DAS UNENDLICHE BUCH VERFAELLT

DAS UNENDLICHE BUCH SCHREIBT SICH SELBST


Zum Themenfeld Literatur und neueste Medien/Technologien.
Zum Verweisfeld rund um Hypertext, EINdeutigkeiten und diverse Aufloesungen.

Das unendliche Buch schreibt und vervielfaeltigt sich selber, es verschwindet und verstaerkt sich, ist handhabbar und entzieht sich. Wir koennen nicht mehr weiter so tun (uns folgen), als haetten wir uns nicht geaendert, gewandelt, als waere immer alles schon EINfach. Es tut sich was - nicht in Niederoesterreich, sondern - in der Literatur. Was denn das sei, LITERATUR, darueber sollen die Experten befinden. Literatur geschieht, und "expertierende Klugscheißer erzaehlen die Story dazu". (Marc Adrian, bezugnehmend auf: R.Wischenbart, Literatur der Nachkriegszeit und 50er in Oesterreich. in: Schriften des Inst. f. Oesterreichkunde 44/45, 84.) Daß dem aber laengst nicht mehr so ist, respektive daß nicht alles so einfach in eine Literatur hier und seine Behandlung woanders zu trennen ist, wissen wir (allerspaetestens, doch sicher) seit Derrida. Was noch zu zeigen sein wird. Und wieder, und wieder, ... [Derrida, deSaussure, Austin] Es tun sich Schlagworte hervor, in Zeiten wie diesen/dieser. Wir koennen auf sie hereinfallen, wir koennen sie modulieren [modulator-demodulator = modem]. Wie koennen einzelne Begriffe wichtig/bedeutend sein/werden ?? Wovon ist hier sie Rede, und warum die Rede und nicht die Sprache? Nicht Schrift? Nicht der Text?

"Text ereignet sich in Konkurrenz mit einer Flut von sprachlichen, akustischen oder optischen Zeichen. Literatur im elektronischen Raum hat keinen bestimmten Ort mehr. Sie durchbricht die herkoemmlichen Allianzen und Trennungslinien zwischen Autor, Text und Leser. Der Text entsteht permanent und veraendert sich in einem permanenten Austausch." (aus dem programmfolder zu: woerter brauchen keine seiten, fruehjahr 1993) Aha: der U-Topos, Utopie, Nicht-Ort. "bin ich zu dem Schluß gekommen, daß neue Formen der Literatur gefunden werden muessen, in denen der Rezipient von Kunst selbst auch in das Material, das ihm vermittelt wird, eingreifen koennen muß. Das Kunstwerk soll seine eigene Rezeption bereits enthalten! Und gleichzeitig wird der Betrachter ein Teil des Werks." (Elfriede Jelinek, ebd.) Der Leser als Material ! Der Historiker und sein Text. Die (unendliche) Geschichte der (unendlichen) Geschichte/n. Das Ende der Geschichte -als Text.

Hier haben sich bereits einige Schluesselbegriffe der "neo-medialen ars poetica" (M.A.P.) (man gestatte mir diesen Auto-Neo-Logismus) hervorgetan oder unterstrichen: Ortlosigkeit oder Immaterialitaet. (vgl. die "transzendentale Obdachlosigkeit" in der Romantheorie eines Georg Simmel) / (Lyotard) Einheit des Textes und seine Aufloesung. Der Rezipient wird Produzent und umgekehrt, wobei der Text sich verwirrend einmischt. Neue Formen von Literatur. von Kunst. aus dem Nichts? Aufloesung des Werkscharakters der Kunst. Kunst-STUECKE? Infragestellung aller EINheiten und Sicherheiten und Abgeschlossenheiten. FRAGMENT. FRAKTAL.

Was mir als Conclusion all dieser Dinge erscheint, koennte durch den Begriff "HYPERTEXT" eventuell eine Entsprechung finden. {Und schon fehlt er mir! Ach stuende dies edle Verfahren mir schon zudiensten, o koennte ich schon nutzen, was man mir nur verspricht. Wie gerne wuerde ich diesen Text mit verschiedenen Ebenen und ausgedehnten Verweispfaden und -strukturen ausstatten, ihn ausschmuecken und lebendiger, interessenter, vielschichtiger gestalten als DIES HIER. (so: oed)} Und schon - puff! - hat es sich HIER-mit inzwischen ueberholt und erledigt. Wenigstens etwas (anderes)! -Doch der nichtlineare, uneinheitliche und also unendliche Text ist immer, alleinig moeglich, oder nie. Er erlaubt sich sein Auftreten, ich werde nicht gefragt. Das unendliche Buch ist immer schon, immer schon geschrieben und fertig, und doch nie zu Ende geschrieben/gedacht. Klar! Doch lassen wir das Buch Buch sein, was von Interesse ist und sein wird, ist der Text, in welcher Auspraegung auch immer. In welcher Erweiterung, Modifikation, Variation, Form auch immer.

