MITTEL-DINGE

ETWAS ZWISCHEN MIR - UND ETWAS ANDEREM

(oder: A.L.S. / Ich - Medium - Anderes) Das Problem der Mitte: Vermittlung - Medium - Netzwerk im philosophischen Denken


Es sammelt sich etwas an wie auf einem Haufen, es schwirrt um uns herum. Worte und Begriffe haeufen sich und draengen sich auf: sie werden auffaellig. Und wir stolpern ueber sie, bleiben an ihnen... nein, sie bleiben an uns haengen. oder bin doch ich die Klette?
Worueber man stolpert sind sich haeufende Schlagworte: die Mitte als Daemon, der sich aufdraengt, sich ueberall mit-einschreibt (MITTEinschreibt? mitEINschreibt?).

VOR-AUS-SETZUNG-EN:
Wer hat die Mitte DAZWISCHEN gesetzt: zwischen anfang und ende, zwischen beginn und schluss? wer hat eine mitte GESETZT? wer hat EINE mitte gesetzt? oder sitze ich einem irrtum auf? oder ist die mitte gar nicht weiblich?
was sich also im stammlokal der begrifflichkeiten so trifft: eins. weiblich. dazwischen. eins-gesetzt. ich korrigiere: etwas. weiblich. zwischen zwei/zwischen mehr. ein-gesetzt.

Am ende ein neuer anfang: es ist wie in der kosmologie (urknall-theorie), oder wie in der bibel: die letzten werden die ersten sein. die mitte ist qualitativ gesehen nicht zu unterscheiden von aufbruechen oder von ankuenften. Außer daß sie als Extremum existiert, im Unterschied zu den beiden anderen.
der weg ist das ziel. weg ALS ziel? mitte als rand? Wo und vor allem VON wo wird der begrenzungsrand, jene linie, die wir seit jeher als Linie vermuten und wuenschen, einzig um uns daran zu stoßen und uns daran festzuhalten, uns zu orientieren, gezogen? wie werden sicherheiten erzeugt ?
die mitte unterscheidet sich nicht. wonach suchen wir? der blickrichtungswechsel und der blickwinkelwechsel erst machen den unterschied: wie fest?

denn wenn ich von unterscheidungen spreche, so meine ich zuerst einmal die einfachste weil lineare differenz zwischen zweien. will heißen:
vorerst bleiben zwei blicke: aufs zentrum und auf die raender. doch diese annahme impliziert genau diese fraglichen extreme von EINErseits und ANDERErseits (von links und rechts,...).

ein blick: falls die sogenannten Begrenzungen die Raender festgemacht worden sind, bleibt: der rest, etwas, dazwischen. und was bleibt uns anderes uebrig - auch in der sprachlichen benennung - als dieses etwas fuer mittig zu halten, fuer eine Zwischen-Form (wie: Inter-Text), und ihm den namen mitte zu geben, und in seinem namen fortan zu sprechen und fort zu schreiten, aufzubrechen zu neuen Ufern und Taten, in Gebiete, die nie ein Mensch gesehen . juhu! habemus medium.
die setzung wird zu einem zuvor, einem vorausgehenden, einem bestimmenden, die setzung von grenze, rand und extremum wird zur definition fuer das folgende: das dazwischen wird zur mitte, zu einer unklaren, diffusen mittigkeit. DA halt so, irgendwo.

noch ein blick: falls die sogenannte mitte, das zentrum, die substanz festgemacht worden ist, bleibt: der rest, etwas, rundherum. und was bleibt uns anderes uebrig - wieder in der sprachlichen benennung - als dieses etwas fuer umgebung zu halten, ihm den namen rundherum zu geben (Con-Text), dessen extremum den namen Anfang/Ende zu geben, und in seinem namen fortan zu sprechen. heureka! habemus extremum.
die setzung wird zum bestimmenden, die setzung von mittigkeit und zentrum wird zur definition fuer das was folgen mag: das rundherum wird zum rand, zur begrenzung, zur grenze von anfang und ende, von einem und anderem, zum unklaren etwas zwischen zwei gesetzten mitten. Zwei Reiche, die sich nicht riechen koennen.


