn es einen Philosophen gibt, der als Muster einer solchen Einheit gelten könnte, dann ist dies Wittgenstein. Und genau dies scheint Russell nicht zu bemerken. Allerdings, wenn man sich fragt, worin denn nun diese Einheit zwischen Sünden und Logik besteht oder bestehen soll, kommt man schnell in Schwierigkeiten. Es scheint, als ob man hier nichts auch nur mit annähernd der Exaktheit und Klarheit sagen könne, die Russell für in der Philosophie zu Sagendes vorschwebten; falls man überhaupt etwas sagen kann. Insofern war Russell auch nur konsequent, die Geschichte so zu berichten, wie er es getan hat -- als Anekdote, mit der der Leser anfangen kann, was er für richtig hält. Mit den letzten Bemerkungen haben wir schon ein allgemeineres Merkmal der Literatur über Wittgenstein berührt. Denn neben den gelehrten Abhandlungen über sein Geschriebenes spielen schon immer die Erinnerungen von Freunden, Verwandten, Bekannten u.a. eine wichtigere Rolle, als dies in der Literatur zu fast allen anderen bekannteren Philosophen der Fall ist. Diese Erinnerungen haben einen ganz eigentümlichen Reiz, der durchaus philosophischer Natur ist, auch wenn es schwer ist, anzugeben, worin er, genau genommen, besteht. Daß sie einen philosophischen und nicht nur biographischen, also von Wittgensteins Tätigkeit als Philosoph unabhängigen, Reiz haben, zeigt sich ja gerade in dem Einfluß, den die in den Erinnerungen vermittelten Bilder auf die Interpretation seiner Philosophie haben. Nur ein Beispiel: Ist die Tatsache, daß Wittgenstein nach dem TRACTATUS die Philosophie verließ, nicht ein sozusagen praktischer Beweis dafür, daß er wirklich der Ansicht war, die philosophischen Probleme im Wesentlichen gelöst zu haben, wie es im Vorwort zu der gerade genannten Schrift heißt? Aber welchen Anspruch an Zustimmung können solche auf Erinnerungen an die Persönlichkeit gestützten Interpretationen haben? Erinnerungen an Wittgenstein sind ja zunächst einmal Zeugnisse der Spuren, die Wittgenstein bei anderen hinterlassen hat. Würde man in Erinnerungsberichten die Namen der Erinnerten durch beliebige Variablen ersetzen, dann wäre es in vielen Fällen unmöglich, zu entscheiden, welcher Bericht von welcher Person handelt. Dies geht bis in Bereiche, von denen man glauben möchte, daß sie variationsunfähig sind, wie etwa Aussehen, Größe, Gesichtszüge. Diese Beobachtung macht Berichte von denen, die dabeigewesen sind, nicht wertlos, relativiert aber ihren Unfehlbarkeitsanspruch. Und dieser überträgt sich auf die Interpretationen. Vielleicht sogar in einem solchen Maße, daß man, wie William James es manchmal tut, umgekehrt sagen könnte: ob jemand dies oder das getan hat oder tun wird, sollte man entscheiden, wenn man seine Philosophie kennt. Zuweilen wird der Wert von Erinnerungsberichten durch ihre schwer zu sehende Vereinbarkeit mit anderen soweit reduziert, daß die Grenze zwischen Berichten Dabeigewesener und Späterer kaum zu erkennen ist. Auch bei Späteren kann man ja von Spuren oder Wirkungen von Wittgensteins Persönlichkeit und seiner Philosophie auf diese reden. Dies vorzuführen, darin sehe ich ein Verdienst von Dieter Merschs Buch. Denn es enthält, neben einer Einführung, Gespräche des Herausgebers mit Stephen Toulmin, Brian McGuiness, Joachim Schulte, Rudolf Haller, Jaakko Hintikka und Christoph Nyíri über Wittgenstein, in denen, wenn auch in unterschiedlichem Grade, stets die Frage mitschwingt: Welche Bedeutung hatte und hat Wittgenstein für den Befragten selbst. Und zwar nicht nur Wittgensteins Philosophie, sondern auch seine Persönlichkeit, sein