Meditationsphilosophie[1],

ein neuer Weg

 

Zwischenbericht und Darstellung eines philosophischen Forschungsprojekts

refutatio anthroposophiae viae

von Robert Hammer

 

Roland Benedikter hat in seiner Rezension der »Meditationsphilosophie« Lorenzo Ravaglis[2] ausgeführt, daß die Philosophie der Gegenwart in ihrer phänomenalen Grundtendenz für einen Qualitätssprung durch die systematischer Schulung bestimmter, dispositioneller, geistiger Fähigkeiten prädestiniert sei. Ravagli habe mit seiner »Meditationsphilosophie« und der darin geäußerten Kritik am gegenwärtigen, akademischen Philosophiebetrieb einen wichtigen Nerv des Zeitempfindens getroffen und dadurch eine neue Diskussion eröffnet. Dieser Aufsatz möge ein Beitrag zu dieser Diskussion sein.

 

Der Verfasser untersucht im Rahmen eines philosophischen Forschungsprojekts mit einem kleinen Kreis von Schülern das Entwicklungspotential, welches sich durch eine Synthese von Meditation[3] und Philosophie[4] ergibt.

Verwendet wird im meditativen Bereich eine ursprünglich aus der chinesischen Wushu-Tradition stammende, nonverbale und imaginationsfreie[5] Meditationstechnik, welche auf die „Leere“ ausgerichtet ist.

Im philosophischen Bereich werden Seminare abgehalten, wie sie an der Universität stattfinden. Priorität wird nicht auf eine bestimmte philosophische Lehre gelegt, sondern  es wird versucht, das Philosophieren zu erlernen.

 

Cassirer zeigt in seiner »Philosophie der symbolischen Formen«, daß das mythische Wissen in der Entwicklung der menschlichen Kultur große Bedeutung hatte. [6]

 

Die meditativen Techniken Asiens hatten ihren Ursprung in der mythischen Zeit, weshalb religiös-spirituelle Erklärungstendenzen festzustellen sind. So suchte man – und sucht noch immer - z.B. im Buddhismus dem Rad der Wiedergeburt, d.h. dem Rad des Leidens zu entfliehen. Die chinesischen Taoisten suchten die Unsterblichkeit, etc. Daß in unserer heutigen Kultur derartige Erklärungsmodelle noch immer unkritisch und unreflektiert übernommen werden, ist wohl einerseits darauf zurückzuführen, daß wir keine vergleichbare Tradition auf diesem Gebiet haben und andererseits, daß unsere szientifische, die Ratio wohl zu stark betonende Weltsicht die mentalen Prozesse im meditativen Akt auch mit den heutigen Mitteln der Naturwissenschaften noch immer nicht erklären kann.

In unserem Kulturkreis haben sich im wissenschaftlichen Bereich Psychologie und Medizin der meditativen Phänomene angenommen. Diese sind aber aufgrund ihrer (einzel)wissenschaftlichen Methodenrestriktion nicht in der Lage, das volle Potential meditativer Techniken auszuschöpfen. Psychologen und Mediziner haben in erster Linie eine therapeutische Ausrichtung[7] und sind deshalb nicht in der Lage das weltschaffende und weltbewältigende[8] Potential solcher Techniken zu generieren. Meines Erachtens haben in unserem Kulturkreis – im wissenschaftlichen Bereich – nur Theologie und Philosophie die nötigen Voraussetzungen, um den mentalen Entwicklungsmöglichkeiten meditativer Praktiken geeignete Ziele zu setzen. Der theologische Welthorizont wird nicht allgemein akzeptiert und würde von vielen als Rückschritt in ein mythisches Zeitalter angesehen. Durch die Philosophie wird jedoch nicht nur  das allgemeine, tägliche Leben beeinflußt,[9] sondern auch die wissenschaftliche Welt, wie z.B. die reziproke Beeinflussung zwischen Physik und Philosophie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zeigt.

 

Obwohl es in der europäischen Geistesentwicklung nichts Vergleichbares zur asiatischen, meditativen Tradition gibt, lassen sich in unserer Philosophiegeschichte geistige Haltungen und Werte auffinden, welche für eine meditationsphilosophische[10] Praxis höchste Relevanz haben.[11]

 

Heidegger mag hier als Repräsentant unserer philosophischen Tradition angeführt werden, der in seiner Existenzialanalyse das Daseinsverständnis des Menschen des 20. Jahrhunderts formuliert hat: Er läßt das (existenziale) Gewissen den Menschen zum eigensten Selbstseinkönnen aufrufen.[12]

Wie dieses Selbstseinkönnen konkret für den individuellen Menschen aussehen mag, bleibt offen. Jeder muß dieses „eigentliche Selbst“ mit eigener Kraft finden und verwirklichen. Dies hat für alle Menschen, auch ohne Kontext zu Meditation, Gültigkeit. Ein Meditant hat aber zusätzliche Möglichkeiten, diese konkrete Selbstfindung und Lebensgestaltung zu aktualisieren, indem er durch (meditations)technische Mittel seine „Seele stärkt“.[13]

Heidegger hat mit seiner rein rational entworfenen Analyse – d.h. ohne jeglichen Bezug auf Meditation - eine formale Zweckstruktur aufgezeigt, welche auch als Zielsetzung für meditative Techniken dienen kann. Aufgrund des universalistischen Ansatzes[14] kann diese als Zielsetzung für jeden Kulturkreis, d.h. jede Mentalität dienen, weil durch Einfügen eines kultur- und individualspezifisch variablen Inhalts das Individuelle konkretisiert werden kann.

