Das Konzept zur Einrichtung der Nationalen Umweltinformationsstelle für berufliche Bildung

von Prof. Dr. Norbert Meder, Prof. Dr. Wolf Schluchter, Christian Swertz MA

Institut für die Informatik im Bildungs- und Sozialwesen
Fakultät für Pädagogik
Universität Bielefeld
Postfach 10 01 31
33501 Bielefeld

  1. Prof. Dr. Norbert Meder
    Telefon: +49-521-106-3301
    Fax: +49-521-106-6028
    E-Mail: norbert.meder@uni-duisburg.de
  2. Prof. Dr. Wolf Schluchter
    Telefon: +49-355-69-3036
    Fax: +49-355-69-3037
    E-Mail: sozum@olymp.umwelt.tu-cottbus.de
  3. Christian Swertz MA
    Telefon: +49-521-106-3312
    Fax: +49-521-106-6028
    E-Mail: christian.swertz@uni-bielefeld.de


Abstract

Der Beitrag beschreibt das Konzept der Nationalen Umweltinformationsstelle für berufliche Bildung. Die Umweltinformationsstelle wird ein Fachinformationssystem und ein Telelernsystem mit betriebsbezogenen Umweltinformationen anbieten. Das Fachinformationssystem umfaßt Umweltinformationen für klein- und mittelständische Unternehmen. Auf Basis des Fachinformationssystems wird ein Telelernsystem realisiert. Beide Systeme werden in erster Linie über den Internetdienst WWW angeboten. Die Aufbereitung und Integration der Informationen für das Fachinformationssystem und die Kursangebote im Telelernsystem folgen dem Konzept der Wissensorganisation in Hypertexten. Auf Grundlage des Konzepts der Wissensorganisation erfolgt eine qualifizierte Modularisierung des Wissens in Hypertextstrukturen. Das ermöglicht schnelles Auffinden von Informationen im Fachinformationssystem und aufgabenorientiertes Lernen im Telelernsystem. Ziel ist es, klein- und mittelständischen Unternehmen die Nutzung der ökonomischen und ökologischen Vorteile integrierten Umweltschutzes zu erleichtern. Das Projekt wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt gefördert und in Kooperation mit auf dem Umweltkommunikationsmarkt agierenden Akteuren entwickelt.

Einleitung

In Deutschland ist das Umweltbewußtsein relativ weit entwickelt. Das ist kein kurzfristiger Prozeß, sondern Ergebnis eines lang andauernden öffentlichen Diskurses über Umweltbelange. Da ein entwickeltes Umweltbewußtsein eines längeren Entstehungsprozesses bedarf, ist es nicht ab hoc herzustellen. Entwickeltes Umweltbewußtsein spiegelt einen kulturellen Vorgang wieder, der sich nicht beliebig in Gang setzen läßt. Dieser Umstand bietet Chancen für den Umweltschutz. Die Bereitschaft, ökologische Kriterien als Maximen für das eigene Handeln zu akzeptieren, ist in Deutschland relativ weit verbreitet. Diese Bereitschaft wird allerdings durch ökonomische Argumente gebremst. Gelingt es also, ökologischen und ökonomischen Kriterien gerecht zu werden, steigen die Chancen für ökologisches Handeln an. Wenn ökologische und ökonomische Ziele in Einklang gebracht werde, entstehen große Potentiale, weil Umweltbewußtsein in Deutschland nicht nur bei einer Minderheit existiert, sondern ein Massenphänomen ist und auch Eingang in das Verständnis beruflicher Akteure gefunden hat. Daher kann die Verbindung von ökonomischen und ökologischen Zielen als Standortvorteil genutzt werden.

Vorhandenes Wissen über die Möglichkeit der Verbindung ökonomischer und ökologischer Ziele muß dazu praktisch umsetzbar gemacht werden. Das gelingt, wenn umweltbezogener Erfahrungs- und Wissenserwerb in Alltagssituationen stattfindet. Dadurch kann die weit verbreitete "end of pipe" - Strategie im Umweltschutz durch integrierten Umweltschutz überwunden werden.

