Der Ort des Abwesenden. Konturen des Differenz-Denkens bei Derrida, Lacan und Levinas.

Tholen, Georg Christoph (2002) Der Ort des Abwesenden. Konturen des Differenz-Denkens bei Derrida, Lacan und Levinas. Institut fuer Medienwissenschaft, Basel.

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Abstract

nter dem recht griffigen Titel Das Selbe und das Andere1 lässt sich gewiss die Schnittstelle markieren, in der sich das zeitgenössische Denken in Frankreich nach der Phänomenologie Merleau-Pontys und dem Existentialismus Sartres neu zu orientieren begann. Doch philosophiehistorische Einführungen wie die hier zitierte überzeichnen bisweilen den Bruch mit der Tradition und führen zu einer Bipolarität zwischen Altem und Neuem, welche - wie hierzulande in den 80er Jahren - eine bisweilen kurzatmige Lektüre bewirkt haben. So übersieht die Rede vom Ort des Anderen, welcher den des Selben abgelöst habe, den kategorialen Stellenwert dieses Ortes selbst, ohne den nämlich die Alterität des Anderen unterbestimmt bliebe. Aus dem Platzverweis, der das Subjekt dezentriert, würde so - unter Beibehaltung der gewohnten Platzanweisung gründender Subjektivität - eine bloss gespiegelte Wiedererkennung des Anderen im Selben. Im heutigen Rückblick auf die deutschsprachige Rezeption der Theorien von Deleuze, Foucault und Derrida, aber auch von Levinas und Lacan, sind es vor allem die drei letztgenannten Denker, deren Theoreme der uneinholbaren Differenz und der ursprungslosen Alterität im gegenwärtigen Wissenschaftsverständnis und -betrieb singulär und marginal blieben - trotz ihrer allmählich sich durchgesetzt habenden Anerkennung im vornehmlich literaturwissenschaftlichen Kontext. Diese auch institutionell wirkmächtige Randständigkeit oder Singularität wiederum verweist - indirekt zumindest - auf die Schwierigkeit, das Subjekt von einem Ort des Anderen aus zu denken, dessen Besonderheit darin sich zeigt, kein verfügbarer, sich selbst präsenter Ort sein zu können. Anders gesagt: Die Heteronomie des Subjekts, von dem je verschieden Lacan, Levinas und Derrida sprechen, duchkreuzt die Fiktion der Autonomie, die dem im Nachkriegsdeutschland geradezu weltanschaulich verordneten Bekenntnis zur ?geistigen? Identität (U. Sonnemann) zugrunde liegt. Vielleicht trug daher in der deutschsprachigen Rezeption ein bestimmte neuhumanistische (d.h. raum- und zeitenthobenes) Identitätssuche der Geisteswissenschaften dazu bei, nicht nur die Frage nach den traumatischen Einschnitten und Brüchen in der eigenen Ideen- und Theoriegeschichte (Nietzsche, Freud, Heidegger) sondern auch die nach dem epochalen Einschnitt als solchem auszublenden. Doch ohne eben diese Bestimmung der raumzeitlichen Zäsur ist die Heterotopie des Subjekts nicht zu situieren

Item Type: Article
Uncontrolled Keywords: Derrida, Lacan, Levinas, Differenz-Denken
Subjects: Philosophie > Philosophische Disziplinen > Phänomenologie
Philosophie > Geschichte der Philosophie > g) 20.Jahrhundert
Depositing User: sandra subito
Date Deposited: 06 Dec 2020 12:11
Last Modified: 06 Dec 2020 12:11
URI: http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/1962

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