Leben. Mit anderen Worten: es gelingt Mersch, seine Gesprächspartner nicht nur zur Äußerung philosophischer Einsichten zu bewegen, sondern ihnen gewissermaßen auch Bekentnnisse darüber zu entlocken, was Philosophie eigentlich ist oder sein sollte, welche Bedeutung sie für uns hat oder haben sollte. Am unmittelbarsten, wenn auch auf verschiedene Weise, kommt dies in den Gesprächen mit Toulmin, Hintikka und Nyíri zum Ausdruck. Toulmin berichtet aus eigenem Erleben, was man auch in Erinerungen anderer lesen kann, von einem "Mann von großartiger intellektueller Aufrichtigkeit, der seine eigenen Ansichten sogar noch weit unnachgiebiger in Frage stellte, als die anderen." (Toulim, S. 54) Hintikka sieht als den hervorstechenden Zug, wie schon Moore und Fania Pascal, die Ungeduld. Wenn dies stimmt, was scheint dann natürlicher, als die Annahme, daß dasjenige, was Wittgenstein uns hinterlassen hat, vor allem Anregungen zu Aufgaben seien, die es noch systematisch zu erledigen gilt, statt der fertigen Lösungen von Problemen (s.o.)? Nyíri berichtet über die wichtige Rolle Wittgensteinschen Philosophierens für Philosophen in östlichen Ländern, vor allem Ungarn und Polen. (Es ist übrigens nicht korrekt, daß es in der DDR keine Wittgenstein-Rezeption gegeben hat. Immerhin ist die einzige von einem deutschsprachigen Herausgeber besorgte Ausgabe des TRACTATUS' und der PHILOSOPHISCHEN UNTERSUCHUNGEN 1990 im Leipziger Reclam Verlag von dem Hallenser Philosophen und Logiker PETER PHILIPP besorgt worden.) Schulte und Haller konzentrieren sich stärker auf das, was für sie dasjenige an Wittgenstein ist, was sie selbst bewegt und was sie dementsprechend für die fruchtbarste Art halten, Wittgenstein zu lesen. Für Haller ist dies inbesondere der "praxeologische Fundamentalismus", dem Schulte mit der Betonung eines Wittgensteinschen Begründungsskeptizismus sicher skeptisch gegenübersteht. (Toulmin sieht in Wittgenstein gar einen Pyrrhonisten; während Hintikka und Nyíri wohl eher mit Hallers konstruktiven Interessen sympathisieren.) Da, wo man Begründungen zu sehen glaubt, meint Schulte, sollte man sich vielleicht fragen, ob Wittgenstein nicht einen Witz macht, abgründig redet. Mit den letzten Bemerkungen ist bereits eine Frage angeschnitten, die der Herausgeber immer wieder aufgreift: Inwieweit war Wittgenstein ein Relativist. Sofern man hier etwas allgemeines sagen kann, ist es dies: es gibt keine Übereinstimmung der Befragten hierzu. Soweit sie die Frage überhaupt interessant finden (Hintikka am wenigsten, Haller vielleicht am meisten), hat jeder eine etwas andere Sicht. In der Tendenz allerdings kann man wohl von einer toleranten Haltung reden, die Wittgenstein zugesprochen wird, soweit es um seine Philosophie geht. Was die Person angeht, so wird, vor allem von Nyíri, eher von einem Konservativismus Wittgensteins gesprochen. Freilich werden hier keine Argumente dafür gegeben, daß sich dies auch in der Philosophie spiegelt. Dafür wird der Leser auf Nyíris Aufsätze zurückgreifen müssen. Diese können hier natürlich nicht kritisch referiert werden. Die Toleranz wird unter anderem darin deutlich, daß fast alle Befragten der Überzeugung sind, daß Wittgensteins Philosophie Fragen und Projekte erlaubt, die nicht nur interessant sind, sondern auch nur noch sehr wenig mit Wittgensteins eigenen Untersuchungen zu tun haben müssen. Damit betreten wir den zweiten großen Themenkreis der Interviews: was kann man (heute) mit Wittgenstein (noch) anfangen. Toulmin berichtet sehr eindrucksvoll davon, inwieweit das, was er selbst in der Philosophie