Der Gedanke des trinitarischen Gottes als bestimmter Begriff der Freiheit bei Schelling

Danz, Cristoph (1995) Der Gedanke des trinitarischen Gottes als bestimmter Begriff der Freiheit bei Schelling. Tabula Rasa. Jenenser Zeitschrift für kritisches Denken (10).

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Abstract

An den Ausgangspunkt meiner Überlegungen möchte ich eine Bemerkung Schellings aus der "Urfassung der Philosophie der Offenbarung"[1] stellen. Schelling schreibt hier im Kontext seiner Erörterung des trinitarischen Gottesgedankens: "Wir hatten also zuerst unterschieden den Moment der Tautousie. Der zweite notwendige Moment zur wissenschaftlichen Entwicklung der Dreieinigkeitslehre ist der Moment der Heterousie; es folgt 3) der Moment der Homousie, wo die Potenzen zusammengehen. Ohne ein substantielles Auseinandersein der Potenzen, also ohne Heterousie, gibt es keinen Übergang zur Homousie. Dies sagt auch Athanasius, von dem auch Lessing mit Hochachtung spricht, und in dem auch ich keinen so beschränkten Kopf finde, wie man meinen wollte." (UF, 201)[2]

Die zitierte Stelle, auf die im Folgenden noch eingehender zurückzukommen sein wird, formuliert einen zentralen Gedanken aus Schellings Rekonstruktion des trinitarischen Gottesbegriffes. Mit dieser These, daß sich die Homousie der trinitarischen Personen nicht ohne den Moment eines substantiellen Auseinanders der Potenzen denken läßt, beansprucht Schelling eine Lösung des trinitarischen Problems vorzuschlagen, welche von weitreichenden Konsequenzen ist. Der Gedanke des trinitarischen Gottes fordert nämlich zum einen, eine Einheit in Dreiheit zu denken, und zwar so, daß weder die Einheit, noch die Dreiheit aufgehoben werden. Zum anderen sind die trinitarischen Personen so zu begreifen, daß die Begründung ihrer Unterschiedenheit nicht zu Unterordnungsverhältnissen führt, sondern so, daß die Personen, ihrer Unterschiedenheit ungeachtet, gleich sind.

Die erste dogmatische Fixierung dieses Gottesbegriffes gelang dem noch jungen Christentum auf den Konzilien von Nizäa (325) und Konstantinopel (381), bei dessen Durchsetzung der Kirchenvater Athanasius von Alexandrien (295-373), auf den Schelling in dem wiedergegebenen Zitat verweist, eine entscheidende Rolle spielte. Schelling scheint, folgt man dem Zitat, eine Übereinstimmung seiner Theorie mit der des Athanasius zu konstatieren. In welchem Sinne dies zu verstehen ist, soll Gegenstand meiner Ausführungen sein.

Item Type: Article
Uncontrolled Keywords: Schelling, Trinität
Subjects: Philosophie > Philosophische Disziplinen > Metaphysik
Philosophie > Philosophische Disziplinen > Religionsphilosophie, Religionskritik
Depositing User: sandra subito
Date Deposited: 06 Dec 2020 12:19
Last Modified: 06 Dec 2020 12:19
URI: http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2039

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