Das Labyrinth und die Rueckkoppelung. "Es ist nicht notwendig, daß du aus dem Hause gehst. Bleib bei deinem Tisch und horche. Horche nicht einmal, warte nur. Warte nicht einmal, sei voellig still und allein. Anbieten wird sich dir die Welt zur Entlarvung, sie kann nicht anders, verzueckt wird sie sich vor dir winden." (Franz Kafka, aus einem Zettelkonvolut. in: INDIVIDUALITAET. Europäische Vierteljahresschrift. 7.jg., Nr. 17, maerz 88. Hg. Taja Gut und Jonathan Stauffer, Urachhaus, Stuttgart)

Bleib und schau! (Wittgenstein): alles wird sich dir ohne reise offenbaren. hypertext, multimedia und cyberspace tun ihr uebriges dazu. und die literaten und die philosophen werden das wort welt wieder in den mund nehnen koennen. dem himmel sei dank. - auf ein AMEN koennt ihr jetzt trotzdem lange warten!

Das Neue und das Nichts. wir simulieren uns unsere -UPS!-, (welt), wir tun staendig so "als ob", und hinterlassen exkremente mit anspruch kunst zu sein, Text zu sein: die geburt der literatur ist nicht, war nie, literatur als EINE kunst wird nicht gemacht. der text macht sich selbst und mich der ich ihn schreibe, mein text schreibt mich und ich ihn und wir uns also ich mich und er sich selbst. die selbstmache / die autokreation / autopoiesis

"5 Alles macht sich selbst.
5.1 Daß die Grenze eine Welt, die Welt einen Menschen, der Mensch einen Gedanken und der Gedanke eine Grenze gemacht hat, bedeutet, daß die Grenze sich selbst macht, wie alles.
5.2 Eine Hand hat die Hand gezeichnet, von der sie selbst gezeichnet worden ist. Das Aposteriori ist das Apriori geworden, und das Rad der Schoepfung dreht sich weiter, aus der alten Bahn in eine neue.
6 Um eine ruhende Mitte."
(Bernhard Hölzl, Tractatus poetico-philosophicus. Ueber Simulation. Essen, Die Blaue Eule, 1991. =Philosophische Praxis Bd.2)

Mitte? Ruhend weil unantastbar, unnahbar, un-Be/An-ruehr-bar? AUTO-kreation/AUTO-poiesis heisst was auf dem tablett auf dem spiel steht. alles virtuell, kuenstlich, simuliert. selbst der DISKURS "ueber" all das (simulierte). ...und der Text dreht sich im kreise mit sich selbst mit mir und dir mit seinem davor und danach mit autor und leser und allen anderen und allem anderen und er frißt fremde texte in sich hinein und er nimmt auf und er laesst hinter sich und er gibt ab wie eine amoebe wie ein wurm wie ein amorphes etwas verschlingt er und legt sich ueber fremdes anderes neues altes vorhandenes und vereinnahmt es verwendet es gibt sich dafuer aus und gibt es fuer sich aus und verwendet verwertet es und veraendert es und gibt ab gibt weiter gibt frei was er abstoßen will oder kann laesst los als ein anderes was verbraucht was zur wiederverwertung freigegeben wurde er hinterlaeßt teile seiner selbst auf die er verzichten mag auf dass da andere kommen moegen . . .

