***************************************************************** * * Titel: Die Negativität der Sprache Bemerkungen zu Adorno und Wittgenstein Autor: Thomas *Rentsch*, Technische Universität Dresden Dateiname: 07-1-96.TXT Dateilänge: 56 KB Erschienen in: Wittgenstein Studies 1/96, Datei: 07-1-96.TXT; hrsg. von K.-O. Apel, N. Garver, B. McGuinness, P. Hacker, R. Haller, W. Lütterfelds, G. Meggle, C. Nyíri, K. Puhl, R. Raatzsch, T. Rentsch, J.G.F. Rothhaupt, J. Schulte, U. Steinvorth, P. Stekeler-Weithofer, W. Vossenkuhl, (3 1/2'' Diskette) ISSN 0943-5727. * * ***************************************************************** * * * (c) 1996 Deutsche Ludwig Wittgenstein Gesellschaft e.V. * * Alle Rechte vorbehalten / All Rights Reserved * * * * Kein Bestandteil dieser Datei darf ganz oder teilweise * * vervielfältigt, in einem Abfragesystem gespeichert, * * gesendet oder in irgendeine Sprache übersetzt werden in * * irgendeiner Form, sei es auf elektronische, mechanische, * * magnetische, optische, handschriftliche oder andere Art * * und Weise, ohne vorhergehende schriftliche Zustimmung * * der DEUTSCHEN LUDWIG WITTGENSTEIN GESELLSCHAFT e.V. * * Dateien und Auszüge, die der Benutzer für * * seine privaten wissenschaftlichen Zwecke benutzt, sind * * von dieser Regelung ausgenommen. * * * * No part of this file may be reproduced, stored * * in a retrieval system, transmitted or translated into * * any other language in whole or in part, in any form or * * by any means, whether it be in electronical, mechanical, * * magnetic, optical, manual or otherwise, without prior * * written consent of the DEUTSCHE LUDWIG WITTGENSTEIN * * GESELLSCHAFT e.V. Those articles and excerpts from * * articles which the subscriber wishes to use for his own * * private academic purposes are excluded from this * * restrictions. * * * ***************************************************************** ABSTRACT The present study sketches the general dimensions of a fruitful comparison between Wittgenstein and Adorno. The first section describes seven interrelated levels on which the two philosophers can be compared, levels ranging from philosophical temperament to specific theses to shared cultural and literary background. The parallels between Wittgenstein's and Adorno's philosophies of language emerge as fundamental. The second section discusses Adorno's transformation of the negative moment of the Hegelian dialectic into a critical philosophy of language. The Leitmotiv of this philosophy, the uncovering of linguistic reification, is compared to Wittgenstein's project of demystification. The third section of the paper argues that rather than founding a sort of relativism, both Wittgenstein and Adorno develop new philosophical forms of composition and expression which in fact transform of the concept of reason. Reason becomes so local and multifarious as the phenomena it treats. The paper concludes with some suggestions regarding the relationship between this very modern approach and the tradition of negative theology. I. Während das Verhältnis von Wittgenstein zu Heidegger seit den frühen Arbeiten K.-O. Apels schon häufiger untersucht worden ist*1*, bedarf das Verhältnis von Wittgenstein zu Adorno trotz einiger Studien*2* noch genauerer Untersuchung. Als gemeinsame Ebene eines Vergleichs systematischer Auffassungen von Wittgenstein und Adorno kann zunächst die SPRACHPHILOSOPHIE bzw. die SPRACHKRITIK angesetzt werden. Insbesondere die Kritik des späten Wittgenstein an zu einfachen Vorstellungen vom Funktionieren der Sprache und von a primis fundamentis irreführenden Modellen der Bedeutungskonstitution einerseits, die Begriffskritik des späteren Adorno andererseits scheinen nicht nur bei oberflächlicher Betrachtung etwas Ähnliches, Kommensurables zu intendieren. Es gilt also, die interne Fein- und Tiefenstruktur dieser Kritikmodelle komparativ zu analysieren. Zum zweiten ist die weiterreichende philosophische Absicht der jeweiligen Sprachkritik zu betrachten: Hier scheint ein - wie immer einzeln geartetes und konturiertes - grundsätzliches BEFREIUNGS- UND EMANZIPATIONSINTERESSE bei beiden Autoren leitend zu sein, sei es, daß Wittgenstein in Anschluß an Frege die Philosophie als einen "Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel unserer Sprache"*3* bestimmt, sei es, daß Adorno die "Entzauberung des Begriffs" "das Gegengift der Philosophie"*4* nennt, und die Philosophie als "die Anstrengung" bezeichnet, "über den Begriff durch den Begriff hinauszugelangen."*5* Verbunden mit der Sprachkritik und einem sehr grundsätzlichen Befreiungs- bzw. Emanzipationsinteresse ist bei beiden Philosophen eine tiefgreifende KRITIK AN DER TRADITIONELLEN BEWUßTSEINSPHILOSOPHIE UND ERKENNTNISTHEORIE. Die Kritik an einem epistemologisch autarken Erkenntnissubjekt, das sich aus der empirischen "Außenwelt" und der eigenen, empirischen "Innenwelt" transzendental selbst versorgt und so weltkonstitutiv fungiert, ist bei Adorno wie bei Wittgenstein ausgearbeitet. Ch. Demmerling spricht an dieser Stelle sogar pointiert von Adornos Privatsprachenargument.*6* Und in der Tat enthält bereits Adornos umfassendste und detaillierteste Kritik an der transzendentalen Subjektphilosophie Edmund Husserls in seiner "Metakritik der Erkenntnistheorie" explizit die These vom PRIMAT DER INTERSUBJEKTIVITÄT:" " 'Mein' Ich ist in Wahrheit bereits eine Abstraktion und nichts weniger als die Urerfahrung, als welche Husserl es reklamiert. Durch das Possessivverhältnis bestimmt es sich als höchst vermitteltes. In ihm ist 'Intersubjektivität' mitgesetzt, nur nicht als beliebige reine Möglichkeit, sondern als die reale Bedingung von Ichsein, ohne welche die Einschränkung auf 'mein' Ich nicht kann verstanden werden."*7* Diese These wird, so weist Demmerling im Rekurs auf Vorlesungen Adornos nach, nicht allein auf dem Hintergrund des Primats der gesellschaftlichen Praxis vor den Erkenntniskapazitäten der Einzelnen, also marxistisch bzw. soziologisch entfaltet - auch dies -, sondern sie wird sprachkritisch-begriffsanalytisch hinsichtlich der Rede von "meinen" Erfahrungen, "meinem" Bewußtsein sowie hinsichtlich der Rede von einem "Ich" entwickelt; "Intersubjektivität" ist die reale Bedingung von Ichsein" - das Einzelsubjekt "ist ein bloßer Trug"*8*, es verdankt sich der "Hypostasierung des Ich-Begriffs".