M? ---M1-------->?<----------M2--- | | A<--------?-------->E A1?A2?E1?E2?


wie die bilder sich doch gleichen:
raender werden gesetzt, abgesteckt.dazwischen bleibt diffus etwas, das wir nur benennen koennen.
zentren werden gesetzt, rundherum. dazwischen bleibt diffus etwas, das wir nur benennen koennen.
ein gebiet soll sich erstrecken neben anderen. die anderen sollen sich erstrecken neben wieder anderen, auch ich: ein anderer. das gebiet jedoch laeßt sich nicht exakt umreißen, es ueberlappt sich mit anderen, ist teil-identisch, ist aehnlich, oder aber haelt abstand, hat zu tun oder hat nicht "zu tun mit" anderen (Frage nach den Formen der Relation, Kommunikation, Kontakt, Interaktion...), und wir wissen nicht um seine beschaffenheit: stehen wir schon im naechsten, oder vielleicht in mehreren zugleich? auch wandelt sich das territorium bestaendig in sich selbst ohne jemals es selbst, ohne jemals eigentlich zu werden, nie ist etwas richtig. Nie ist etwas (einfach) AUS, oder FERTIG, oder (AB)-Geschlossen.

wie die bilder sich gleichen:
Zuvor: Jede Setzung muß als vorlaeufige Annahme herhalten, soll als solche verstanden und gelesen werden.
sobald eins gesetzt sich findet, bleibt der Rest unklar, er entzieht sich. jedoch nicht ganz, er ist erkennbar, in SPUREN, und ist doch nicht festmachbar. wie in der elementarteilchen-physik: ich kann ueber ein teilchen aussagen machen, die den ort seiner existenz beschreiben, jedoch nicht den zeitpunkt und die zeitdauer. oder aber ich weiß wann aber nicht wo. Na toll, wo treffen wir uns dann? Fuer einen Consens, eine Uebereinkunft? Einen Kontrakt mit Gummiparagraphen auf Gummipapier? Vorlaeufig, aber nowendig fuer jede COMMUNIKATION.

was bleibt? woher kommt die differenz und das gegensatzpaar von anfang/ende und zentrum/mitte?
BI-AMBIVALENZ: eine Seite teilt sich und ich erhalte drei Aeste - (woher die von form und inhalt?) wiederholt sich diese oder loest sie sich auf?
wiederholt sie sich in sich selbst: in seinen teilen/gliedern? JA! -in der differenz von anfang und ende und von zentrum oder mitte? oder wurde dieser diskurs ohnehin schon obsolet, spaetestens seit diversen nicht-linearen text- und denk-systemen? - die freilich nicht mehr als systeme gedacht werden koennen und auch nicht sollen (wollen?). ist die frage nach einer mitte ein ueberbleibsel aus alten zeiten? ein REST?oder hat uns die sprache selbst wiedereinmal auf ihr eis gefuehrt, uns gelinkt, getaeuscht. um uns straucheln zu machen, oder einfach um uns zu beschaeftigen? Was tun mit derartigen fossilen Funden (System, Anfang/Ende, Theorie, Inhalt,...)? Sind nicht die Dinosaurier ohnehin schon wieder chic und en vogue, oder hype? Doch: sind sie es auch (noch) in der Philosophie?

haben wir es ueberhaupt mit paaren und mit gegensaetzen /gegensatzpaaren zu tun? warum nicht mit tripeln/quadrupeln...?
auf jeden fall bringt uns diese frage in beruehrung mit vielen anderen, ploetzlich haben wir zu tun mit vielerlei: mit anderem, mit selbem, mit aehnlichem. mit Wiederholung-en und Differenz-en.und so wird fuer unvereinbar gehaltenes ineinander uebergefuehrt, wird aehnlich, wird nicht EINS, aber einander angenaehert, vorgestellt, bekanntgemacht, vertraut gemacht und verheiratet: und wieder muß eine tradierte, (alt)hergebrachte form herhalten fuer etwas was im vergleich sich manifestiert. die ganz und gar unheilige ehe unter verwandten, die inzestuoese beziehung schlechthin. Gegensatzpaare der Traditionen der Alt-Vorderen, der Dinosaurier. HABEMUS T.REX!
man hat ploetzlich zu tun mit vielem, man gehoert dazu.
der sog des strudels hat begonnen zu wirken, der rausch verstaerkt SICH. selbst.
nicht mehr gilt die (voyeuristische) (faschistische?) kategorie der distanz als eine aesthetische kategorie. wir sind MIT dabei und MITTEN darunter.
wir spielen das SPIEL mit. (Akrobaat schöön!/Charlie Rivel). wir gehoeren zu etwas, etwas hat zu tun mit mir, ich stehe in beziehung zu etwas ANDEREM und zu mir SELBST (Kierkegaard). das spiel hat mich und ich das spiel hevorgebracht. Auto-poiesis, und so.
alle (: wir und ihr) schreiben am selben uneinheitlichen heterogenen text mit, der sich selbst schreibt.
AUFSCHREI: wer ist WIR? wer ist UNS? Wer wagt es? (außer altgewordene stadtzeitschriften?)