getan hat und weiterhin unternimmt, entgegen manchem Schein, doch mit dem zu tun hat, was er von Wittgenstein gelernt zu haben glaubt. Ähnlich sieht Hintikka in Wittgensteins Philosophie eine ganze Reihe von Anregungen für tiefergehenden systematische Fragestellungen enthalten, die auch weit weg von ihrem Ursprung führen können. Nyíri sieht bei Wittgenstein Ansätze für eine Untersuchung der Beziehung von Mündlichkeit und Schriftlichkeit, also Ausgangspunkte für Stellungnahmen zu aktuellen kulturellen Prozessen. Hier böte sich dann auch einer Verbidung Wittgensteinscher Motive mit denen der postmodernen Philosophie. Toulmins Sicht auf Wittgensteins Philosophie als einer tiefgehenden Kritik der gesamten Philosophie der Neuzeit mit ihrem Glauben an Begründbarkeit und reine Vernunft, könnte hierzu historische Untermauerung sein. Bezüglich der gegenwärtigen Situation der Philosophie sieht Toulmin, bei aller Komplexität, dann eher einen Rückschritt gegenüber Wittgenstein, indem nach wie vor primär theoretisiert wird. An die Stelle der allgemeinen Theorie möchte Toulmin eine partikulare Pragmatik gesetzt wissen. Fruchtbare Ansätze hierzu sieht er in vielfältigen philosophischen Bewegungen, die im Entstehen begriffen sind und sich an aktuelle gesellschaftliche Bewegungen anschließen. Als spezifischen philosophischen Beitrag sieht Toulmin hier die "reflexive Analyse". Man sieht, in welcher Spannung diese Ideen zu dem praxeologischen Fundamentalismus Hallers stehen, der sich aber ebenfalls auf Wittgenstein beruft. Er steht insofern dem konstruktiven Ansatz Hintikkas nahe. Dieser meint allerdings, daß Wittgensteins Probleme "nichts mit sozialen oder gar politischen Problemen zu tun haben." Insofern hat Wittgenstein "ausschließlich geistige Probleme". (S. 145) Toulmin meint (auf S. 56), "Wittgenstein hatte das Gefühl, das diejenigen, die glaubten, mit der Philosophie der Welt etwas Gutes tun zu wollen, in Wahrheit die Jugend nur verführten." Dies ist aber bezogen auf eine bestimmte Erwartungshaltung gegenüber der Philosophie: daß sie begründen könne, was man tun soll. (Ähnlich auch Schulte.) Dies ist wiederum nur partiell in Übereinstimmung mit Hintikkas Sicht. Denn in dieser hat die Tatsache, daß Wittgenstein von Verführung spricht -- und nicht von Irrtum o.ä. -- nur schwer einen Platz. Philosophische Probleme haben also zumindest insofern etwas mit politischen und sozialen zu tun, als es offensichtlich die Einstellung gegenüber der Philosophie gibt, daß ihre Probleme mit diesen Fragen zu tun haben sollten. Nur, und das wäre dann selbst eine philosophische Einsicht, kann sie nicht leisten, was von ihr erwartet wird. Daß und was von ihr erwartet wird, ist andererseits auch wieder ein interessantes Phänomen des politischen Lebens und der Philosophie. Insofern stehen Logik und Sünden vielleicht doch nicht soweit auseinander, was auch Brian McGuinness annimmt, der als Biograph ja nun vor der Frage steht, wie man alle diese sich einerseits überschneidenden, andererseits ausschließenden Lesarten von Leben und Werk auf einen einsichtigen Nenner bringen kann. Die Gespräche wurden anläßlich des 14. Internationalen Wittgenstein- Symposions geführt. Sie haben den typischen Vorteil von Gesprächen: sie sind lebhaft, man sieht größere Zusammenhänge, es wird pointiert gesprochen, es werden Bekenntnisse abgelegt. Sie haben, natürlich, auch die Nachteile: Argumente werden eher angedeutet als entwickelt, Belege findet man wenige, Gegenmeinungen nehmen schematische Gestalt an. Aber ein Gespräch ist ein Gespräch, ist ein Gespräch ...