*9* Die gemeinsame Ebene der tiefgreifenden Subjektkritik, der Kritik an der Bewußtseinsphilosophie - die Adorno und Wittgenstein im übrigen mit Heidegger und dem Strukturalismus verbindet -, diese Ebene weitet sich wiederum bei beiden zu einer WISSENSCHAFTSKRITIK einerseits, zu einer grundsätzlichen PHILOSOPHIEKRITIK andererseits aus. Die Wissenschaftskritik Wittgensteins richtet sich gegen szientistische Objektivitätsideale und Sicherheitsvorstellungen, indem sie deren Exaktheitsmodelle gleichsam bereits von innen durch eine genaue Beschreibung der Praxis z.B. der Mathematik aufbricht. Die Wissenschaftskritik Adornos richtet sich ebenso gegen positivistische Reduktionen v.a. in den Sozialwissenschaften. Weiterreichend noch ist die Parallele der Philosophiekritik - der Kritik an traditionellen Vorstellungen von Status und Leistungsfähigkeit der Philosophie. Diese Parallele ist bisher noch weniger herausgestellt worden. Adornos Philosophie entfaltet sich - wie die Wittgensteins - weithin als Philosophiekritik an Hegels Dialektik, Husserls Phänomenologie und Heideggers Existentialontologie. Auch Wittgensteins Kritik der Vorstellung eines "Innen" und seines Besitzers, des Subjekts bzw. Bewußtseins betrifft den gesamten Rationalismus, den Empirismus, Transzendentalphilosophie, Idealismus und Phänomenologie in ihren Fundamenten - ja schon die Sprachtheorie des Augustinus. Mehr noch: Adornos wie Wittgensteins "Obsession durch das Problem der Darstellung"*10* und ihre Überzeugung, daß die Philosophie "keine Meta- oder Überwissenschaft" ist *11*, führt sie beide auf freilich unterschiedliche Weise dazu, das sprachkritische Bewußtsein in radikalisierter Selbstreflexivität auch gegen ihr eigenes Philosophieren zu wenden: Wittgenstein im "Tractatus" bis an die Grenze des Schweigens, in den "Philosophischen Untersuchungen" gegen seine eigene frühere Philosophie, aber auch mikrostrukturell gegen scheinhafte theoretische Verfestigungen des eigenen Gedankens; Adorno systematisch ausgereift vornehmlich in der "Negativen Dialektik". Beiden geht es um die - indirekte bzw. negativ-dialektische - Artikulation von etwas eigentlich Unsagbarem. Darum wird die radikal-kritische Reflexion auf den Status der Form der Darstellung in der Philosophie bei beiden notwendig. Diese mikrostrukturelle Parallele, die die innere Konzeption des Philosophierens selbst betrifft, wird umgriffen von einer fundamentalen KULTURKRITIK beider Autoren. Eine externe Ebene der Betrachtung müßte an dieser Stelle (auch im Blick auf die Sprachkritik) die immanent-philosophische Perspektive verlassen und auch weitere gesellschafts- und geistesgeschichtliche Faktoren der Herausbildung dieser Kritikmodelle einbeziehen. Schließlich verbrachte auch Adorno für ihn wesentlich prägende Jahre in Wien, im geistesgeschichtlichen Klima des Laboratoriums der Klassischen Moderne. Man denke z.B. an das durch Kraus, Mauthner und die Brentano-Schule intensivierte sprachkritische Bewußtsein und die vielfältige Stilkritik in Architektur (Loos) und Kompositionslehre (Schönberg, Berg), in Literatur und Malerei: ein innovatives Formbewußtsein war überall präsent und sprengte die konventionellen Vorstellungen. Während Adornos Kulturkritik sich marxistisch, soziologisch und politisch radikalisierte, blieb Wittgenstein politisch zurückhaltender und eher traditionellen Konzeptionen verbunden, strebte aber in der Form der Darstellung philosophischer Einsichten revolutionäre Innovation an. Und diese neuartige, asketische, obstinate und kathartische Weise des Philosophierens war gegen die Illusionen einer sich selbst nicht mehr verstehenden Entwicklung der modernen Zivilisation insgesamt gerichtet: "Dieses Buch ist für solche geschrieben, die seinem Geist freundlich gegenüberstehen. Dieser Geist ist ein anderer als der des großen Stromes der europäischen und amerikanischen Zivilisation, in dem wir alle stehen. Dieser äußert sich in einem Fortschritt, in einem Bauen immer größerer und komplizierterer Strukturen, jener andere in einem Streben nach Klarheit und Durchsichtigkeit welcher Strukturen immer. Dieser will die Welt durch ihre Peripherie - in ihrer Mannigfaltigkeit - erfassen, jener in ihrem Zentrum - ihrem Wesen. Daher reiht dieser ein Gebilde an das andere, steigt quasi von Stufe zu Stufe immer weiter, während jener dort bleibt, wo er ist, und immer dasselbe erfassen will. Ich möchte sagen 'dieses Buch sei zur Ehre Gottes geschrieben', aber das wäre heute eine Schurkerei, d.h. es würde nicht richtig verstanden werden. Es heißt, es ist in gutem Willen geschrieben und soweit es nicht mit gutem Willen, also aus Eitelkeit etc., geschrieben, soweit möchte der Verfasser es verurteilt wissen. Er kann es nicht weiter von diesen Ingredienzen reinigen, als er selbst davon rein ist."*12* Beide Philosophen haben ihre Zeit, das 20. Jahrhundert, aus unterschiedlichen Motiven als eine Zeit bodenloser Katastrophen, des Scheiterns der menschlichen Vernunft und gewaltiger, aus menschlicher Hybris entspringender Fehlentwicklungen erfahren und gesehen. Es gibt einen weiteren gemeinsamen philosophischen Untergrund, der Adorno und Wittgenstein verbindet: ihre Beeinflussung durch den tragischen PESSIMISMUS SCHOPENHAUERS und durch die EXISTENZDIALEKTIK KIERKEGAARDS. Diese Philosophen bilden eine Tiefenschicht existentieller Negativität für die Autoren, eine Schicht, die in der Kritischen Theorie durch Marx und Freud, bei Wittgenstein durch Frege nahezu überdeckt wird und die dennoch wirksam ist. Adornos Kritik an Hegels Dialektik wird durch die Kierkegaardsche Kritik an dieser Dialektik präformiert. Die frühen Arbeiten zu Kierkegaard - im Umfeld Paul Tillichs entstanden - bezeugen dies bei aller kritischen Distanz. Das Kernmotiv Kierkegaards: daß existentielle Negativität nicht durch ein allgemeines, objektives Absolutes getilgt, sondern nur usurpiert wird, daß Wahrheit aber nicht objektiv und abstrakt gedacht werden darf, sondern existentiell angeeignet werden muß, dieses Motiv wandert in Adornos Grundbegriff des Nichtidentischen ein. Wittgensteins intensive Kierkegaard-Rezeption beleuchtet sein Diktum: "Kierkegaard was by far the most profound thinker of the last century. Kierkegaard was a saint."*13* Walter Schweidler hat diese tiefe Beziehung zur radikalen Existenzphilosophie eindringlich untersucht.