Kreation und Neues. Drehen wir uns mit mir im Kreise.
Es bestehen und entstehen nun neue relationen. auch neue selbstbeziehungen, auto-relation. als folge neuer selbstschaffung, auto-kreation, auto-poiesis. mittels selbsteinsetzung, iteration. fraktales subjekt. sind wir so zum automaten geworden? zum sich selbst bewegenden? zum scheinbar perfektesten medium? oder zum autopoietischen text? bin ich bereits der REPLIKANT, der ANDROID, der CYBORG, oder aber der altbekannte automaten-mensch? das ich, das subjekt, das individuum: allesamt "kuenstliche" automaten-texte, maschinen-texte?

"Die koerperlose, ueber Stimme und Gehoer vermittelte Botschaft des Telefons, das heute alle intimen und offiziellen Schalterstellen besetzt, wirkt unmittelbar koerperlich. Sein Kabel kann als Nabelschnur bezeichnet werden, die aeußerste Distanz bei aeußerster Naehe moeglich macht. Die VO wird die gesellschaftsverstaerkende Kommunikationsgeschichte des Telefons u.a. dahingehend aufgreifen, daß das Telefon im Gegensatz zur Maschine, die das Individuum ersetzt, ein Medium ist, welches das Individuum organisiert. Schon faehrt es allerorten die Antenne seines Handy aus. Es koennte also sein, daß im Telephon vom Ansatz her der Cyborg vorweggenommen ist."
( G.Treusch-Dieter, in: Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis der frauenspezifischen und feministischen Lehrveranstaltungen, UNI Wien, SS 95, S. 38 )

wenn ich versuche zwischen z.b. einem sender und einem empfaenger zu unterscheiden, ihre gebiete zu umgrenzen und zu beschreiben, dann fungieren diese beiden als zentrum je ihres jeweiligen gebietes und territoriums oder dreidimensional ihres raumes. doch was dazwischen BLEIBT, kann ich nicht als EINFACHE grenze festmachen. auch hier stelle ich nur einen elektronennebel fest, im großen wie im kleinen. und ob beide nun anfang und ende einer linearen verbindung sind und das dazwischen die mitte vermag ich ebensowenig zu behaupten, weiß ich ebensowenig, wie das, ob beide nun zwei verschiedene mittelpunkte ihrer welt und das dazwischen eine art grenze bildet, die wiederum anfang und ende ihrer jeweiligen welten beschreibt. Was, wenn ich nicht von Sender/Empfaenger ausgehe, sondern von zwei sogenannten Mittelpunkten?

wenn ich also verbindungen herstellen will, verwende ich namen.
der name aber macht immer nur etwas fest was benannt werden will und anders nicht gesagt werden kann oder eben eine entsprechung sucht: in der sprache, in der oeffentlichen welt. ein Etikett. ein Schild. eine AUF-Schrift. (NAME!)
ich kann in beziehung bringen und zu tun haben lassen. man koennte von willkuer sprechen, von postmoderner beliebigkeit. man koennte es aber auch gutheißen (genießen) und moeglichkeit nennen. das neue ist ohnehin immer schon viel zu alt (gewesen).

da ist ein NAME. und ein Name. zwei oder mehrere. und DAZWISCHEN ist: ETWAS. dazwischen BLEIBT ein REST. seine SPUR ist die verbindung zwischen den namen.
dazwischen finden wir spuren von etwas ANDEREM, das verweist auf die relation. behelfsmaeßig sprechen wir von einer MITTE weil wir eben sprechen muessen. Womit wir schon mittendrin stecken in unserem Di/Tri/...-lemma: dem SPRECHEN-MUESSEN! doch sie koennte mit den schwachen namen die stelle tauschen in dem moment, in dem man weitere namen nennt oder indem man weitere spuren findet oder indem man den blickwinkel aendert. das Weltfragment verschiebt sich, aber wird nicht besser. nur ein wenig variiert. (bestenfalls) ein wenig ... ANDERS.
das ganze gibt es nie und das detail luegt immer. was sich als nicht allzu fatal erweist. das SPIEL der verschiebungen und der umbenennungen will ja weitergespielt werden.
zu diesem zwecke sprechen wir und koennen gar nicht anders, als diesem monster laechelnd in den schlund zu schauen und zu schreien. und zu luegen. weil wir ja nun schon einmal sprechen, reden wir doch gleich noch ein wenig weiter, und weiter... ueber dieses und jenes, ueber alles und nichts, ueber uns und andere, ueber UEBER und Und, ..
was bleibt? hinfaelligkeiten wie namen. und berufene spurensucher. irgendwann einmal.


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