Integrierter Umweltschutz im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung ist das Leitbild der Nationalen Umweltinformationsstelle. Integrierter Umweltschutz stellt hohe Anforderungen an die Akteure, da oft komplexe Sachverhalte berücksichtigt werden müssen. Leichter Zugang zu Umweltinformationen und gezielter Erwerb von Qualifikationen ermöglicht es den Akteuren in den Betrieben, komplexe ökologische Kenntnisse in ökonomische Vorteile umzusetzen und so den integrierten Umweltschutz voranzutreiben.

Die Angebote auf dem Umweltkommunikationsmarkt sind für klein- und mittelständische Unternehmen allerdings nicht trnasparent und daher nur schwer zugänglich. Informationsbeschaffung ist mit zu hohem Aufwand verbunden. Für den individuellen Bedarf passende Weiterbildungsangebote sind nur mühsam zu finden. Im Weiterbildungsbereich gibt es zudem Angebotslücken in Bereichen, in denen Qualifikationen nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Die geringe Transparenz des Umweltkommunikationsmarktes stellt für klein- und mittelständische Unternehmen ein schwer zu überwindendes Hindernis dar. Sie können den Standortvorteil nicht nutzen.

Die Nationale Informationsstelle für berufliche Umweltbildung wird durch die Bereitstellung von Umweltinformationen in einem Fakteninformationssystem und darauf basierenden Telelernangeboten den Zugang zum Umweltkommunikationsmarkt für klein- und mittelständische Unternehmen erschließen. Die Nationale Informationsstelle für berufliche Umweltbildung, die von der TU Cottbus (Prof. Dr. Wolf Schluchter) und der Akademie für Multimedia, Medienforschung und Medienpädagogik an der Universität Bielefeld (Prof. Dr. Norbert Meder) entwickelt und eingerichtet wird, versteht sich nicht als neuer Konkurrent auf dem Markt. Sie zielt darauf ab, durch Kooperation mit operierenden Akteuren die Zugänglichkeit und Transparenz des Umweltkommunikationsmarktes für klein- und mittelständische Unternehmen zu verbessern.

Haupttext

Damit es gelingt, den Umweltkommunikationsmarkt für klein- und mittelständische Unternehmen zu erschließen, sind Mittel erforderlich, die die Transparenz und Zugänglichkeit des Umweltkommunikationsmarktes verbessern. Die Zugänglichkeit zur Umweltkommunikation wird erschwert, wenn Kommunikationspartner verschiedene Zugangswege erst erschließen müssen. Daher ist eine einheitliche technische Basis als Kommunikationsweg erforderlich. Gut geeignet ist dazu der Internetdienst World - Wide - Web. Er bietet einen einheitlichen Zugang zu verschiedenen Kommunikationsdiensten. Für das WWW aufbereitete Datenbestände können darüber hinaus auch über andere Distributionsmedien (z.B. CD-ROM), d.h. ohne Netzzugang oder offline, aber mit gleicher Benutzeroberfläche, genutzt werden.

Transparenz wird erreicht, wenn die Informations- und Kommunikationsangebote auf eine nachvollziehbare Weise organisiert sind und den Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer gerecht werden. Nun gibt es unterschiedliche Anforderungen, die an eine Nationale Umweltinformationsstelle gestellt werden können. Und auch das, was als Nachvollziehbar gilt, divergiert zwischen den Nutzerinnen und Nutzern erheblich. Daher muß das Angebot so organisiert sein, daß es unterschiedlichen und möglicherweise widersprüchlichen Anforderungen gerecht wird. Eine statische Organisationsstruktur nach einem fixen Prinzip kann das nicht leisten. Das angebotene Wissen muß so flexibel organisiert werden, daß die Nutzerinnen und Nutzer es ihren Bedürfnissen entsprechend anordnen und nutzen können.

Das Konzept der Wissensorganisation, das Grundlage der Angebote der Nationalen Umweltinformationsstelle ist, ermöglicht es, Wissen so zu organisieren, daß es unterschiedlichen Anforderungen gerecht wird. Das kann am besten ein praktisches Beispiel in Form eines Szenarios veranschaulichen.