*14* Mitten im szientifisch gesonnenen Wiener Kreis und zum Entsetzen von dessen Mitgliedern hat Wittgenstein auch sein Verständnis von Heideggers "Sein und Zeit" sehr bestimmt artikuliert und dieses Verständnis auf die ihn mit Heidegger verbindenden Denker Augustinus und Kierkegaard zurückgeführt: Zu Heidegger. "Ich kann mir wohl denken was Heidegger mit Sein und Angst meint. Der Mensch hat den Trieb, gegen die Grenzen der Sprache anzurennen. Denken Sie z.B. an das Erstaunen, daß etwas existiert. Das Erstaunen kann nicht in Form einer Frage ausgedrückt werden, und es gibt auch gar keine Antwort. Alles, was wir sagen mögen, kann a priori nur Unsinn sein. Trotzdem rennen wir gegen die Grenzen der Sprache an. Dieses Anrennen hat auch Kierkegaard gesehen und es sogar ganz ähnlich (als Anrennen gegen das Paradoxon) bezeichnet. Dieses Anrennen gegen die Grenze der Sprache ist die ETHIK. Ich halte es für sicher wichtig, daß man all dem Geschwätz über Ethik - ob es eine Erkenntnis gebe, ob es Werte gebe, ob sich das Gute definieren lasse etc. - ein Ende macht. In der Ethik macht man immer den Versuch, etwas zu sagen, was das Wesen der Sache nicht betrifft und nie betreffen kann. Es ist a priori gewiß: Was immer man für eine Definition zum Guten geben mag - es ist immer ein Mißverständnis, daß eigentlich, was man in Wirklichkeit meint, entspreche sich im Ausdruck. (Moore) Aber die Tendenz, das Anrennen, DEUTET AUF ETWAS HIN. Das hat schon der heilige Augustin gewußt, wenn er sagt: Was, du Mistviech, du willst keinen Unsinn reden? Rede nur einen Unsinn, es macht nichts!"*15* Aufschlußreich ist, daß Wittgenstein Kierkegaards Kernmotiv des "Anrennens gegen das Paradox" - nämlich gegen das Paradox der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus - dezidiert und präzise auf sein Kernmotiv - das Anrennen gegen die Grenzen der Sprache - bezieht und damit dessen existentielle Tragweite unmißverständlich macht. Die Bedeutung des tragischen Pessimismus Schopenhauers für die klassische Kritische Theorie Horkheimers und Adornos und für die Konzeption der Verfallsgeschichte humaner Selbstbehauptung in der "Dialektik der Aufklärung" ist vielfach thematisiert worden, insbesondere in der Intensivierung, die er durch die Rezeption Nietzsches und Freuds erfährt. Elemente eines tragischen Kultur- und Geschichtspessimismus, wie er von spätbürgerlichen Popularphilosophen wie Oswald Spengler ("Der Untergang des Abendlandes", 1918-1922), Ludwig Klages ("Der Geist als Widersacher der Seele", 1929-1933), Theodor Lessing ("Der Untergang der Erde am Geist" ("Europa und Asien"), 1916, 5. Aufl.: 1930) und Alfred Seidel ("Bewußtsein als Verhängnis", 1924) im Geiste Schopenhauers vertreten wurde, finden sich auch - wenngleich auf seriösem Reflexionsniveau - bei Horkheimer und Adorno wieder. Das gilt genauso für Wittgenstein. Sein Verhältnis zu Schopenhauer wurde detailliert von Brigitte Uhlemann untersucht.*16* Er rezipierte ersichtlich zustimmend Spengler und Klages, und sogar einem bizarren Ideologen sexistischer Pathogenesen wie Otto Weininger ("Geschlecht und Charakter", 1903) konnte er Interesse abgewinnen. Es ergeben sich also in einem ersten Überblick folgende Vergleichsebenen des Denkens von Wittgenstein und Adorno: 1. die Sprachphilosophie und Sprachkritik; 2. ein damit verbundenes Befreiungs- und Emanzipationsinteresse; 3. die Destruktion der Bewußtseinsphilosophie, der Subjekt- und Erkenntnistheorie; 4. damit verbunden eine Orientierung am Primat der Intersubjektivität; 5. eine grundsätzliche philosophische Wissenschafts- und Philosophiekritik; 6. eine radikale Kulturkritik, die nicht zuletzt in der Wiener Moderne gründet; 7. eine untergründige Beeinflussung beider Philosophen durch den tragischen Pessimismus Schopenhauers und die Existenzdialektik Kierkegaards. II. Die soeben grob differenzierten sieben Vergleichsebenen bzw. Berührungspunkte haben ihren Fluchtpunkt im erstgenannten Bereich, der Sprachphilosophie. Sie ermöglicht oder bestimmt alle weiteren Ebenen, bei Wittgenstein wie auch bei Adorno, denn sie bildet den alleinigen Inhalt (Wittgenstein) bzw. das systematische Zentrum (Adorno) ihrer Philosophien. Deswegen sollen im folgenden Bezüge und Kompatibilitäten der inneren Feinstruktur der Sprachkritik beider Autoren herausgearbeitet werden. Beide verstehen und praktizieren Philosophie als Kritik, ja als radikale Kritik. In beider Konzeptionen, die systematisch im Kern sprachkritisch ausgeführt werden, bahnt sich eine tiefgreifende Transformation herkömmlicher Vernunftverständnisse an. Im Medium ihrer kritischen Arbeit deutet sich, oft indirekt und negativ, ein verändertes Welt- und Selbstverständnis des Menschen nach dem Verlust einer Vielzahl von Illusionen an, die in Neuzeit und Aufklärung, Technik und Wissenschaft, moderner Kultur und Zivilisation wirksam waren und sind. Betrachten wir zunächst die Kompatibilität der Sprachkritik Adornos mit der Wittgensteins, um dann systematische Folgerungen für einen transformierten Vernunftbegriff im Anschluß an beide Autoren zu entwickeln. Welches sind die Kernaussagen der Sprachkritik Adornos? Um dies zu klären, und gleichzeitig im Blick auf die Nähe zu und Kompatibilität mit Wittgensteins Analysen, ist der Ansatz dieser Sprachkritik im Innern der Hegelschen Logikkonzeption freizulegen.*17* Bereits für Hegel war es klar, daß gegenüber einer kantisch-dualistisch und synchron gedachten Vernunftkritik sich überall noch das Problem der vernünftigen Beurteilung unserer jeweiligen Differenzierungs-, Einteilungs- und Identifikationspraxen stellt. D.h.: Wir können nicht ein für allemal solche Fundamentalunterscheidungen wie z.B. "Idee" und "Wirklichkeit", "Sein" und "Sollen", "Subjekt" und "Objekt", "Erscheinung" und "Wesen", "Gott" und "Welt", "Endlichkeit" und "Ewigkeit" ("Unendlichkeit") treffen, deren Sinn metasprachlich gleichsam statisch fixieren, schriftlich in einigen letztgültigen Formulierungen festhalten und von einer solchen aller geschichtlichen Prozessualität und konkreten Praxis enthobenen Position aus die konkrete gesellschaftliche und individuelle Lebenswirklichkeit beurteilen. Sondern ein solches kategoriales Orientierungsgerüst arbeitet selbst nur in der zeitlich- endlichen, lebendigen Wirklichkeit der Erfahrung. Deswegen tritt das Problem der Urteilskraft, präzisiert als das jeweilige Auffinden und Bestimmen des richtigen, angemessenen Verhältnisses von Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem, für alle Orientierungen erneut auf. Die Komplexität und Prozessualität unserer sprachlich verfaßten Lebens- und Orientierungspraxis stabilisieren, gliedern und ordnen wir mit ALLGEMEINEN Prädikaten und generellen Sätzen in BESONDEREN, einander ähnlichen, aber nicht gleichen Situationen angesichts (in Anwendung auf) EINZELNE(R) Individuen. Dieses Grundmodell der menschlichen Orientierungsaufgabe hat zur Folge, daß in allen Sprachhandlungen Verfehlungen, Verzerrungen, kurz: FEHLURTEILE in der Bestimmung des Verhältnisses von Allgemeinem, Besonderem und Einzelnem auftreten, perspektivische Verzerrungen, die sogar auftreten MÜSSEN, denn die urteilenden Subjekte unterliegen der Zufälligkeit ihrer empirischen Existenz und der Bedürftigkeit ihrer Natur. Diese Negativität ist im geschichtlichen Prozeß der Lebenspraxis untilgbar, ja, sie ist sogar unabdingbar für den Prozeß der Herausbildung sowohl individueller Lebenserfahrung als auch wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritts. Dies ist der Grundgedanke bereits der "Phänomenologie des Geistes" und der Sinn ihres Untertitels "Wissenschaft der Erfahrung des Bewußtseins". Deswegen wird bereits bei Hegel die transzendentale Dialektik Kants mitsamt der Antinomiensystematik aus ihrer partialen Verbindung mit der alten METAPHYSICA SPECIALIS gelöst und auf den GESAMTEN Bereich sprachlicher Weltorientierung des Menschen ausgedehnt: "Die Hauptsache, die zu bemerken ist, ist, daß nicht nur in den vier besondern aus der Kosmologie genommenen Gegenständen die Antinomie sich befindet, sondern vielmehr in allen Vorstellungen, Begriffen und Ideen. Dies zu wissen und die Gegenstände in dieser Eigenschaft zu erkennen, gehört zum Wesentlichen der philosophischen Betrachtung; diese Eigenschaft macht das aus, was weiterhin sich als das dialektische Moment des Logischen bestimmt."