Tholen, Georg Christoph (1984) Das Unheimliche an der Realität und die Realität des Unheimlichen. In: UNSPECIFIED UNSPECIFIED, pp. 6-19.
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Abstract
"Was die Sprache möglich macht", schreibt Maurice Blanchot, "ist ihr Streben, unmöglich zu sein. Daher herrscht in ihr auf allen Ebenen ein Verhältnis des Protestes und der Unruhe, von dem sie sich nicht lösen kann. Sobald etwas gesagt ist, drängt etwas anderes, gesagt zu werden. Und etwas wieder anderes muß dann gesagt werden, um der Neigung alles Gesagten zuvorzukommen, definitiv zu werden [...] Es gibt keine Rast, weder im Stadium des Satzes noch in dem des Werkes [...] Die Grausamkeit der Sprache rührt daher, daß sie ohne Unterlaß ihren Tod beschwört, ohne je sterben zu können."
Die Kunst der Poesie spielt mit diesem scheiternden Streben, dem Verfehlen eines vorgeblichen Sinns von Rede und Wirklichkeit; einem Verfehlen, in dem wiederum die Lehre vom Unbewußten ihren originären Gegenstand entdeckte. Vielleicht besteht Poesie überhaupt aus diesem lustvoll-bejahenden Verfehlen, Aufschieben und Verschieben von Sinn, den sprachliche Zeichen als ihren Effekt artikulieren. Der literarische Text, die materiale Natur seines Gewebes, ist mithin eine semiotische Praxis, die außerhalb der symbolischen Ordnung der Sprache und doch mit ihr und in ihr spielt.
Item Type: | Book Section |
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Additional Information: | Blanchot, Freud, Lacan |
Subjects: | Philosophie > Philosophische Disziplinen > Gesellschaftsphilosophie, politische Philosophie, Rechtsphilosophi |
Depositing User: | sandra subito |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 12:35 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 12:35 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2165 |