und das nennt sich dann wie ? so kommen wir doch nie einer unendlichkeit von texten nahe. oder aber sind schon lange da. das zitat das zitieren wird durch derartige verfahrensweisen fragwuerdig. hinfaellig. was ist zitat und was nicht? Was waere denn nicht schon (ein)mal irgendwie dagewesen? - eine Ausrede? eine Ausflucht? was soll neu sein, was vorhanden. kommt das neue denn nicht aus dem nichts? Kreativitaet braucht keine Neutralitaeten, keine weißen Flaechen Papier oder Leinwand. Die Stille macht sie sich schon selbst, mitten hinein! so: der mensch kennt keine leere, kein nichts keine unendlichkeit, nicht die null-dimension, nicht die vierte. damit hat er nichts zu schaffen, zu tun, das moegen andere fuer ihn erledigen. (3D/begrenzte Unendlichkeit/Kugel) doch weil man ja doch irgendwie so eine ahnung hat von etwas was da noch so sein koennte irgendwo, macht man sich halt doch so seine Gedanken. UEBER? worum bewegt, spricht man (sich)? armes menschlein! (bedauer!). ein bißchen ueberheblich großmuetig und unbescheiden waren wir ja ohnehin schon immer. Schadet nichts, das SPIEL verlangt auch derartige Verhaltensweisen, Verhaeltnisweisen.

aus einem unbekannten nichts springt uns ein ebenso raetselhaftes neues an. und wir koennen wie immer gar nichts dafuer. von irgendwo: irgendwas, etwas ganz anderes. jaja, das ANDERE. die ANDERE (die feministische philosophie weiß davon ein liederbuch, ein polyphones konzert zu singen). nun ja, da wir nun schon einmal im meer der tatsachen schwimmen, koennen wir uns auch gleich ein paar aneignen und behaupten, wie haetten da jetzt etwas GEMACHT, etwas geschaffen. die doch nicht auto-kreation. die gottgleiche schoepfung. automaten-maschinen. (in ihm und mit ihm und durch ihn). und ein anderer armer irrer schwimmt vorbei und staunt offenen mundes: wir haben geltung erlangt. denn wer wo wie abschreibt wird selten nur offenbar. und auch hinfaellig. und nicht nachvollziehbar. und ohnehin ohne bedeutung. mittlerweile. (Signifikanten-Kette, kein Original)

lassen wir also gleich die ganze bloede zitiererei, schreit einer aus der vierten reihe. wie im theater, wirft der text ein. nein, schreit der postmodernist aus der galerie herunter, das geht doch gar nicht, ist nicht moeglich, jedes sich aeußern stuerbe ohne den gestus des zitierens. ja aber, wirft sich ein dritter ins geschehen - nunmehr schon fast ein diskurs, wenn alles immer damit zu tun hat, koennen wir es als gesonderte kategorie ohnehin fallenlassen, ist ja doch sowieso unumgaenglich. mnaajaaa... murmelt der philosoph und setzt zu einem groeßeren schwung an, als ihm ein anderer ins wort faellt, dessen worte wir hier aber nicht wiederholen wollen. es war wohl etwas wie: ... "das original" ... die urspruenglich originaere originalitaet der schoepfung. wohl einer von denen, die zur kunst immer noch WERK sagen und zwischen E und U unterscheiden, was heißt unterscheiden: trennen, teilen und auseinanderklaffen machen. denn differenzieren koennen sie immer noch nicht, da muß man gleich ganz klar trennen, wegen der klarheit und der reinheit und der guete wegen.

und was kratzt das die kunst bitte? die ulkt weiter unter dem bretterboden oder irgendwo oben im schnuerboden (meist im tanzboden) oder manchmal auch oben im olymp oder hinter der garderobe. sie treibt ihre spaeße weiter wie eh und jeh und keiner kann sie fassen oder beschreiben. sie waehnt sich manchmal wie jene philosophen die sich als hofnarren der gesellschaft sehen, als seismographen vielleicht, (aber nicht die mit dem zeitgeist), als hofnarren die eine erfundene wahrheit als gueltige wahrheit vortragen die nur sie allein vortragen duerfen, oder sie sieht sich als amorphen wuerfelwurm oder als das ANDERE oder als Rest und Spur oder sonstwas. auf alle faelle schert sie sich einen -UPS- (scheißdreck) um originalitaet, denn die schreiben ihr die experten dann im nachhinein zu. Der Text wird sich zu wehren wissen. Niemand stoppt ungestraft eine KUNST, einen Text. Der Kuenste Motto: We´ll be back !

das netz das weben und das weib und so schreibt sich etwas fort, es differenziert sich etwas aus und verschmiert sich sofort wieder, verschiebt sich wandelnd fort, hinterlaeßt spuren und verweist nur auf urpruenge, urspuren, verfuegt aber ueber keinerlei ursprung: was entsteht ist ein flirrendes, in einzelteilen auf und abtauchendes gewebe geflecht, ein NETZ, aus unbestimmbaren faeden in unbestimmbarer zahl. Und es gibt stimmen die verbinden das griechische wort fuer weben / flechten mit diversen aspekten aus der gegenwaertigen feministischen debatte, mit weiblichkeit (schlechthin).