*18* Anders formuliert: Die transzendental-dialektisch inkriminierte Grenzüberschreitung des Endlichen durch "Unendlichkeit" (unbegrenzte, dekontextualisierte, insofern "absolute" Erkenntnisansprüche) erfolgt nicht nur hinsichtlich der Makroantinomien "Gott", "Freiheit" und "Unsterblichkeit", sondern ebenso in der Mikrostruktur der prädikativen Urteilspraxis. Die in diese Praxis eingearbeitete Fehlbarkeit, die Negativität - das "Andere" jeweiliger Bestimmungen und ihres Geltungsrechtes - wird in den verschiedenen philosophischen Schulen (Rationalismus, Empirismus, Materialismus, Skeptizismus, Transzendentalphilosophie) zu Metasprachspielen gegeneinander vereinseitigt, die je für sich "das Ganze" der Wahrheit nicht artikulieren können. Durch ihre sich wechselseitig negierende Vereinseitigung sind sie aber theorie- und praxisgeschichtlich die treibende Kraft, das begrifflich arbeitende, "wühlende" Movens des Erkenntnisprozesses - ähnlich dem "Bösen in Gott" bei Jacob Böhme und dem Goetheschen Mephisto. An dieser v.a. bereits die empiristischen Elemente der Kantschen Kritik begriffsanalytisch radikalisierenden Dialektikkonzeption Hegels setzt Adornos Metakritik an. Hegel hypostasiere nämlich die Form der Vermittlung des Allgemeinen, Besonderen und Einzelnen, indem er sie schematisch handhabe, und dadurch verfehle er auf idealistische Weise gerade das Besondere, Konkrete. Hegel denkt Vermittlung letztendlich denn auch als das (trinitarische) Absolute: als Gott.*19* Die Sprachkritik der "Negativen Dialektik" setzt demgegenüber als eine "Logik des Zerfalls"*20*, des begrifflich Inkommensurablen, des NICHTIDENTISCHEN an. Inwiefern läßt sich dieses Bewußtsein des Nichtidentischen in die Nähe des Wittgensteinschen DIFFERENTIALISMUS*21*, des Bewußtseins eines Pluralismus der Sprachspiele rücken, das sich in der Maxime "I'll teach you differences" bekundet? Hätte nicht auch Adorno Wittgensteins Diktum gegen Hegel, dieser wolle immer sagen, das Unterschiedliche sei letztlich gleich, identisch, während er, Wittgenstein, immer sagen wolle, das, was gleich erscheine, sei letztlich verschieden, für sich als Motto übernehmen können?*22* Dieser Eindruck verstärkt sich, betrachtet man die sprachkritische Konzeption des Nichtidentischen genauer. Das archaische, von Grund auf falsche und verdinglichende Modell, gegen das sich Adorno wendet, ähnelt dem Eigennamen-Modell der Bedeutung, das Ryle einmal scherzhaft als Fido-Fido-theory of meaning bezeichnet hat und dem auch die Kritik Wittgensteins an Augustinus in den "Untersuchungen" gilt:*23* "Der Begriff an sich hypostasiert, vor allem Inhalt, seine eigene Form gegenüber allen Inhalten. Damit aber schon das Identitätsprinzip: daß ein Sachverhalt an sich, als Festes, Beständiges, sei, was lediglich denkpraktisch postuliert wird. Identifizierendes Denken vergegenständlicht durch die logische Identität des Begriffs."*24* Prädikate werden in ihrem Gebrauch identifizierend verwendet, die Gegenstände werden so, wie Adorno häufig kritisch anmerkt, gleichsam mit Etiketten identifizierend beklebt wie Waren im Warenhaus mit Preisschildern, oder wie die Juden im Nationalsozialismus mit dem Judenstern: gewaltsame Identifizierungen und Gleichsetzungen, die tief in die praktischen und politischen Selbstverständnisse der Menschen eingearbeitet sind und die die repressive Gewalt identifizierenden Denkens evident machen. In seinen Vorlesungen zur Erkenntnistheorie hat Adorno an einem alltäglichen, prägnanten Beispiel verdeutlicht, wie problematisch prädikative Praxis mit dem repressiven Identitätsdenken verklammert ist; Heute morgen lief ein Hund durch die Universität - er wurde bedenklos als "Hund" bezeichnet. Aber woher wissen wir überhaupt, daß dies ein "Hund" ist? Dennoch ist mit diesem Prädikatgebrauch im Sinne der vergegenständlichenden Gleichsetzung lebenspraktisch die Behandlung des Tieres als Hund verbunden. Der Begriff dichtet sich gleichsam durch seine Materialität, die ihn allerart ermöglicht, von dem "nichtbegrifflichen Ganzen" ab, in das er "verflochten" ist.*25* Die prädikative Praxis tilgt durch Identifikation Differenz, NOTWENDIG ist sie der eigenen, sie erst konstituierenden Negativität nicht eingedenk. Diese Begriffskritik Adornos wird von ihm gegen die Substanzontologie, den Essentialismus, ontologisches Ursprungsdenken, gegen Bewußtseinsphilosophie und alle Spielarten der transzendentalen Subjektphilosophie von Kant bis Husserl gerichtet: denn die Rede von einem - weltkonstitutiven - "Ich", einem "Bewußtsein überhaupt", einem "transzendentalen Ego" ist in dieser Sichtweise in hohem Maße der Tendenz zur Hypostasierung ausgesetzt. Die Macht dieser Hypostasierungen kann im wesentlichen dadurch gebrochen werden, daß die scheinhaft Gegenstände bezeichnenden Begriffe wieder in die NICHTBEGRIFFLICHEN PRAXISKONTEXTE eingerückt und dort reflektiert werden, denen sie entstammen. Der Negativität der Sprache wird allein eine umfassende Kontextualisierung sprachlicher Möglichkeiten gerecht.*26* Diese anti-idealistische Mitreflexion des "nichtbegrifflichen Ganzen", in der der Sprachgebrauch "verflochten" ist, entspricht der Wittgensteinschen Perspektive der Sinnkritik, wenn er die Komplexität von Sprachspielen in den jeweiligen Lebensformen hervorhebt, in die sie eingebettet sind. Als systematisches Zentrum der Bemühung der Adornoschen und Wittgensteinschen sprachkritischen Impulse läßt sich einerseits ihre Einsicht in die Negativität der Sprache ausmachen: ihre Einsicht in die Kontextgebundenheit, ihre Vermitteltheit durch soziale Praxis, ihre Einbezogenheit in außersprachliche Bedingtheiten - kurz: ihre Schwäche.