::L::S::R:: | Um projecto parafilosófico Não no tempo -- mas: a seu tempo |
Seminário Brasil-Alemanha 22 e 23 novembro 2002 Instituto Goethe, São Paulo |
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Original >>> Tradução (Instituto Goethe, São Paulo)
Bernd A. Laska
Rousseau hatte gewiss einen "positiven", d.h. normativen Naturbegriff: "la nature est bon." Er schob ihn vor, um seine persönlichen Wertvorstellungen zu legitimieren. Seine "éducation négative", die der Natur ihr Recht geben sollte, ist aber ein Mythos oder ein Schwindel. Rousseau verliess sich nicht auf sie, wie einige Stellen im "Emile" zeigen, z.B.: "Lasst euren Zögling immer im Glauben, er sei der Meister, seid es in Wirklichkeit aber selbst. Es gibt keine vollkommenere Unterwerfung als die, der man den Schein der Freiheit zugesteht..." usw. |
Bernd A. Laska |
Reich wird zwar oft als Rousseauist bezeichnet. Ihm wird dann - wegen seines Therapieziels der "orgastischen Potenz" - ebenfalls ein normativer Naturbegriff zugeschrieben. Das geschieht aber zu Unrecht. Die Polemik, Reich propagiere ein naturalistisches Ideal, wurde stets von denen geführt, die ein kulturalistisches Ideal vertreten: die Anpassung an die Normen entweder der bestehenden Gesellschaft oder einer ausgedachten Utopie. Reich vermied es, ein normatives Ideal aufzustellen. Er war deswegen aber kein Relativist. Er erforschte die Ursachen bestimmter Krankheiten, d.h. der (Charakter)-Neurosen/-Panzerungen und "Biopathien" von Individuen, die als pandemische Erscheinungen das gesellschaftliche Leben entscheidend beeinflussen. Reich sah die Ursachen hauptsächlich in der Erziehung, insbesondere in deren unbewussten und daher nicht leicht vermeidbaren Komponenten (1926: »Der Erziehungszwang und seine Ursachen«). In seinem späten Projekt "Children of the Future" (1950) vertrat er deshalb eine von Forschung begleitete und angeleitete Erziehung, die über Generationen hinweg eine immer wirksamer werdende Prophylaxe jener Krankheiten wäre. |
É verdade que Reich muitas vezes é chamado de adepto de Rousseau. Tendo em vista o objetivo de sua terapia - a "potência orgástica", atribui-se também a ele - indevidamente - uma concepção normativa de natureza. A afirmação de que Reich estaria propagando um ideal naturalista é sempre aduzida por aqueles que defendem um ideal culturista, ou seja, adaptação às normas de uma sociedade existente ou de uma utopia inventada. Reich evitou o estabelecimento de um ideal normativo. Nem por isso foi um relativista. Ele pesquisava as origens de determinadas doenças, isto é, das neuroses/encouraçamentos (de caráter) e das "biopatias" dos indivíduos, que, em forma de fenômenos pandêmicos, exercem uma influência decisiva sobre a vida social. Reich via a origem desses processos sobretudo na educação, especialmente em seus componentes inconscientes e, por isso mesmo, difíceis de serem evitados (1926: »Der Erziehungszwang und seine Ursachen«). Por isso defendeu em seu projeto tardio, »Children of the Future« (1950), uma educação acompanhada e orientada pela pesquisa que, no decorrer de gerações, se transformaria numa profilaxia cada vez mais eficiente contra aquelas doenças. |
Bernd A. Laska
Es stimmt: Reich hat zwar kein Buch speziell über Erziehung geschrieben; aber seine Auffassung von deren zentraler Bedeutung für Individuum und Gesellschaft muss man sich dennoch nicht mühsam aus all seinen Büchern zusammensuchen. |
Bernd A. Laska |
Er hat sie schon 1926 in dem Artikel »Der Erziehungszwang und seine Ursachen« (der übrigens als einziger in der Sammlung »Children of the Future«, 1983, fehlt) deutlich genug zum Ausdruck gebracht. | A sua visão já ficou claramente expressa no artigo »Der Erziehungszwang und seine Ursachen« (»A compulsão a educar e suas causas«), publicado em 1926 (aliás o único artigo que falta na coletânea »Children of the Future«, de 1983). |
Wenn Reich dort abschliessend betont, "dass die ursprüngliche lebendige Kraft, die der Erziehungszwang [durch Introjektion eines Über-Ichs] zähmen will, aus sich selbst heraus einmal Kultur geschaffen hat" und dass sie sich ihre "notwendigen Daseinsformen selbst am besten zu schaffen vermag", dann ist darin schon die ganze Sprengkraft enthalten, die Freud erkennen liess, dass mit Reich - auch wenn er sich damals als sein eifriger Schüler gerierte - nicht nur wieder ein Abtrünniger wie Adler, Jung et al., sondern sein wirklicher Antipode heranwuchs. Freud entledigte sich seiner hauptsächlich deswegen.
Reich schrieb schon damals, dass das Problem der Erziehung nicht von dem der Gesellschaftsordnung und dem der Neurosen zu trennen sei, dass "Erziehung, wenn sie einen Sinn haben soll, Massenarbeit sein muss." Einige Jahre lang versuchte Reich, diese Auffassung in sozialistischen und kommunistischen Organisationen zu vertreten und auch eine theoretische Brücke zwischen den beiden damals einflussreichsten Aufklärern, Marx und Freud, zu schlagen (»Dialektischer Materialismus und Psychoanalyse«, 1929). Doch Reich wurde von den Marxisten aus dem gleichen, tieferen Grunde abgelehnt und ausgeschlossen wie von Freud: er galt als Gefahr für "die Kultur". Was die "sexualökonomische Pädagogik" betrifft, so wäre aufgrund der doch beträchtlichen gesellschaftlichen Veränderungen seit Reich (der noch gegen autoritäre Kleinfamilie, sexuelle Unaufgeklärtheit, Wohnungsnot, Verhütungs- und Abtreibungsrestriktionen etc. anschrieb) offensichtlich eine drastische Aktualisierung aufgrund empirischer Forschungen vonnöten. Dies dürfte in einem Klima der Permissivität und der darin aufgeblühten "Neo-Sexualitäten" (Sigusch) erhebliche theoretische Probleme bereiten. Reich als Paria, seine kultursprengenden Ideen, die Freud und die Psychoanalytiker der 20-30er Jahre noch deutlich spürten und fürchteten, beides dürfte heute, nicht nur im Bereich der Erziehung, schwer vermittelbar sein. |
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Die Frage drängt sich auf, ob Reichs Ideen in den letzten fünfzig Jahren obsolet geworden sind. Wer sie verneinen will, wer Reichs Aktualität behauptet, steht unter hohem Begründungsdruck. | Impõe-se a pergunta se as idéias de Reich não se teriam tornado obsoletas nestes últimos 50 anos. Quem achar que não terá que enfrentar uma pressão enorme para justificar essa sua opinião. |
Instituto Goethe, São Paulo, 22 e 23 de novembro 2002 |
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