 

Wie sich für einen Meditanten in der philosophischen Welt Europas Geistesinhalte auffinden lassen, welche als meditative Orientierungshilfe dienen können, lassen sich für einen meditationsphilosophischen „Lehrer“[15] Geisteshaltungen finden, welche eine gute Ausgangsbasis für meditationsphilosophische Arbeit darstellen.

 

So ist der Umgang Sokrates‘ mit seinen Schülern beispielhaft. Er war der wohl bemerkenswerteste Lehrer unserer philosophischen Tradition: Ohne ein einziges, geschriebenes Wort zu hinterlassen, nehmen bei ihm eine Vielzahl philosophischer Schulen ihren Anfang. Dies deutet darauf hin, daß er einerseits die Gabe hatte, seine Schüler zum (eigenständigen) Denken zu bringen[16], andererseits aber auch die außerordentliche Befähigung, seine Schüler sich philosophisch in der ihnen immanenten Eigentlichkeit, d.h. ihrer jeweiligen Persönlichkeitsstruktur entsprechend, entwickeln zu lassen.[17] Dieser Ansatz ist die beste Voraussetzung für die Arbeit eines meditationsphilosophischen Lehrers: So wie ein philosophischer Lehrer seine Schüler anhalten wird, zu prüfen und denkend zu eigenen Schlußfolgerungen zu gelangen, so muß ein meditationsphilosophischer Lehrer die Autonomie des Denkens mit noch größerer Emphase betonen, weil dies i.V.m. Meditationspraktiken die beste Gewähr ist, daß der Schüler seinen eigenen Weg und aus sich selbst heraus zu seinem eigensten Selbstsein findet. Eine bestimmte Lehre könnte den Schüler sich selbst entfremden.

 

In der asiatischen Tradition muß der Schüler seinem Guru gehorchen. Der Guru fordert aufgrund seines Wissens bedingungslose Unterwerfung: Nur dann kann der Schüler dieses Wissen aufnehmen. Da zwischen einem Guru und seinen Anhängern eine sehr enge Beziehung auftritt[18], besteht m.E. eine größere Gefahr der Entfremdung als im obigen meditationsphilosophischen Ansatz, weil sich der Schüler dem Lehrer anzugleichen hat und außerdem noch aufgrund der bedingungslosen Unterordnung unter die Autorität des Gurus ein größeres Potential des Mißbrauchs[19] gegeben ist.

 

Durch die Rückbesinnung auf unsere philosophische Tradition entsteht eine andere Ausgangssituation als bei den asiatischen Lehren. Durch die „synkretistische“ Vereinigung des philosophischen Intellekts mit dem in der meditativen Versenkung liegenden intuitiven Erkenntnispotential ist zu erwarten, daß eine neue Qualität des Denkens entsteht.

 

In der Anthroposophie wird Philosophie mit Meditation verbunden – warum also nicht Anthroposophie? Sind nicht gerade hier die Ansätze dieser neuen Qualität zu finden? Das Erkenntnisgebiet der Anthroposophie ist das Gebiet des reellen geistigen Lebens.[20] Philosophie stellt als intellektuelles Reich das „Durchgangsstadium“ zum spirituellen Reich des Geistes dar.[21] Kann nicht gerade hier, in der von Rudolf Steiner gegründeten anthroposophischen Bewegung, diese weiterführende Entwicklung beobachtet werden?

 

Rudolf Steiner sieht als „expliziter Feind aller Mystik“ den logischen Kern der mystischen Lehren darin, daß wir das Individuelle abstreifen und im Denken nicht mehr Einzelne sind, sondern ein allgemeines Weltleben mitleben.[22] »Das Denken ist jenseits von Subjekt und Objekt.«[23] Nicht das individuelle Subjekt denkt, sondern »dieses lebt vielmehr selbst von des Denken Gnaden«.[24] Intuition wird (neben Beobachtung) als Quelle unserer Erkenntnis[25] und als Quelle des höchst denkbaren Sittlichkeitsprinzips[26] genannt. Der Inhalt eines Begriffs wird zunächst durch reine Intuition aus der ideellen Sphäre heraus bestimmt, die Wahrnehmung tritt a posteriori dazu.[27]

Die Handlung aus Freiheit wird damit erklärt, daß es keinen Unterschied zwischen den Menschen gibt, da sie nicht in getrennten Geisteswelten leben, sondern in einer gemeinsamen Ideenwelt, jedoch verschiedene Intuitionen empfangen.[28]

Der spätere Lebensweg Steiners führte ihn und die Anthroposophie zu einer Form von „Geistforschung“ und „Geheimwissenschaft“, welche eine esoterisch-okkulte Ausrichtung nahm. Termini wie »Ätherleib«, »Astralleib«, »Erleben der übersinnlichen Wirklichkeit«, »Lichtseelenprozeß«, »Luftseelenprozeß« etc., lassen eine Erlebniswelt vermuten, welche einer rationalen Untersuchung nicht zugänglich ist.