*27* Sprachkritisches Bewußtsein in der Tradition der klassischen Wiener Moderne heißt für beide, gerade aus der Einsicht in die relative Autonomie der inneren Komplexität der Sprache nicht idealistische subjektphilosophische Konsequenzen einer Selbsttransparenz und objektivistischen Welt- und Selbstmächtigkeit des menschlichen Geistes, des "reinen" Bewußtseins oder der "reinen" Vernunft zu folgern, das "Subjekt" oder das "Ich" als Herren, Meister oder Besitzer der Wirklichkeit des "Äußeren" oder des "Inneren" zu hypostasieren. III. Ein philosophischer Irrationalismus und Relativismus scheint sich nun anzubahnen, ein philosophischer Negativismus und semantischer Nihilismus. Aber die Entwürfe eines neuen und alternativen Denkens bei Adorno wie bei Wittgenstein erschöpfen sich nicht in der Destruktion. Beide konzipieren begrifflich, auf dem Hintergrund der Negativität der Sprache, einen veränderten Vernunftbegriff. Er läßt sich von außen zunächst am einfachsten als Mikrologie, als Restitution der emphatischen Ansprüche tradtioneller Vernunftphilosophie in minimalisierten Kontexten beschreiben. Die Analysen von Adorno zur Musik und zur Ethik ("Minima Moralia") und ihrer gesellschaftlichen Vermitteltheit, die Analysen von Wittgenstein zur Mathematik und zur modernen Kultur versuchen am Einzelnen eine Vernunft zu entwerfen, die der inneren Komplexität der Phänomene gerecht wird. Gerade dieser Zugriff entfernt die beiden Autoren von der traditionellen Philosophie und auch noch von Strömungen ihrer Gegenwart wie Logischem Empirismus, Phänomenologie und konventionellem, orthodoxem Marxismus. Hier sind jeweils kritische Impulse wirksam, die aber methodologisch und metasprachlich wieder gezähmt und umgebogen werden in die schematische, formale oder dogmatische Handhabung allgemeiner Regeln, Strukturen und Modelle: Subjekt und Objekt, Innen und Außen, theoretische Exaktheit und sinnliches Denken, transzendentale Subjektivität und Eidos, Noesis und Noema, Überbau und Basis. An die Stelle dieser Großtheorien, die mit hierarchischen Modellen den Schein einer begrifflichen Beherrschbarkeit der gesamten Wirklichkeit erzeugen und dies nur mit Hilfe einer letztlich metaphysischen Abbildtheorie der Erkenntnis bzw. eines semantischen Repräsentationalismus tun können, an diese Stelle treten bei Adorno die Konzepte der KONSTELLATION und der MIMESIS bzw. der MIMETISCHEN VERNUNFT, bei Wittgenstein die Konzepte der FAMILIENÄHNLICHKEIT, der Vielfalt der SPRACHSPIELE und der ÜBERSICHT, der ÜBERSICHTLICHEN DARSTELLUNG oder ANORDNUNG. Sie sind Gegenbegriffe zu herkömmlichen Konzepten von Theorie. Inwiefern werden sie dem Nichtidentischen bzw. einem radikalisierten sprachkritischen Bewußtsein der Negativität der Sprache gerecht? Läßt sich abschließend ein transformierter Vernunftbegriff im Anschluß an Adorno und Wittgenstein skizzieren? Läßt sich diese Transformation bei beiden als eine Tendenz zur Ästhetisierung der Philosophie beschreiben? Sprachphilosophische Begriffskritik führt nicht nur zur Destruktion, sondern zu methodologischer Innovation, bei Wittgenstein wie bei Adorno. Wollte man ein Bonmot bemühen, so könnte man formulieren, Adorno sei der Wittgenstein des Marxismus.*28* Bei Wittgenstein führt die Sprach- und Begriffskritik an Abbildtheorien und am Repräsentationalismus, die Einsicht in die Negativität der Sprache zu alternativen Formen der Darstellung und mithin zu alternativen Formen des Denkens, wie bei Adorno. Dessen Sprach- und Begriffskritik läßt sich auch als Metakritik am orthodoxen Marxismus und Materialismus verstehen, dessen schematischen Kategorien von Basis und Überbau, Subjekt, Objekt und geschichtlicher Entwicklung seine Analysen zu entkommen versuchen. Bei Wittgenstein wie in Adornos Analysen ließe sich die sie leitende radikale Intuition vielleicht auf die Formel einer SELBSTBEWUßTEN OHNMACHT der Sprache bzw. des Denkens bringen. Scheinhaft ist die Vorstellung, wir bildeten die Wirklichkeit mit Namen, die auf separat Identifizierbares sich referentialisierend bezögen, lediglich ab, oder beschrieben sie mit Sätzen, die ihre Struktur aufwiesen bzw. "hätten". Dies wäre ein - ob idealistisch oder realistisch verstandenes - reifizierendes Denken. Wir hätten uns ein falsches Bild, und zwar ein falsches Gesamt-Bild von der Sprachpraxis gemacht. An die Stelle dieser verdinglichenden Makrotheorien setzt Wittgenstein seine Konzeption der "übersichtlichen Darstellung": "Die übersichtliche Darstellung vermittelt das Verständnis, welches eben darin besteht, daß wir die 'Zusammenhänge sehen'. Daher die Wichtigkeit des Findens und des Erfindens von ZWISCHENGLIEDERN. Der Begriff der übersichtlichen Darstellung ist für uns von grundlegender Bedeutung. Er bezeichnet unsere Darstellungsform, die Art, wie wir die Dinge sehen. (Ist dies eine 'Weltanschauung'?)"*29* Negativität der Sprache, das bedeutet: Es gibt keine Referenz, keine Repräsentation, keine Korrespondenz, keine Abbildverhältnisse zwischen Sprache und Welt - zumindest nicht im simplen und schematischen Verständnis. Diese - für die Philosophie extrem folgenreiche - Einsicht führt Wittgenstein zu dem, was Kambartel die "Vollendung von Kants Kritik der wissenschaftlichen Aufklärung" genannt und als tiefgreifende Kritik der Grundlagen der gesamten wissenschaftlich-technischen Zivilisation interpretiert hat.*30* Der Begriff der übersichtlichen Darstellung ist es, der nach Kambartel Genauigkeit und Strenge der Philosophie ermöglicht, indem eine jeweilige Anbindung der Analyse an lokale Gebrauchskontexte unserer Sprache an die Stelle wissenschaftlicher Theorien und Erklärungen zu treten hat. Die übersichtliche Darstellung der Lebensphänomene kann nie in den Schein einer theoretischen Rekonstruktion aufgelöst werden. Hier ist auch - und ebenso im Blick auf Adorno - die Gelenkstelle der Sprach- und Kulturkritik zu verorten: im Verzicht auf die illusionäre Allmacht reifizierenden und im bewußten Vollzug behutsamen, vorsichtigen Denkens, eines Denkens, das eingedenk der Autonomie der Sprache und der Phänomene eine "Rettung der Phänomene" der Sprache und des Lebens ohne deren Usurpation durch sie verstellende Konstruktionen unternimmt. Angesichts der Adornoschen Metakritik an Husserl könnte man dessen spätere Phänomenologie als noch durch die mitgeschleppte transzendentale Subjektivität sowie durch vermeintlich isolierbare, schematische Methodenelemente (Reduktion, Epoché) konstruktiv verstelltes Unternehmen bezeichnen, mit Wittgenstein diese konstruktive Verstellung sprachkritisch als die Illusion eines unmittelbaren Zugriffs auf die konstitutiven Bewußtseinsstrukturen (später auf die Strukturen der Lebenswelt*31*) bezeichnen. Th. Rehbock hat überzeugend herausgearbeitet, daß das Konzept der Autonomie und die Idee der Rettung der Phänomene in seiner szientismuskritischen Stoßrichtung über Goethes Farbenlehre und seine Newton-Kritik auf Wittgenstein wirkte.