1. Ein Szenario

Die Nutzung der Angebote der Nationalen Umweltinformationsstelle könnte im Bereich einer Nachhaltigkeitsanalyse von Produkten so aussehen:

Ein Produktionsbetrieb für Aluminium - Fassadenverkleidung verwendet für den Versand einen Schutzüberzug aus Kunststoff - Folie. Nach einer Anregung durch den Prokuristen soll die Versandleiterin Frau Block andere Verpackungsmöglichkeiten im Rahmen einer Nachhaltigkeitsanalyse prüfen.

Frau Block hat bisher noch keine Nachhaltigkeitsanalysen durchgeführt. Da sie "alternative Verpackungsmöglichkeiten" mit Umweltschutz assoziiert, greift sie von ihrem Arbeitsplatz - PC auf das Informationssystem der Nationalen Umweltinformationsstelle zu. Auf der Einstiegsseite wählt sie "Nachhaltigkeit" als Stichwort aus und startet das Suchsystem. Sie bekommt "Nachhaltigkeit" und "Nachhaltigkeitsanalyse" zur Auswahl angezeigt.

Nach dem Klick auf "Nachhaltigkeitsanalyse" erscheint neben dem Wort eine Liste mit den Begriffen "Definition", "Erläuterung", "Beispiel", "Verfahren", "Ablaufdiagramm" und "Witz". Als Praktikerin, die an schnellen Ergebnissen interessiert ist, entscheidet Frau Block sich für "Verfahren". Sie sieht erneut eine Auswahl, bei der sie zwischen einer Checkliste, einem Ablaufdiagramm und einer Animation entscheiden kann. Da sie sich zunächst einen Überblick verschaffen will, wählt sie die "Animation". Auf dem Bildschirm erscheint eine Zeichentrickdarstellung, die das Verfahren der Nachhaltigkeitsanalyse an einem konkreten Beispiel visualisiert.

Frau Block beschließt, gleich an die Arbeit zu gehen. Sie blättert eine Seite zurück. Auf dem Bildschirm erscheint wieder das Suchergebnis. Nach der Auswahl "Ablaufdiagramm" wird ein Standardschema zum Vorgehen bei einer Nachhaltigkeitsanalyse auf dem Bildschirm angezeigt. Frau Block will dieses zur Grundlage ihrer Suche nach alternativen Verpackungsmöglichkeiten machen und fertigt durch Anklicken des Druckersymbols einen Ausdruck an. Die Checkliste kopiert sie sich gleich in ihre Textverarbeitung, um die nötigen Anpassungen vornehmen zu können.

Nach kurzer Analyse stellt Frau Block fest, daß sie weitere Informationen benötigt. Eine Aufstellung von Verpackungsmaterialien findet sie unter dem entsprechenden Begriff ebenfalls im Informationssystem der Nationalen Umweltinformationsstelle. Die Kosten für die verwendeten Folien läßt sie sich von der Buchhaltung ihres Unternehmens nennen, und sie stellt anhand der online übermittelten Informationen schnell fest, daß Folien nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch ungünstig sind. Sie schlägt dem Prokuristen vor, auf Wellpappe als Verpackungsmaterial umzustellen. Außerdem hat sie bei ihrer Nachhaltigkeitsanalyse erste Ideen für eine Marketingstrategie entworfen, mit der die Vorteile der neuen Verpackungen den Kunden vermittelt werden können.

Schon während der Einführung des neuen Verpackungsverfahrens fällt Frau Block auf, daß an einigen weiteren Stellen in ihrem Bereich ähnliche Verbesserungen möglich wären. Sie beschließt, sich gründlicher mit Nachhaltigkeitsanalysen zu beschäftigen. Nach Rücksprache mit dem Geschäftsführer beginnt sie mit dem Kurs "Nachhaltigkeitsanalyse" im Bildungssystem der nationalen Umweltinformationsstelle, nachdem sie zuvor auf ein Angebot eines Bildungsträgers aufmerksam gemacht wurde, das aber für ihre Zwecke zu umfangreich ist.