 

Wie konnte dies geschehen? Es handelt sich um eine meditationsphilosophisch sehr interessante Entwicklung, da sich hier die auftretenden Gefahren einer Beschäftigung mit Meditationspraktiken aufzeigen lassen.

 

Steiner war ein entschiedener Gegner Kants.[29] Er ging so weit, daß er Aristoteles erkenntnistheoretische Einsichten zuschrieb, welche erst durch die Überwindung des Kantschen Agnostizismus wieder zum Durchbruch kommen könnten.[30]

 

Kant war ein strenger, logischer Denker.[31] In seiner kritischen Untersuchung der menschlichen Erkenntnisfähigkeit suchte er ihre Grenzen für sicheres, wissenschaftliches Wissen aufzuzeigen. Für ihn ist es unverzeihlich, daß der Verstand schwärmt statt zu denken, und dieser Schwärmerei der Einbildungskraft sind Grenzen zu setzen.[32] Das Ergebnis seiner Arbeit legt die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit auf das Raum und Zeit immanente Sein fest, jedes dieses Sein scheinbar transzendierende Denken ist Schwärmerei. Das transzendentale Subjekt Kants ist kein ewiges, Raum und Zeit enthobenes[33], sondern eines, welches die Welt der Erfahrung transzendiert! Die primäre Bedeutung von »transzendental« bei Kant ist die Adjektivierung des Substantivs »Erkenntnis«[34]; das Ziel ist allgemeingültige Erkenntnis, welche Raum und Zeit transzendiert, aber noch immer  dem raumzeitlichen Sein immanent ist! Aufgrund dieses erkenntnistheoretischen Rahmens werden Gott und Unsterblichkeit als Postulat „gerettet“. Damit wird aber weder eine positive, noch eine negative Aussage über die Existenz bzw. Realität eines metaphysischen Seins getroffen. Ein Karmagesetz oder die Reinkarnationslehre aus der Philosophie Kants ableiten zu wollen[35], stellt eine krasse Form des Nichtverstehens des Kantschen Denkansatzes dar.

 

Wissenschaftliches Denken läuft immer nach rationalen Gesichtspunkten in logischen Strukturen und nach methodologischen Kriterien ab. Die Entwicklung des logischen Denkens hat von der ersten schriftlichen Fixierung als Theorie bei Aristoteles zu den formal-logischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts und zur Entwicklung der Computertechnologie geführt. Kant wurde durch seine Verbundenheit dieser Logik gegenüber in seinem Denken zu der Schlußfolgerung geleitet, daß unser Erkenntnisapparat nicht für das Erkennen eines metaphysischen – i.S. der klassischen Metaphysik – Seins geeignet ist.

Aus anthroposophischer Sicht führt die Erkenntnistheorie Steiners über die „gewöhnlichen“ Denkmethoden hinaus, um in einer Relativierung der Kantschen Analyse zum wahren Charakter des Erkennens zu kommen und den Zugang zur Initiation zu eröffnen.[36] Das anthroposophische „Denken“ ist nicht das Denken eines unabhängigen Individuums, sondern das Erleben des reinen Denkens, welches zur Erkenntnis der sich reinkarnierenden Wesenheiten und den sie bestimmenden Gesetzmäßigkeiten führt.[37] Das Denken ist das Wesen der Welt und das individuelle menschliche Denken ist nur eine einzelne Erscheinungsform.[38] Das logische Denken stellt nur ein Schattenbild der geistigen Tätigkeit dar. Die Seele ist von einer rein geistigen Tätigkeit durchdrungen.[39] Das philosophische Begriffsbewußtsein beschränkt sich auf die sprachliche Repräsentationen abstrakt-allgemeiner Vorstellungen, der »übersinnlich Wahrnehmende« hat »auch von der kraftenden  Seite der Begriffe ein Bewußtsein, indem er sie anschaut«.[40] Der Anthroposoph nimmt als Nach-Denkender nicht eine bloße Anhäufung abstrakter Gedanken in sich auf, sondern »er lebt sich als Gedanken-Wesen in die Weltenrealität ein, die jener[41] Ideenorganismus darstellt.[42] Wenn es dieses „gemeinsame Urwesen“ nicht gäbe, wäre keine Möglichkeit des Verstehens, des Konsens oder der pragmatischen Konvention gegeben.[43] »Die intuitive Selbsterfassung des Ich im Denk-Erleben ist die Erkenntnis des ewigen, ausserhalb von Raum und Zeit liegenden Wesens des Menschen.«[44] Der Ausschluß der metaphysischen Dimension des Mensch-Seins macht ein adäquates Verständnis der menschlichen Individualität und der Freiheit unmöglich.[45]

Warum die anthroposophische Bewegung gegen Kant opponiert, ist aufgrund der o.a. Textstellen ersichtlich: Diese Form des „Denkens“ aus einem metaphysischen Welthorizont heraus hält einer rational-logischen Kritik nicht stand.