*32* "Das Problem der Analysierbarkeit einander ausschließender Farbaussagen (...) veranlaßte Wittgenstein dazu, den logischen Atomismus (...) des TRACTATUS zugunsten einer holistischen Auffassung auf der Ebene der Elementarsätze aufzugeben."*33* Diese Problematik führt zur phänomenologischen Grammatik des Programms der Rettung der Phänomene: Denk' nicht, sondern schau!*34*, dem Adornos Konzeption des VORRANGS DES OBJEKTS entspricht. Die systematische Kompatibilität Wittgensteins und Adornos läßt sich also über die genannten Grundzüge hinaus METHODISCH fassen: Es ist die DARSTELLUNGSFORM, die bei beiden einen gewandelten Vernunftbegriff bzw. ein alternatives Philosophieverständnis einlösen soll. Es ist das Entscheidende, daß bei beiden gegenüber gleichsetzendem, identifizierendem Denken ein Denken in Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, ein ANALOGISCHES Denken*35* angestrebt und in Einzelanalysen verwirklicht wird, das der unendlichen Komplexität und Vielfalt der Phänomene gerecht zu werden sucht. Die methodologische Kompatibilität der innovativen Darstellungsform läßt sich anhand der Gegenüberstellung der übersichtlichen Darstellung, der "Landschaftsskizzen" im Falle Wittgensteins, der Konstellation und Konfiguration bzw. der Parataxis im Falle Adornos präzisieren. Diesen Darstellungsformen entsprechen die Diagnose der sprachlichen Bedeutungskonstitution über Familienähnlichkeiten anstatt über fest umgrenzte, definierte Begriffe bei Wittgenstein bzw. die begriffskritische Diagnose des Nichtidentischen bei Adorno.*36* G. Gabriel hat in seiner Gegenüberstellung von logischem und analogischem Denken auf die Transitivität der Relation der Familienähnlichkeit hingewiesen: "Wenn a und b familienähnlich sind und b und c familienähnlich sind, dann sind auch a und c familienähnlich."*37* Diese Transitivität gilt nicht im Falle der normalen Ähnlichkeit, weil hier keine "gemeinsame Entwicklungslinie der Fälle" gegeben ist: Zwei Dinge können "familienähnlich sein, ohne daß sie ein einziges Merkmal gemeinsam haben."*38* Die anti-essentialistische Stoßrichtung der Familienähnlichkeitsanalysen Wittgensteins beleuchtet folgende Stelle: "Statt etwas anzugeben, was allem, was wir Sprache nennen, gemeinsam ist, sage ich, es ist diesen Erscheinungen gar nicht Eines gemeinsam, weswegen wir für alle das gleiche Wort verwenden, - sondern sie sind mit einander in vielen verschiedenen Weisen VERWANDT. (...) Brettspiele, Kartenspiele, Ballspiel, Kampfspiele, usw. Was ist allen diesen gemeinsam? "Sag nicht: 'Es MUSS ihnen etwas gemeinsam sein, sonst hießen sie nicht "Spiele"' - sondern SCHAU, ob ihnen ALLEN etwas gemeinsam ist. - Denn wenn du sie anschaust, wirst du zwar nicht etwas sehen, was allen gemeinsam wäre, aber du wirst Ähnlichkeiten, Verwandtschaften, sehen, und zwar eine ganze Reihe."*39* Im Zusammenhang mit Adorno könnte man also die Wittgensteinsche Reflexion der Familienähnlichkeit als eine methodische Bewußtmachung nichtidentifizierenden Denkens bezeichnen. Sie weist auf Adornos systematische Ansätze des mimetischen Erkennens und des Denkens in Konstellationen. Sie weist aber auch wieder - und dieser Gesichtspunkt scheint mir noch der weiteren Erforschung wert - in die weitreichenden sinnkritischen Analysen zurück, die das komplexe Nootop der klassischen Wiener Moderne bereits prägten. So ist das Mittel der Analogie für Musils Roman "Der Mann ohne Eigenschaften" stilkonstitutiv, der Begriff der Familienähnlichkeit in seiner anti-essentialistischen und erkenntniskritischen Bedeutung geht auf Musil zurück: "Die Frage, wie es kommt, daß so ganz verschiedenes mit dem einen Wort Liebe bezeichnet wird, hat die gleiche Antwort wie die Frage, warum wir unbedenklich von Eß-, Mist-, Ast-, Gewehr-, Weg- und anderen Gabeln reden! Allen diesen Gabeleindrücken liegt ein gemeinsames 'Gabeligsein' zugrunde; aber es steckt nicht als gemeinsamer Kern in ihnen ... Denn sie brauchen nicht einmal untereinander alle ähnlich zu sein, es genügt schon, wenn ... nur Nachbarglieder einander ähnlich sind; entferntere sind es dann durch Vermittlung. Ja, auch das, was die Ähnlichkeit ausmacht, das die Nachbarn Verbindende, kann in einer solchen Kette wechseln ... Wollten wir aber, wozu wir neigen, die zwischen allen Lieben bestehende Ähnlichkeit für ihre Ähnlichkeit mit einer Art 'Urliebe' ansehen, die gleichsam ohne Arme und Beine in ihrer aller Mitte säße, so wäre es anscheinend der gleiche Fehler wie der Glaube an eine 'Urgabel'."*40* Im Umbruch zur Moderne, angesichts des Zusammenbruchs linearer, narrativ-epischer, hierarchischer und zentralistischer Ordnungsvorstellungen konzipierte Musil die Wirklichkeit als "ein unendliches System von Zusammenhängen, in dem es unabhängige Bedeutungen (...) überhaupt nicht mehr gab"*41*, sondern sich alles "in einer unendlich verwobenen Fläche ausbreitet."*42* Die übersichtliche Darstellung der mehr oder weniger verwandten Sprachspiele und ihrer internen Struktur in Form der "Philosophischen Untersuchungen" löst den Schein einer Super- und Subordination der Phänomene - wie sie Metaphysik, Logik, Klassische Erkenntnistheorie und auch Oberflächengrammatik behaupten oder suggerieren - durch NEBENEINANDERSTELLEN der Analysen auf. Gabriel hat dies als synoptisches Vorgehen bezeichnet: "Die Methode ist gerade, daß ein nuancierendes Differenzieren das Auseinanderliegende sozusagen zusammenrücken läßt, weil sich die Unterschiede als stufenlose Übergänge darstellen, wie die Übergänge zwischen den Farben im Farbspektrum. Die Pointe des Begriffs der Familienähnlichkeit ist, scheinbar paradox formuliert, daß er Zusammenhang DURCH Differenz stiftet."*43* Dem Nebeneinanderstellen ohne präformierende Ordnungsvorstellungen entspricht bei Adorno das Prinzip der PARATAXIS, d.h. "die Reihung von Gedanken im Unterschied zu deren logischer Unterordnung"*44*, wie er es in seinem Hölderlin-Aufsatz "Parataxis" und in seinen Reflexionen "Der Essay als Form" explizit thematisiert und in seiner "Ästhetischen Theorie" am konsequentesten befolgt hat, wie er selbst in einem Brief ausführt: "Interessant ist, daß sich mir bei der Arbeit aus dem Inhalt der Gedanken gewisse Konsequenzen für die Form aufdrängen, die ich längst erwartete, aber die mich nun doch überraschen. Es handelt sich ganz einfach darum, daß aus meinem Theorem, daß es philosophisch nichts 'Erstes' gibt, nun auch folgt, daß man nicht einen argumentativen Zusammenhang in der üblichen Stufenfolge aufbauen kann, sondern daß man das Ganze aus einer Reihe von Teilkomplexen montieren muß, die gleichsam gleichgewichtig sind und konzentrisch angeordnet, auf gleicher Stufe; deren Konstellation, nicht die Folge, muß die Idee ergeben."