"Die Differenz (...) bleibt an sich unhoerbar. (...) Alles in der Zeichnung der différance ist strategisch und kühn. (...) Eine Strategie schließlich ohne Finalitaet; man koennte dies blinde Taktik nennen, empirisches Umherirren (...) Die différance ist der nicht-volle, nicht-einfache Ursprung von Differenzen. Folglich kommt ihr der Name `Ursprung´ nicht mehr zu. (...) so bezeichnen wir mit différance jene Bewegung, durch die sich die Sprache oder jeder Code, jedes Verweisungssystem im allgemeinen `historisch´als Gewebe von Differenzen konstituiert. (...) ist die différance nicht nur das Spiel von Verschiedenheiten in der Sprache, sondern die Beziehung des Sprechens zur Sprache, der Umweg, den ich gehen muß, um zu sprechen, das schweigende Unterpfand, das ich geben muß (...) Nun erst kann man sie Spiel der Spur nennen." (Derrida, DD, 76ff)

etwas hat sich in frage gestellt: das UEBER, das ueber etwas sprechen, schreiben, denken. will heißen: ausfuehrung und beschreibung verhalten sich nicht mehr zueinander wie verwandte, sondern haben koerperlich sich vermaehlt, sind nicht mehr zwei (unabhaengig verschiedene) mit bestimmbarem verhaeltnis, sind aber auch nicht EINS. (INZEST; Mitte)

"Dieses Geschlecht, das sich nicht sehen laeßt, hat ebensowenig eine eigene Form. (...) Das Eine dieser Form, des Individuums, des Geschlechts, des Eigennamens, des Eigen-Sinns (...) tritt, indem es spreizt und teilt, an die Stelle dieser Beruehrung von mindestens zwei (Lippen), die die Frau in Kontakt mit sich selbst haelt, aber ohne moegliche Absonderung dessen, was sich beruehrt. (...) Sie ist weder eine noch zwei. (...) Sie widersteht jeder adaequaten Definition. (...) Es be-rührt (an). (...) Die Frau `beruehrt sich´ immerzu, ohne daß es ihr uebrigens verboten werden koennte, da ihr Geschlecht aus zwei Lippen besteht, die sich unaufhoerlich aneinander schmiegen. Sie ist also in sich selbst schon immer zwei, die einander beruehren, die jedoch nicht in eins (einen) und eins (eine) trennbar sind." (Irigaray, Das Geschlecht, 22ff)

zugrunde liegen tut: gar nix. nix mehr. kein verlaß. auch nicht auf die kunst. auf die schon gar nicht. gut so. mater/materie verabschiedet sich zusehens. Immaterialitaeten. Virtualitaeten. je mehr tecno, techno, technik, hilfsmittel aus der elektronik, desto weniger koerperlichkeit einerseits (weniger papier? mehr text als daten? mehr daten als text? weniger welt, mehr cyberspace; weniger realitaet, die sowieso immer schon fraglich war, mehr virtuelles licht/Gibson), desto mehr - weil veraenderte - koerperlichkeit andererseits. Neue Koerper-Gefuehle. man besehe sich windende zuckende koerper in klang-rauch-rhythmus-licht-wolken bei diversen (wachsenden) clubveranstaltungen. koerperflucht durch TE-XTC oder flucht in den koerper weil einem sonst nichts mehr bleibt? (der hilfeschrei als klangdatei bittee..JETZT!: "Hiiilfeeeh")

eines noch oben drauf: die generation x hat weit weniger mit offenen/umfassenden revolutionen und mehr mit kunst (und lit.) und subtiler kultur-revolution zu tun als mancher (68er?) glaubt und als ihr selbst lieb ist. soweit so gut. soviel als beispiel, als DEMO, als kostprobe. keine frage: man (ich) konnte noch endlos so weiter schreiben, doch wozu wenn man das weitere jetzt schon weiß. macht doch keinen spaß mehr. lieber probiere ich stattdessen etwas ANDERES, etwas NEUES aus. ...Bis bald! ...


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