 

Für Ravagli ist »Meditationsphilosophie« oder »meditative Philosophie« eine Mittelstellung zwischen gewöhnlicher Philosophie und der Anthroposophie und stellt sich als Möglichkeit der Selbsttranszendierung des philosophierenden Bewußtseins dar, wodurch notwendig eine geistige Entwicklung zur anthroposophischen, d.h. höheren Bewußtseinsform einsetzt, welche auf das „gewöhnliche“ wissenschaftliche Erkennen und die Reflexionsphilosophie „zurückblicken“ läßt.[46] Die Frage der Bewußtseinserweiterung sei die Entscheidungsfrage des neuen Jahrtausends. »Wer im „gewöhnlichen philosophischen Bewußtsein“[47] verharren will oder weiterhin dem exzessiven Rationalismus huldigt, macht sich selbst zum immer fragwürdiger werdenden Denkmal einer untergehenden Epoche.«[48] Trotz Wertschätzung der „gewöhnlichen“ Philosophie und des akademischen Denkens[49] wird der Verstand als naiv und trivial, als »der schlechteste aller Hermeneuten« bezeichnet, weil er auf Kausalität, Linearität und Finalität beschränkt ist.[50]

Aus den Ausführungen in seiner Arbeit ist ersichtlich, daß der anthroposophische Erkenntnisweg durch Übungen wie Meditation, Konzentration, u.a., über das „gewöhnliche“, philosophische Bewußtsein zu den höheren Erkenntnisstufen der Imagination, Inspiration und Intuition hinausführt.[51] Der rechte Vorgang der Meditation führt von der diskursiven Denkbewegung in einem konzentrativen Akt zu einer »Symbolvorstellung«, einem Meditationssatz, bei dem der »Denkblick« kontemplativ auf einem Gedanken verweilt. Auf diese Weise würde die philosophische Form des Denkens zur philosophischen Gedanken-Meditation erhoben.[52] Der Ausnahmezustand der Meditationsphilosophie, der Schritt vom gewöhnlichen philosophischen Bewußtsein zum okkulten Bewußtsein, werde im Übergang aus der zerstreuenden Selbstbewegung (des diskursiven Denkens) in die ruhende Selbstbewegung der Meditation vollzogen.[53]  In der höchsten durch Meditation erreichten Bewußtseinsform[54], dem reinen Denkbewußtsein, wird das Hervorgehen des Begriffs aus den Denkakten unterdrückt und der Mensch kommt zu einem intuitiven Anschauen seiner selbst, erfaßt sich in völliger Sinnlichkeits- und Leibfreiheit als das tätige Ich in seiner reinen Geistförmigkeit.[55] »Diese Bewusstseinsstufe stellt die höchste Entwicklungsstufe des philosophischen Bewusstseins dar«.[56] Als Initiation des Denkens wird in ihr »die Schwelle der Gestaltwerdung des Geistes im Begriff rückwärts überschritten, um das durch nichts verhüllte Antlitz des Engels zu schauen.«[57]

 

Wie aus obiger Darstellung hervorgeht, handelt es sich beim anthroposophischen, „höheren“ Bewußtsein um ein metaphysisches Transzendenzbewußtsein, welches vermutlich durch die von den Anthroposophen  verwendeten meditative Praktiken kausiert wird.

Die Techniken bei den verschiedenen Meditationsformen sind entscheidend für die erreichten Bewußtseinszustände. So wird eine imaginative Technik zu traumartigen Visionen führen, bei einer auf die „Leere“ ausgerichteten Technik wird (scheinbar) „nichts“ passieren; verbal basierte Techniken dürften autosuggestiven Charakter habe.

Die in der Meditation und die durch meditative Techniken initiierten  Bewußtseinsrealitäten als Seinsrealitäten[58] zu interpretieren wäre ein großer Fehler. Es gibt keine Kriterien, um festzustellen, ob z.B. ein im meditativen Akt erscheinender Engel ein durch eine zerebrale Tätigkeit verursachte Erscheinung ist oder ob es sich um die „geistige“ Erscheinung einer von unserem raumzeitlichen (immanenten) Sein unabhängige metaphysische Realität handelt[59], d.h. eine metaphysische bzw. transempirische Verifizierbarkeit ist auch mittels solcher Techniken nicht möglich. Die Gewißheit, die absoluter Überzeugung, daß es sich hier um eine „wahre“, weil selbst erfahrene bzw. erlebte Begebenheit handelt, ist deshalb keine Gewähr, weil die Fallibilität des menschlichen Geistes keine absolut sichere Erkenntnis von Wahrheit zuläßt. In der Meditation werden unterbewußte, tiefenseelische Schichten aufgesucht, in denen die (formal)logische Folgerichtigkeit keine Bedeutung hat. Bei einer falschen Praxis wird das logische Denken derart verformt, daß dem Betreffenden das Unlogische seines Denken gar nicht bewußt wird.