Nach dem Aufruf der Einstiegsseite, auf der die nötigen Daten für die Abrechnung erfragt werden, wird ein Schema mit dem fettgedruckten Wort "Nachhaltigkeitsanalyse" in der Bildschirmmitte angezeigt. Da Frau Block mit diesem Schema, daß sie bei ihrer bisherigen Arbeit mit dem Informationssystem noch nicht gesehen hatte, zunächst nichts anfangen kann, klickt sie auf das Fragezeichen, daß schon bei der Einstiegsseite am unteren Bildschirmrand zu sehen war und nach der inzwischen entstandenen Wartezeit zu blinken begonnen hatte.

Dem daraufhin angezeigten Text entnimmt sie, daß es sich bei dem eben gesehenen Schema um eine Wissenslandkarte handelt, mit der auf Hintergründe, Teile und Aspekte von Nachhaltigkeitsanalysen verwiesen wird. Der Text endet mit einem Verweis auf Lernstrategien, und dies klickt Frau Block an. Die folgende Seite informiert sie darüber, daß jeder Ast der Wissenslandkarte auf eine Kurseinheit mit Begriffsdefinitionen, Lerntexten, praktischen Hinweisen etc. verweist. Sie endet mit einer Information über Zertifikate, die nach erfolgreicher Beschäftigung mit dem Thema erzielt werden können.

Frau Block hat zunächst genug gelesen. Sie blättert zur Wissenslandkarte zurück und klickt auf das Stichwort "Verfahrensstranganalyse" am Strang "Teile", da sie sich aus der Arbeit mit dem Informationssystem noch an diesen Abschnitt erinnert. Auf dem Bildschirm werden jetzt die Informationen aus dem Informationssystem zu Verfahren der Nachhaltigkeitsanalyse angezeigt. Da Frau Block diese Teile schon kennt, hat sie die Lerneinheit schnell durchgearbeitet. Am Ende erscheint eine Lernaufgabe, die Frau Block nach ihrer praktischen Erfahrung keine großen Schwierigkeiten bereitet. Ihre Antworten werden über das Internet an die Nationale Umweltinformationsstelle übermittelt und dort korrigiert und bestätigt. Frau Block findet die - erwartungsgemäß positive - Rückmeldung am nächsten Tag in ihrem elektronischen Postkasten.

Nach diesem Einstieg ist Frau Block neugierig auf die weiteren Lerneinheiten. Die Auseinandersetzung mit den theoretischeren Teilen fallen ihr als Praktikerin zwar nicht immer leicht. Da sie aber schnell auf die Idee gekommen ist, die praktischen und die theoretischen Lerneinheiten abwechselnd zu bearbeiten, und die Texte immer kurz und interessant geschrieben sind, hat sie schon nach 30 Telelernstunden alle Lernaufgaben bearbeitet - die meisten mit positivem Ergebnis.

Frau Block hat während ihrer Beschäftigung mit dem Thema direkte Anwendungsmöglichkeiten von "Stoffstromanalysen" in ihrem Betrieb gesehen. Um sich für die Umsetzung fit zu machen, nimmt sie zusätzlich an einem Online - Tutorium teil. Die über das Internet gemeinsam mit einer Expertin der Nationalen Umweltinformationsstelle bearbeiteten und diskutierten Beispiele liefern ihr weitere Details und Anschauungen. Sie nimmt sich vor, ihr nächstes Nachhaltigkeitsprojekt mit einem Online - Workshop zu verbinden, um bei den Problemen vor Ort auf die Erfahrung der Expertin zurückgreifen zu können.

Das Zertifikat über den erfolgreich absolvierten Kurs, daß sie für die erfolgreich bearbeiteten Lernaufgaben erhält, weist sie als jetzt als Kennerin von Nachhaltigkeitsanalysen aus - was am jetzigen Arbeitsplatz, aber auch für ihre weitere Karriere interessante Optionen eröffnet. Frau Block möchte dazu noch mehr Kenntnisse und Erfahrungen sowie ein weiteres Zertifikat erwerben. Aus diesem Grund erkundigt sie sich bei Bildungsträgern, die ihre Angebote über die Informationsstelle präsentieren, und sie ist dadurch in der Lage, aufgrund ihrer bisher erworbenen Kenntnisse, ganz gezielt und zeitökonomisch ihre Fort- und Weiterbildung zu intensivieren.