*45* Es geht darum, "die Spur repressiver Ordnung" zu tilgen; " (...) Der Gedanke schreitet nicht einsinnig fort, sondern die Momente verflechten sich teppichhaft." "Alle seine Begriffe sind so darzustellen, daß sie einander tragen, daß ein jeglicher sich artikuliert je nach den Konfigurationen mit anderen." "(...) Er erstellt kein Gerüst und keinen Bau."*46* Man denke an Wittgensteins grundsätzliche Bemerkung über den Geist seiner Bücher: "Dieser Geist ist ein anderer als der des großen Stromes der europäischen und amerikanischen Zivilisation, in dem wir alle stehen. Dieser äußert sich in einem Fortschritt, in einem Bauen immer größerer und komplizierterer Strukturen, jener andere in einem Streben nach Klarheit und Durchsichtigkeit welcher Strukturen immer."*47* Adorno bestimmt seine parataktische Methode so: "Das Buch muß gleichsam konzentrisch in gleichgewichtigen, parataktischen Teilen geschrieben werden, die um einen Mittelpunkt angeordnet sind, den sie durch ihre Konstellation ausdrücken."*48* Dem entspricht die Bemerkung Wittgensteins: "Jeder Satz, den ich schreibe, meint immer schon das Ganze, also immer wieder dasselbe und es sind gleichsam nur Ansichten eines Gegenstandes unter verschiedenen Winkeln betrachtet."*49* Die Verwandtschaft zwischen Wittgenstein und Adorno erstreckt sich also auf Darstellungsform und Kompositionsprinzip ihres Denkens. Im Falle Adornos muß ich im übrigen hier offenlassen, ob die Destruktion des Essentialismus und der Verlust des Zentralwerts ein Vorbild auch im Kompositionsprinzip der Zwölftontechnik, dem der REIHE, besitzt. Dem Kompositionsschüler Alban Bergs war ja die revolutionäre Bedeutung der Aufstellung der Reihe anstelle des Themas im Sonatensatz in hohem Maße bewußt. Wenn alle Töne gleich wichtig sind, es keine Durchgangsstufen und keine Leittöne mehr gibt; statt dessen jeder Ton die gleiche Nähe zum bzw. Ferne vom Mittelpunkt des Werkes haben soll, die harmonisch funktional gebundenen Töne der konventionellen Tonsprache zu völliger Gleichberechtigung emanzipiert werden - dann ist ein dezentralisiertes, enthierarchisiertes Komponieren aufgrund des "zerfallenen" Materials anvisiert, das Adorno als Befreiung begrüßte, ehe er die negative Dialektik dieser Emanzipation vom Naturzwang selbst noch kritisch thematisierte: daß diese Kompositionstechnik das Höchstmaß konstruktiver Subjektivität voraussetze und zugleich verschleiere.*50* Jedenfalls sind Reihung und Parataxis verwandt, diese wiederum der Darstellungsmethode Wittgensteins. Inwieweit Adornos und Wittgensteins Bewußtsein von der Negativität der Sprache noch tiefer gründet, nämlich in negativer Theologie und in einer bestimmten Vorstellung von Unsagbarkeit, dies kann ich abschließend nur andeuten. Ich habe verschiedentlich versucht, Elemente der negativen Theologie (und gnostische Elemente) als Voraussetzungen des Denkens von Adorno, Wittgenstein, Heidegger, Musil und anderen Exponenten der Klassischen Moderne freizulegen.*51* In unserem Fall, der Bedeutung des sprachlich nicht Sagbaren und der Negativität der Sprache bei Adorno und Wittgenstein, scheint mir auch hier ein Schlüssel zur vergleichenden Interpretation zu liegen. In gewisser Weise entsprechen sich die Sprachspielanalysen des späten Wittgenstein und die Kunstwerkanalysen Adornos. Beide wissen: die Sprache kann das Absolute, das Metaphysische, den Sinn, nicht ausdrücken, das Nicht-Identische nicht repräsentieren; sie kann - methodisch-negativ - nur den Schein destruieren, sie würde dies tun. So die Kunstwerke in Adornos Analyse. Sie sind eine "Konstellation von Momenten"; Kunst "sperrt sich der Definition. Nicht ist ihr Wesen aus ihrem Ursprung deduzibel, so als wäre das Erste eine Grundschicht, auf der alles Folgende aufbaute und einstürzte, sobald sie erschüttert ist."*52* Die Reflexion auf das - nicht vorhandene, nicht gegebene, nicht identifizierbare - Wesen der Kunst besagt bei Adorno jeweils auch etwas über das Wesen der Sprache, gilt auch für sie: "Daß der Kunst universelle Momente ebenso unabdingbar sind, wie sie ihnen sich entgegenstemmt, ist zu begreifen aus ihrer Sprachähnlichkeit. Denn Sprache ist dem Besonderen feind und doch auf dessen Errettung gerichtet."*53* In diesem zentralen Zusammenhang zitiert Adorno Benjamins briefliche Äußerung, "daß die kristallreine Elimination des Unsagbaren in der Sprache die uns gegebene und nächstliegende Form ist, innerhalb der Sprache und insofern durch sie zu wirken. Diese Elimination des Unsagbaren scheint mir gerade mit der eigentlich sachlichen, der nüchternen Schreibweise zusammenzufallen (...)" und bezieht sie mit großer Sicherheit auf Wittgenstein: "Was Benjamin die Elimination des Unsagbaren nennt, ist nichts anderes als die Konzentration der Sprache aufs Besondere, der Verzicht, ihre Universalien unmittelbar als metaphysische Wahrheit zu setzen. Die dialektische Spannung zwischen Benjamins extrem objektivistischer und insofern universalistischer Sprachmetaphysik und einer Formulierung, die fast wörtlich mit der berühmt gewordenen, übrigens erst fünf Jahre später veröffentlichten und Benjamin unbekannten Wittgensteins übereinstimmt, ist übertragbar auf die Kunst, mit dem freilich entscheidenden Zusatz, daß die ontologische Askese der Sprache der einzige Weg sei, das Unsagbare gleichwohl zu sagen."*54* In diesem Sinne schrieb Wittgenstein am 9.4.1917 an Paul Engelmann: "Und es ist so: Wenn man sich nicht bemüht das Unaussprechliche auszusprechen, so geht NICHTS verloren. Sondern das Unaussprechliche ist, - unaussprechlich - in dem Ausgesprochenen ENTHALTEN!"*55* Auch hier berühren sich die philosophischen Konzeptionen grundsätzlich: der Topos der Unsagbarkeit des Wesentlichen verbindet die negativen Theologen Wittgenstein, Adorno und Benjamin in arkaner Disziplin durch das Bilderverbot und angesichts der Negativität der Sprache. Die Wege, gegen das Paradox anzurennen und eine indirekte Mitteilung zu versuchen, führen zu irreduziblen, eigenständigen und unverzichtbaren Entwürfen der Philosophie unseres Jahrhunderts. Sie zeigen uns, wie wir Vernunft und Befreiung nicht mehr denken sollten, und gerade so, wie wir an ihnen festhalten können. *1* Vgl. K.-O. Apel, Wittgenstein und Heidegger: Die Frage nach dem Sinn von Sein und der Sinnlosigkeitsverdacht gegen alle Metaphysik, in: Philosophisches Jahrbuch 75 (1967) 56-94; Th. Rentsch, Heidegger und Wittgenstein. Existential- und Sprachanalysen zu den Grundlagen philosophischer Anthropologie, Stuttgart 1985; vgl. die Beiträge von K.