So wird eine ca. 30jährige Frau[60], welche Hatha-Yoga aus einem Buch lernte und welche in Medjugorje das Erlebnis eines Lichtwunders hatte, mit dem Brustton der Überzeugung feststellen: »Jeder, der nicht an Wunder glaubt, ist ein Vollidiot!« Dieselbe junge Frau wird aber auch am Tag UFOs sichten, welche sonst niemand sehen kann.

In einer Publikation[61] ist das Beispiel eines jungen Amerikaners zu finden, welcher in Thailand Mönch geworden war und »in einem bestimmten Stadium seiner Meditationsstudien meinte, er sehe einen Mond, der ihn aufforderte, ihm zu folgen. Er folgte dem Mond und stürzte aus einem Fenster im zweiten Stockwerk.«

In einer anderen Publikation[62] wird vom Suizid zweier Europäer in einem japanischen Kloster berichtet, was anscheinend eine Folge von Zen-Übungen war.[63]

 

Wie immer »Wissenschaftlichkeit« definiert wird - ob aus einem geisteswissenschaftlichen oder naturwissenschaftlichen Horizont heraus -, rationale Begründbarkeit und logische Konsistenz der Argumente bzw. Thesen sind Bedingungen, welche allen Wissenschaftsdisziplinen gemeinsam sind und die fundamentalen Forderungen an den Wissenschaftsbetrieb darstellen, um in der Überprüfung der Forschungsergebnisse die Erkenntnisse als wissenschaftliches Wissen auszuweisen. Diesen Kriterien kann die Anthroposophie aufgrund der Ablehnung des logisch-rationalen Argumentationskalküls[64] nicht nachkommen, weshalb die Bezeichnung »Wissenschaft« für die anthroposophische Lehre zurückzuweisen ist.[65] Wer den Satz vom Widerspruch ablehnt, weil Antinomien entstehen, muß akzeptieren, daß seine Argumente nicht schlüssig sind und seine Beweisführung nicht folgerichtig ist. Dieses Problem tritt schon bei Hegel auf, dessen Unverständlichkeit weitgehend auf die Mißachtung des Satzes vom Widerspruchs in der aussagelogischen Syntax seiner sprachlichen Formulierungen zurückzuführen ist. Jede philosophische Lehre wird, wenn sie die aussagelogischen Elementarregeln nicht beachtet, unverständlich und dies wird den Philosophen schon seit langem von den Logikern vorgeworfen.

 

Ravagli argumentiert, daß die Sprache in Steiners Geheimwissenschaft eine Kunstsprache sei, welche durch das alltägliche Verständnis nicht erfaßt werden könnte und dieses Mitteilungsproblem ein hermeneutisches Bemühen um die Anthroposophie nötig mache.[66] – Hermeneutik ist ein uraltes und das ureigenstes Problem der Philosophie. Einerseits ist Sprache extrem flexibel und ausdrucksfähig, andererseits aber doch auch restriktiv. So sind die endlosen Schachtelsätze bei Kant auf sein Bemühen zurückzuführen, sich unter Einbeziehung aller Auslegungsmöglichkeiten extensional exakt auszudrücken. D.h. schon bei einem rein begrifflichen Denken ergibt sich im „gewöhnlichen“ Philosophieren das Problem, daß der Philosoph Gedanken Ausdruck verleihen will, wofür keine sprachliche Ausdrucksmöglichkeit vorhanden ist. In einer extremen Form hat dies Heidegger in »Sein und Zeit« ausgeführt.

 

Im meditativen Kontext wird Sprache jedoch generell „behindernd“. Im meditativen Akt ist sie – in einer nonverbalen und imaginationsfreien Technik zumindest – problemlos, weil sie fehlt und damit kein Problem sein kann. Jedoch  in der Kommunikation bezüglich meditativer Inhalte ist Sprache - und zwar auch in einer hochdifferenzierenden, philosophischen Sprache - defizient, weil sie immer verfälscht und beim Rezipienten falsche Vorstellungen hervorruft. Das Entwickeln einer eigenen „Meditationssprache“ analog der Entwicklung einer eigenen, philosophischen Sprache ist aufgrund der nicht begreifbaren Bewußtseinszuständen im meditativen Akt nicht möglich.[67] Um sich in einem kommunikativen Akt verständigen zu können, ist auch zwischen Meditanten der gleichen Meditationstechnik die Verwendung metaphorischer Ausdrucksmittel notwendig.

 

D.h. die Verständigungsproblematik ist nicht ein rein anthroposophisches Problem, und das Nichtverstehen der Anthroposophie kann nicht darauf zurückgeführt werden.