2. Hypertextbasiertes Fachinformationssystem für betriebliche Umweltfragen

Das Szenario hat die Absicht hervorgehoben, schnellen Zugriff auf praxisrelevante Informationen zu bieten. Wegen der unterschiedlichen Anforderungen der Praxis ist ein abgeschlossenes Informationsangebot zu einem bestimmten Thema dazu nicht geeignet. Erforderlich ist ein differenziertes und interdisziplinäres Angebot, daß es den Informationsnachfragenden ermöglicht, sich Themen selbst zu stellen und zu erschließen. Dazu müssen die Themen problemorientiert und kognitionstypisch formuliert und klassifiziert werden. Grundlage dafür ist die modulare Struktur des Informationsangebotes. Die modulare Struktur ermöglicht es, den gewünschten Umfang an Wissen als Lösungswissen zu identifizieren und relevante Vertiefungen bzw. Querverbindungen zu bestimmen. Derart aufbereitetes Wissen kann leicht und schnell erschlossen werden, insbesondere auch bei geringen Vorkenntnissen. Dadurch wird aktuelles und fundiertes Umweltwissen auch für klein- und mittelständische Unternehmen zugänglich. Durch die problembezogene Informationsstruktur ist schneller Zugriff auf relevante Informationen für Entscheiderinnen und Entscheider dabei ebenso möglich wie für die ausführenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Indem das Wissen in einem offenen Hypertext angeboten wird, d.h. mit Verweisen auf anderes Wissen versehen wird, entsteht für die Informationssuchenden die nötige Transparenz, die es ihnen ermöglicht, Wissen nicht nur entgegenzunehmen, sondern Wissen zu beurteilen, und so über die Relevanz des Wissens für den eigenen Bedarf zu entscheiden.

3. Betriebliche Umweltbildung

3.1. Transparenz durch Kooperation

Beim Information - Retrieval im Informationssystem können Weiterbildungserfordernisse entstehen. Um den breiten Markt der umweltbezogenen Weiterbildungen für klein- und mittelständische Unternehmen zugänglich zu machen, wird als ein Element des Fachinformationssystems eine Datenbank über umweltbezogene Weiterbildungsangebote aufgebaut. Entscheidende Neuerung ist dabei, daß die Datensammlung über Online - Verbindungen organisiert wird, so daß Nutzerinnen und Nutzern stets aktuelle Informationen präsentiert werden. Für die Anbieter von umweltbezogener Weiterbildung ergeben sich so neue Marketingchancen.

Darüber hinaus können die Angebote der Nationalen Umweltinformationsstelle in vorhandene Weiterbildungsangebote integriert werden. Dies kann durch Zugriff auf das Fachinformationssystem, aber auch durch Übernahme einzelner Weiterbildungsmodule erfolgen.

3.2. Umweltbildung im Telelernen

Das Telelernkonzept der Nationalen Umweltinformationsstelle geht auf der Grundlage des Wissensorganisationskonzepts von zwei Ergebnissen vorausgehender Studien aus.

  1. Für effiziente Weiterbildung ist problemorientiertes Lernen notwendig. Es geht nicht darum, einen möglichst großen Wissensvorrat zu vermitteln, sondern durch gezielte Lerneinheiten aktuelle Probleme zu lösen. Wir folgen daher nicht der Idee des lebenslangen Lernens, sondern der Idee des aufgabenorientierten Lernens.
  2. Um Aufgaben zu lösen, muß Wissen gelernt, angewendet und vergessen werden. Das nennen wir 'Training on the job and just in time'. In einem solchen Lernprozeß sind die Lernenden in hohem Maße involviert. Das bietet die Chance für langfristige Bildungserfolge, auch wenn diese nicht zentrales Ziel des Lernprozesses sind.

