Technik: Erfolgsgeschichte, Schreckbild, Spielraum

Hrachovec, Herbert (2004) Technik: Erfolgsgeschichte, Schreckbild, Spielraum. Philosophische Rundschau, 51 (1). pp. 27-52.

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Abstract

Eine grundlegende Divergenz oder Trennung zwischen der "analytischen" philosophischen Tradition, welche die Englisch sprechende Welt beherrscht hat, und der "kontinentalen" Tradition, die den europäischen Schauplatz beherrschte, war ein Grundfaktum des intellektuellen Lebens im 20. Jahrhundert. In den Augen vieler Beobachter scheint sich die erste Tradition zugunsten einer Besessenheit mit speziellen technischen Problemen der logischen oder linguistischen Sprachanalyse vor den großen geistigen Problemen zurückzuziehen, die alle denkenden Personen bewegen – dem Sinn des Lebens, dem Wesens des Menschseins und der Beschaffenheit der guten Gesellschaft. In dieser Sicht hat Philosophie sich das Gewand einer wissenschaftlichen Disziplin angezogen, die durch methodische Klarheit und kooperativ-kumulativen Fortschritt bei der Formulierung und Aneignung von "Resultaten" gekennzeichnet ist, allerdings zu Lasten jeder Berührung mit zentralen philosophischen Problemen, die jenseits eines kleinen Kreises enger Spezialisten von wirklich allgemeinem Interesse sind. Eine Beschäftigung mit den traditionellen Grundproblemen der Philosophie ist auf diese Weise den kontinentalen Denkern überlassen worden, doch diese scheinen, in den Augen der analytisch eingestellten, jede Sorge um methodische Klarheit und kooperativ-kumulativen Fortschritt abzuwerfen und zwar zu Gunsten einer absichtlichen und beinahe böswilligen Dunkelheit, die eher den poetischen Sprachgebrauch, als den vorgeblich logischen Argumentationszusammenhang kennzeichnet. Die Divergenz zwischen den analytischen und kontinentalen Traditionen war daher auf dem Gebiet der Berufsphilosophie Ausdruck des viel allgemeineren Bruchs, den C.P. Snow in seiner berühmten Unterscheidung zwischen den (wechselseitig verständnislosen) "zwei Kulturen" diagnostizierte – der Kultur der naturwissenschaftlich Eingestellten und jener der "literarischen Intelligenz".

Item Type: Article
Subjects: Philosophie > Philosophische Disziplinen > Technikphilosophie, Künstliche Intelligenz
Philosophie > Philosophische Institutionen > Institut für Philosophie, Wien
Depositing User: sandra subito
Date Deposited: 06 Dec 2020 13:24
Last Modified: 06 Dec 2020 13:24
URI: http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2545

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