 

Generell wird m.E. durch Meditation eine größere Verständnistiefe im Lebens- und Wissenschaftskontext erreicht. Philosophisches Denken ist ein rationaler Erkenntnisweg, welcher die intellektuellen Fähigkeiten schult und ausbildet, Meditation ein arationaler, welcher das intuitive Vermögen[68] fördert. Die in der Meditation auftretenden Bewußtseinsformen setzen einen Lernprozeß in Gang, welcher die Welt „mit anderen Augen sehen läßt“.[69] Durch meditative Übungen steigen auch die „dunklen Seiten“ und das Irrationale der menschlichen Seele „an die Oberfläche“, welche nicht negiert und verdrängt werden dürfen, sondern aufgearbeitet werden müssen. So mancher mag in der Meditation Gott finden, ein anderer die Platonische Idee und wieder ein anderer den „Beweis“ für seine atheistische Weltsicht; jeder muß seine eigene Antwort auf die Sinnfrage seines je eigensten Daseins finden und eine Pluralität von Antworten ist möglich. Meditation ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Antwort auf diese Frage für sich selbst zu finden. Eine andere Antwort als die eigene muß nicht notwendigerweise – nach existentiellen Kriterien – eine falsche sein – auch wenn sie die logischen Grenzsetzungen mißachtet. Gerade in der Meditation verlieren die logischen und sprachlichen Maßstäbe ihre Gültigkeit. Dies darf allerdings nicht dazu führen, die Wahrheit in einem metaphysischen Sein zu sehen, nur weil die auftretenden Prozesse nicht verstanden und erklärt werden können.

Die Verbindung von Philosophie und Meditation führt nicht zu höheren Bewußtseinsstufen, in denen zu „anderen“ Welten transzendiert werden kann, sondern die Erfahrung (das Erleben) anderer Bewußtseinsformen führt zu einer Bewußtseinserweiterung, zu der Öffnung eines größeren Verständnishorizonts, was eine Bereichung der existentiellen Erlebniswelt darstellt. Meditative Praktiken haben nur eine „Katalysatorfunktion“, um menschliche Dispositionen, primär im seelischen Bereich, evolvieren zu helfen.

Philosophieren konstituiert den intellektuellen Horizont, Meditieren generiert die psychische Energie[70].

 

Das philosophische Bewußtsein darf sich nicht einer Selbsttranszendenz hingeben. Es träte aus sich selbst heraus und wäre dann nicht mehr Philosophie[71] - was nicht gegen eine Transzendenz des philosophischen Wissens spricht: Diese Form des Transzendierens führt zu einer Erweiterung des Wissenshorizonts, aber das resultierende Bewußtsein ist noch immer ein philosophisches.

 

In der Antike initiierten die Philosophen die Ablösung des Mythos durch den Logos und wurden die Begründer unseres wissenschaftlichen Denkens.

Im Mittelalter emanzipierte sich die Magd Philosophia von ihrer Herrin Theologia und leitete damit die naturwissenschaftliche Entwicklung ein.

In unserer Zeit hat die Philosophie die Aufgabe, die mentalen Prozesse der meditativen Versenkung wissenschaftlich zu erfassen und damit die philosophische Intelligenz zu höherem bewußt-sein zu führen - ohne zum Mythos zurückzukehren!



[1] Ausgangspunkt für diesen Aufsatz ist die Arbeit »Meditationsphilosophie« von Lorenzo Ravagli. Herausgearbeitet werden soll ein Meditationsphilosophie-Begriff in Differenz zum Ravaglischen.

Sämtliche Paginierungshinweise ohne weitere Angaben beziehen sich auf Ravaglis »Meditationsphilosophie«, München 2000

[2] Marburger Forum 2 (2001), Heft 4.

[3] Nicht im Sinne der philosophischen meditatio wie bei Descartes, sondern im Sinne der Verwendung einer meditativen Technik, wodurch ein Versenkungszustand erzeugt wird.

[4] Philosophie im Sinne der europäischen Tradition.

[5] D.h. ohne Verwendung von Sprache und Vorstellungen.

[6] Ravaglis Einschätzung des Mythos (S.59) als unerschöpfbare Fülle seelischen Ausdrucks, als Polyvalenz mit einer Tief- und Vielschichtigkeit, die von keiner späteren Form des Wissens übertroffen worden sei, kann nicht zugestimmt werden, da diese Position eine Abwertung der wissenschaftlichen Entwicklung darstellt. Nicht das mythische Wissen hat der Menschheit die technologische Entwicklung ermöglicht, sondern das wissenschaftliche Denken.

[7] Dies soll in keiner Weise abwertend verstanden werden! Gesundheit ist die hinreichende Bedingung für ein gutes Leben.

[8] Weltschaffend: Damit ist selbstverständlich nicht das Schaffen einer physikalischen Welt, sondern das Schaffen eines Weltbildes gemeint - »Welt« im philosophischen Sinne.

Weltbewältigend: sich in dieser Welt zu bewähren und zu behaupten.