Der Vorteil des Angebots liegt für Unternehmen darin, daß vielfältiges und gleichzeitig zielgerichtetes Wissen vermittelt wird, und zwar zunächst genauso viel wie zur Ausübung einer bestimmten Tätigkeit notwendig ist.

Damit aufgabenorientiertes Lernen gelingt, muß das Wissen in geeigneter Form präsentiert werden. Multimediale Module ermöglichen die effiziente Identifizierung und Aufnahme relevanten Wissens. Die Wissensbasis wird daher nach dem Konzept der Wissensorganisation in Hypertexten problem- und themenbezogen strukturiert.

Die wichtigste Voraussetzung für aufgabenorientiertes Lernen kann die Nationale Umweltinformationsstelle nicht schaffen: Die Aufgabe wird in den Betrieben definiert. Der Lernprozeß unterstützt die Lösung betrieblicher Aufgaben. Die Lernangebote müssen daher optimal auf betriebliche Anforderungen abgestimmt werden. Dazu wurden Kooperationen mit klein- und mittelständischen Betrieben geschlossen, die in der Entwicklungsphase an einem Evaluationsverfahren partizipieren und so die Abstimmung der Angebote unterstützten. Das Online- Bildungssystem wird dadurch auf den Bedarf zugeschnittene Trainingseinheiten anbieten.

4. Wissensorganisation in Hypertexten

4.1. Mediendidaktische Aufbereitung

Die mediendidaktische Aufbereitung der Informationen und ihre internettaugliche Präsentation sind entscheidende Voraussetzungen für die Attraktivität des Angebots der nationalen Umweltinformationsstelle. Die mediendidaktische Aufbereitung erfolgt auf der Grundlage des am Institut für die Informatik im Bildungs- und Sozialwesen der Universität Bielefeld entwickelten Konzepts der Wissensorganisation. Das Konzept der Wissensorganisation wurde für dieses Projekt auf multimediale Hypertexte in einer interaktiven Umgebung abgestimmt, d.h. für ein Informations- und Lernsystems im Internetdienst WWW spezifiziert.

Für interaktive Hypertexte, die mit dem Medium Bildschirm präsentiert werden, muß das Wissen modularisiert werden. Das Medium Bildschirm erzwingt die Modularisierung wegen des knappen Platzangebots, und zwar unabhängig davon, ob didaktische oder informatorische Absichten verfolgt werden. Da an das mediendidaktisch aufbereitete Material hohe Anforderungen, etwa in bezug auf Zugänglichkeit des Wissens und Aktualisierbarkeit des Systems, gestellt werden, genügt es für die Modularisierung nicht, einen linearen Text in bildschirmgroße Stücke aufzuteilen und hintereinander anzuordnen. Ein bildschirmbasierter interaktiver Hypertext erfordert eine nicht - lineare Anordnung des Wissens. Grundlage einer solchen Anordnung ist die qualifizierte Modularisierung des Wissens. Im Konzept der Wissensorganisation unterscheiden wir dazu Wissensmodule und Wissensarten.

Wissensmodule sind kontextunabhängige Einheiten. Ein Beispiel dafür sind Ereignismodule. In Ereignismodulen werden Ereignisse zusammengefaßt und je nach Art des Ereignisses auf den Punkt gebracht. Ereignismodule schaffen Klarheit. Das kann z.B. durch Notizen, Protokollsätze, Formulare oder deskriptive Statistiken erfolgen. Ein zweites Beispiel sind Statussynthesen, denen in interaktiven und multimedialen Hypertexten eine besondere Bedeutung zukommt. In Statussynthesen wird Wissen so verdichtet, daß die Wahrscheinlichkeit hoch ist, es in die Praxis umsetzen zu können. Beispiele für Statussynthesen sind Szenarien, Handlungsanleitungen, Aufbau von Tätigkeitszusammenhängen, aber auch Metaanalysen über Handlungszusammenhänge oder Referate.