-O. Apel, R. Rorty und Ch. Taylor, in: B. McGuiness u.a., "Der Löwe spricht ... und wir können ihn nicht verstehen", Frankfurt/M. 1991. *2* Vgl. Ch. Demmerling, Sprache und Verdinglichung. Wittgenstein, Adorno und das Projekt einer kritischen Theorie, Frankfurt/M. 1994; A. Wellmer, Ludwig Wittgenstein. Über die Schwierigkeiten einer Rezeption seiner Philosophie und ihre Stellung zur Philosophie Adornos, in B. McGuiness u.a., "Der Löwe spricht ...", a.a.O. (Anm. 1), 138-148. *3* L. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen (PhU) õ 109. *4* Th. W. Adorno, Negative Dialektik, Frankfurt/M. 1966, 22. *5* Negative Dialektik, a.a.O., 25. *6* Demmerling, a.a.O., 148. *7* Th. W. Adorno, Zur Metakritik der Erkenntnistheorie. Studien über Husserl und die phänomenologischen Antinomien, Stuttgart 1956, 238. Vgl. dazu Demmerling, a.a.O., 147. *8* Th. W. Adorno, Vorlesung zur Einleitung in die Erkenntnistheorie, Frankfurt/M. o.J., 265. Vgl. Demmerling, a.a.O., 149. *9* Adorno, Vorlesung ..., a.a.O., 146f. Vgl. Demmerling, ebd. *10* Wellmer, a.a.O. (Anm. 2), 141. *11* A.a.O., 142 *12* L. Wittgenstein, Vorwort zu: Philosophische Bemerkungen, Frankfurt/M. 1981, 7. *13* M. O'C. Drury, Some notes on conversations with Wittgenstein, in: R. Rhees (hg.), Ludwig Wittgenstein: Personal recollections, Oxford 1981, 102. *14* W. Schweidler, Wittgensteins Philosophiebegriff, Freiburg/München 1983. *15* L. Wittgenstein, Zu Heidegger, in: Ludwig Wittgenstein und der Wiener Kreis: Gespräche, aufgezeichnet von F. Waismann, hg. B. F. McGuiness, Frankfurt/M. 1967, 68f. *16* B. Uhlemann, Wittgensteins Tractatus im Spiegel von Kants Transzendentalphilosophie und Schopenhauers Idealismus, Diss. Konstanz 1988. *17* Vgl. Th. Rentsch, Vermittlung als permanente Negativität. Der Wahrheitsanspruch der "Negativen Dialektik" auf der Folie von Adornos Hegelkritik, in: Ch. Menke/M. Seel (hg.), Zur Verteidigung der Vernunft gegen ihre Liebhaber und Verächter, Frankfurt/M. 1993, 84-102. *18* G.W.F. Hegel, Enzyklopädie, Theorie Werkausgabe, Frankfurt/M. 1969/70, Bd. 8, 127f. Vgl. dazu Rentsch, Vermittlung ..., a.a.O., 86f. und Th. Rentsch, Negativität und Vermittlung. Hegels Anthropo-Theo-Logik, in: Ch. Demmerling/F. Kambartel (hg.), Vernunftkritik nach Hegel, Frankfurt/M. 1992, 100-138. Vgl. zur Interpretation der Hegelschen Logik insgesamt: P. Stekeler-Weithofer, Hegels Analytische Philosophie. Die Wissenschaft der Logik als kritische Theorie der Bedeutung, Paderborn 1992. *19* Vgl. dazu: Th. Rentsch, Negativität und Vermittlung, a.a.O., 123ff.; vgl. auch: Ch. Türcke, Vermittlung als Gott: Metaphysische Grillen und theologische Mucken didaktisierter Wissenschaft, Lüneburg 1986. *20* Vgl. dazu: J.F. Schmucker, Adorno - Logik des Zerfalls, Stuttgart 1977. *21* So könnte man - im Unterschied zum postmodernen "Denken der Differenz" - auch Adornos mikrologische Radikalphänomenologie charakterisieren. *22* R. Rhees (hg.), Ludwig Wittgenstein. Porträts und Gespräche, Frankfurt/M. 1987, 217. *23* Zum Verhältnis von Adorno zu Ryle vgl. Demmerling, a.a.O., 143. *24* Adorno, Negative Dialektik, a.a.O., 154f. Vgl. dazu Rentsch, Vermittlung ..., a.a.O., 88ff. *25* Adorno, Negative Dialektik, a.a.O., 22. *26* Vgl. dazu Demmerling, a.a.O., 162f. *27* Inwieweit dies der Konzeption eines "schwachen Denkens" bei G. Vattimo entspricht, muß ich hier offenlassen. Vgl. G. Vattimo, Jenseits vom Subjekt. Nietzsche, Heidegger und die Hermeneutik, Graz 1986. *28* Vgl. dazu Rentsch, Vermittlung ..., a.a.O., 100. *29* Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen õ 122. *30* F. Kambartel, Philosophie der humanen Welt, 146-159, dort v.a. 155ff. *31* Vgl. dazu R. Welter, Der Begriff der Lebenswelt. Theorien vortheoretischer Erfahrungswelt, München 1986. Vgl. zur Kritik an Husserl durch Schapp in diesem Zusammenhang: M. Wälde, Husserl und Schapp. Von der Phänomenologie des inneren Zeitbewußtseins zur Philosophie der Geschichten, Basel/Stuttgart 1985. *32* Th. Rehbock, Goethe und die 'Rettung der Phänomene'. Philosophische Kritik des naturwissenschaftlichen Weltbilds am Beispiel der Farbenlehre, Konstanz 1995. *33* Rehbock, a.a.O., 202. *34* Vgl. Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen õ 66. *35* Vgl. dazu: G. Gabriel, Logisches und analogisches Denken. Zum Verhältnis von wissenschaftlicher und ästhetischer Weltauffassung, in: Ch. Demmerling/G. Gabriel/Th. Rentsch (hg.), Vernunft und Lebenspraxis. Philosophische Studien zu den Bedingungen einer rationalen Kultur, Frankfurt/M. 1995. *36* Dies auch als Antwort auf die von H. Hastedt, Das Projekt einer kritischen Theorie im Spiegel von Wittgenstein, in: Allg. Zeitschr. f. Philosophie 1 (1991), 49-58, dort S. 51 gestellten Fragen: Die Frage nach dem Verhältnis von Sprachspielpluralismus und Versöhnungskonzept und die konstatierte Spannung zwischen der Rede vom Vorrang des Objekts und dem "tendenziell sprachidealistischen Konzept der Sprachanalyse beim späten Wittgenstein" lassen sich vordergründig nur auf sehr verschiedenen Ebenen verorten und thematisieren. Sie müssen auf die negativ-kritischen Analysen Adornos und Wittgensteins insgesamt zurückbezogen werden. *37* G. Gabriel, Logisches und analogisches Denken, a.a.O., (Anm. 35), 167. *38* Gabriel, a.a.O., 167f. *39* Wittgenstein, Philosophische Untersuchungen õõ 65f. *40* R. Musil, Der Mann ohne Eigenschaften, Reinbek bei Hamburg 1983, Bd. 2, 1173f. Vgl. dazu: Th. Rentsch, Wie ist ein Mann ohne Eigenschaften überhaupt möglich? Philosophische Bemerkungen zu Musil, in: H. Bachmaier (hg.), Paradigmen der Moderne, Amsterdam/Philadelphia 1990, 49-76. Zu Wittgensteins Wien: A. Janik/St. Toulmin, Wittgensteins Wien, München/Wien 1984. Zu Adornos Wien: H. Steinert, Adorno in Wien. Über die (Un- )Möglichkeit von Kunst, Kultur und Befreiung, Frankfurt/M. 1993. *41* Musil, a.a.O., Bd. 1, 251. *42* Musil, a.a.O., Bd. 1, 650. *43* Gabriel, Logisches und analogisches Denken, a.a.O., 170 *44* G. Gabriel, Zwischen Logik und Literatur. Erkenntnisformen von Dichtung, Philosophie und Wissenschaft, Stuttgart 1991, 39. *45* Th.W. Adorno, Ästhetische Theorie, Frankfurt/M. 1973, 541. *46* Th. W. Adorno, Schriften, Bd. XI, 21. Vgl. dazu Gabriel, Zwischen Logik und Literatur, a.a.O., (Anm. 44), 41. *47* Wittgenstein, Philosophische Bemerkungen, Vorwort, a.a.O. (Anm. 12). *48* Adorno, Ästhetische Theorie, ebd. *49* Wittgenstein, Vermischte Bemerkungen, Frankfurt/M. 1977, 22. Vgl. dazu Gabriel, Zwischen Logik und Literatur, a.a.O., 48. *50* Vgl. L. Sziborsky, Adornos Musikphilosophie. Genese - Konstitution - Pädagogische Perspektiven, München 1979, 190ff. *51* Vgl. dazu Rentsch, Anm. 1, 17, 18, 40 zu Heidegger, Wittgenstein, Hegel, Adorno und Musil. *52* Adorno, Ästhetische Theorie, a.a.O., 11. *53* Adorno, a.a.O., 304. *54* A.a.O., 304f. *55* Vgl. dazu: Rentsch, Heidegger und Wittgenstein, a.a.O., (Anm. 1), 213f.