[9] S.a. Martin Heidegger, »Einführung in die Metaphysik«, S. 8f

[10] Der Begriff »Meditationsphilosophie« nicht im Sinne Ravaglis, als »Möglichkeit der Selbsttranszendierung des philosophierenden Bewußtseins«, als »Mittelstellung zwischen der gewöhnlichen Philosophie und der Anthroposophie« (S.11) verstanden, sondern als das getrennte Praktizieren von Meditation, i.S. einer meditativen Versenkungstechnik, und Philosophie, i.S. einer Methode der rationalen Reflexion, wodurch aber trotzdem eine Form von (unbewußter) Verbindung zustande kommt.

[11] Würden wir die alten, asiatischen Werte nachzuleben versuchen, wäre eine Verformung - d.h. Verfremdung - unserer eigenen Mentalität die Folge. Sich buddhistisches Gedankengut aufzuzwingen, nur um diese Form des Meditierens ausüben zu können, käme einer „Entselbstlichung“ gleich. Es wäre kein Problem sich mit meditativen Techniken zu einem überzeugten Buddhisten zu konvertieren, ob dies allerdings für einen Menschen der westlichen Kultur auch ratsam wäre, bleibe dahingestellt. – Wäre es sinnvoll, sich zu einem überzeugten Anhänger der Reinkarnation zu machen, obwohl man eigentlich nicht daran glaubt?

[12] »Das Gewissen gibt ›etwas‹ zu verstehen, es erschließt. Aus dieser formalen Charakteristik entspringt die Anweisung, das Phänomen in die Erschlossenheit des Daseins zurückzunehmen. Diese Grundverfassung des Seienden, das wir je selbst sind, wird konstituiert durch Befindlichkeit, Verstehen, Verfallen und Rede. Die eindringlichere Analyse des Gewissens enthüllt sich als Ruf. Das Rufen ist ein Modus der Rede. Der Gewissensruf hat den Charakter des Anrufs des Daseins auf sein eigenstes Selbstseinkönnen und das in der Weise des Aufrufs zum eigensten Schuldigsein.« (»Sein und Zeit«, S.269)

»Das Dasein wird durch den Ruf des Gewissens auf das eigene Selbst angerufen.« (Ebd. S.273)

[13] So erwirbt ein Meditant nach chinesischer Diktion „innere Kraft“. Wir würden dies als Erhöhung des psychischen Resistenzvermögens bezeichnen.

Daraus aber abzuleiten, daß Meditation eine Garantie für ein gelungenes Leben ist, wäre ein Fehlschluß: Die Möglichkeit zu scheitern, ist des Menschen Wesen.

[14] Philosophischen Denken ist immer ganzheitliches Denken.

[15] So wie man nur Philosophie lehren, das Philosophieren aber nur lernen kann, so kann man nur eine Meditationstechnik lehren, nicht aber das Meditieren.

[16] Und dies ist auch heute noch der wohl größte (mögliche) Nutzen eines Studiums der Philosophie.

[17] Normalerweise tradieren die Schüler die Lehre eines außergewöhnlichen, philosophischen Lehrers und entwickeln sie weiter.

[18] Die meditativen Praktiken spielen dabei wahrscheinlich eine sehr wesentliche Rolle.

[19] Um Mißverständnisse zu vermeiden: Das soll natürlich nicht heißen, daß alle Gurus ihre Schüler für eigene Zwecke instrumentalisieren. Es liegt aber in der Natur von Autorität, daß sie leicht zum Mißbrauch verführt und es sei an dieser Stelle auf das Sektenunwesen verwiesen, welches nur den Zwecken der Organisation dient und auf die Ausbeutung der Adepten ausgerichtet ist.

[20] S. 11

[21] S. 12

[22] S. 237

[23] »Philosophie der Freiheit«, S. 59

[24] Ebd.

[25] Ebd., S. 94

[26] Ebd. S. 156

[27] Ebd. S. 152; anzumerken wäre, daß »Wahrnehmung« für Steiner nicht der Vorgang der Beobachtung des unmittelbaren Empfindungsobjekts, sondern das Objekt der Beobachtung ist. (Ebd. S. 61)

[28] Ebd., S. 164f

[29] Er beginnt in »Wahrheit und Wissenschaft« die Vorrede mit dem Satz »Die Philosophie der Gegenwart leidet an einem ungesunden Kant-Glauben.« (Kursiv d. Verf.)

[30] In »Philosophie und Anthroposophie«; Ravagli, S. 63.

[31] Als tiefgläubiger Christ hätte er wohl nichts lieber als die Existenz Gottes bewiesen, aber als er im Ausarbeiten der »Kritik der reinen Vernunft« erkannte, daß Gott mit den Mitteln des Verstandes nicht zu beweisen war, destruierte er sämtliche Gottesbeweise und wurde der Zertrümmerer der Metaphysik. Seine Argument waren – und sind noch immer - derart stringent, daß sich in der wissenschaftlichen Philosophie nie wieder jemand als »Metaphysiker« im klassischen Sinne bezeichnet hat.

[32] »Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik«, Kant-W Bd.5, S. 186.

[33] Die Verwendung von »transzendental« bei Ravagli, S. 195, entspricht in keiner Weise der Bedeutung bei Kant.