Wissensarten bestimmen sich von ihrer Funktion in impliziten und/oder expliziten Verstehensprozessen und damit in ihrer Funktion für Lern- und Aufklärungsprozesse. Die Wissensarten erfüllen eine Gliederungsfunktion, die quer zu den Wissensmodulen liegt. Ein Beispiel für Wissensarten ist Erklärungswissen. Erklärungswissen antwortet auf die Frage "Warum". Es ist theoretisches Wissen, das den Diskurs über Sachverhalte und Welt betrifft. Dagegen leitet Handlungswissen, ein zweites Beispiel, explizit an. Es antwortet auf die Frage "wie" und betrifft Fertigkeiten und Können.

Darüber hinaus werden Wissensmodule anhand der Präsentationsform qualifiziert, und etwa als Film, Sound, Bildfolge oder Text ausgewiesen.

Qualifizierte Modularisierung von Wissen erlaubt gezieltes Information - Retrieval. Die Typisierung von Links erlaubt schnelle und zuverlässige Orientierung auch in komplexen Wissensbeständen. Zugleich erlaubt die Typisierung von Links verschiedene Verlaufsformen des Lernens, etwa vom Abstrakten zum Konkreten oder von den Teilen zum Ganzen.

4.2. Interaktivität

Kommunikativer Austausch festigt die Lernresultate. Darum sind Kommunikationsmodule eine wichtige Komponente didaktischer Hypertexte. Da das Internet verschiedenste Kommunikationsformen eröffnet, stellt es eine geeignete technologische Basis für didaktische Hypertextumgebungen dar. Die wichtigste Kommunikationsform ist die Person - zu - Person- Kommunikation zwischen Lernenden und zwischen Lernenden und Tutoren. Diese Kommunikation kann je nach technischen Möglichkeiten über E-Mail, Chat, Internettelefon etc. erfolgen. Eine zweite Kommunikationsform ist die Kommunikation in Gruppen. Für thematische Schwerpunkte werden Diskussionsforen und Chats eingerichtet, die den Austausch von Fragen und Antworten, also Wissen in Aktion ermöglichen. So entstehen auf der einen Seite virtuelle Seminare, in denen etwa gemeinsam an einem Ergebnistext gearbeitet wird, auf der anderen Seite projektbezogene Kooperationen zwischen Lernenden, die an derselben Aufgabe arbeiten. Seminare oder Kooperationen entstehen nicht von alleine. Erforderlich ist es, die Interaktion mindestens in der Initiationsphase zu moderieren, um Regeln dieser neuen Art von Kommunikation zu etablieren.

Schlußfolgerung

Das Konzept der Wissensorganisation in Hypertexten ermöglicht die schnelle Auswahl und Aneignung relevanten Wissens aus dem geplanten Umweltinformationssystem. Die Modularisierung des Wissens erlaubt es, auf der Grundlage des Fachinformationssystems Weiterbildungsangebote im Telelernen zu definieren, die im aufgabenorientierten Lernen genutzt werden können.

Durch die kooperative Integration der Angebote der Nationalen Umweltinformationsstelle in den Umweltkommunikationsmarkt kann umweltbezogenes Wissen Akteuren in den Betrieben auf eine effiziente Art und Weise zugänglich gemacht werden. Dadurch können ökologische und ökonomische Ziele verbunden werden. Die Nationale Umweltinformationsstelle wird so einen Beitrag zur Förderung des integrativen Umweltschutzes leisten.

Literaturliste

Meder, Norbert: Der Sprachspieler. Köln 1987

Meder, Norbert: Neue Technologien und Erziehung/Bildung. In: Borrelli, M.; Ruhloff, J.: Deutsche Gegenwartspädagogik Bd. 3. Hohengehren 1998, S. 26-40

Schluchter, W.: Von der Bereitschaft zur Umsetzung - Berufliche Umweltbildung im Urteil von Experten der beruflichen Bildung. Berlin 1994

Schluchter, W.: Analyse der Bedingungen für die Transformation von Umweltbewußtsein in umweltschonendes Verhalten. Berlin 1996

Swertz, Christian: Ökologische Bildungsarbeit. Konstanz 1995