[34] »Ich nenne alle Erkenntnis transzendental , die sich nicht so wohl mit Gegenständen, sondern mit unserer Erkenntnisart von Gegenständen, so fern diese a priori möglich sein soll, überhaupt beschäftigt. Ein System solcher Begriffe würde Transzendental-Philosophie heißen.«

(»Kritik der reinen Vernunft«, Kant-W Bd. 3, S. 63)

 

»Mein Platz ist das fruchtbare Bathos der Erfahrung, und das Wort transzendental, dessen so vielfältig von mir angezeigte Bedeutung vom Rezensenten nicht einmal gefaßt worden (so flüchtig hat er alles angesehen), bedeutet nicht etwas, das über alle Erfahrung hinausgeht, sondern, was vor ihr (a priori) zwar vorhergeht, aber doch zu nichts Mehrerem bestimmt ist, als lediglich Erfahrungserkenntnis möglich zu machen. Wenn diese Begriffe die Erfahrung überschreiten, dann heißet ihr Gebrauch transzendent, welcher von dem immanenten, d.i. auf Erfahrung eingeschränkten Gebrauch unterschieden wird.«

(»Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik«, Kant-W Bd. 5)

[35] S. 195

[36] S. 179

[37] S. 242

[38] S. 229

[39] S. 334

[40] S. 324

[41] Anthroposophie als bewegter Begriffsorganismus in ihrer Zeitgestalt. (Anm.d.Verf.)

[42] S. 326

[43] S. 354

[44] S. 242

[45] S. 243

[46] S. 11

[47] Anführungszeichen durch Verfasser.

[48] S. 12

[49] S. 357

[50] S. 55

[51] S. 25

[52] S. 32

[53] S. 33

[54] Die »Philosophie der Freiheit« unterscheidet vier Bewußtseinsstufen: 1. Wahrnehmungsbewußtsein, 2. Vorstellungsbewußtsein, 3. Begriffsbewußtsein, 4. das reine Denkbewußtsein; Ravagli S. 344.

[55] S. 347

[56] Ebd.; es ist allerdings fraglich, ob hier noch von Philosophie gesprochen werden kann, da sich Philosophie immer als begriffliches Denken versteht.

[57] Ebd.

[58] Im Sinne eines subsistierenden, bewußtseinsunabhängigen (metaphysischen) Seins.

[59] Aus den bisherigen naturwissenschaftlichen Untersuchungen hat sich bisher noch nie ein Hinweis ergeben, daß der menschliche Geist etwas anderes als das Produkt materieller, also zerebraler Prozesse sein könnte.

[60] Dem Verf. persönlich bekannt.

[61] Jane Hamilton-Merritt, »Wandlung durch Meditation«, Düsseldorf 1990, S. 92.

[62] François-Albert Viallet, »Einladung zum Zen«, Düsseldorf 1988, S. 56.

[63] Aus diesen Beispielen wird ersichtlich, daß falsche Meditationspraktiken nicht nur die Erkenntnislogik verformen, sondern zu gesundheitlichen Schäden bis zu Todesfolgen führen können, weshalb jedem Interessenten geraten werden muß, solche Techniken nur mit einem kompetenten Lehrer zu erlernen.

[64] V. S. 334; S. 353.

[65] Eine Argumentation aus einem metaphysischen Horizont heraus – nach Kant! -, in dem »Denken« nicht das begriffliche Denken ist, sondern eine Teilhabe, ein „Teilaspekt“ an einer ideenmonistischen Ganzheit, in dem das „Denken“ einen Begriff aus einem anderen hervorgehen läßt (S.322) und die einzelnen Begriffe oder Inhalte (der Anthroposophie) aus den dem menschlichen Denken immanenten Verstehensgründe abgeleitet werden (ebd.), stellt keine hinreichende Begründung für Wissenschaftlichkeit dar.

[66] S. 137

[67] Was in der Meditation vor sich geht, kann ausschließlich durch Meditieren erfaßt werden.

[68] Nicht im Sinne der Anthroposophie, sondern von »Intuition« im allgemeinen Sprachgebrauch.

[69] Helmuth Plessner bezeichnet damit die Kunst der Geisteswissenschaft, im Wechsel von Vertrautheit und Entfremdung das fremde Leben, das eigene Milieu, das eigene Land, die eigenen Traditionen und ihre großen Figuren zum Verständnis kommen zu lassen. (Aufsatz »Mit anderen Augen«; in »Zwischen Philosophie und Gesellschaft«, 1979, S. 239)

Das „echte“ Erlebnis ist bei einem Meditanten allerdings nicht der Schmerz wie bei Plessner, sondern das Erkennen im kontinuierlichen Werden der wandelnden meditativen Bewußtseinsprozesse.

[70] Nicht als „übernatürliche“ Kraft zu verstehen, sondern als psychologischer Terminus technicus.

[71] In der anthroposophischen Bewegung kann die Konsequenz erkannt werden: Sie mündet in einer metaphysischen Lehre.