Geismann, Georg (1993) Der Berliner Antisemitismusstreit und die Abdankung der rechtlich-praktischen Vernunft. Kant-Studien, 83. pp. 369-380.
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Abstract
Um 1880 fand in Deutschland eine heftige Kontroverse statt, die von der Berliner Universität ausging, welche dann auch am stärksten in sie involviert war. Entfesselt wurde der Streit durch einen Artikel in den "Preußischen Jahrbüchern" vom November 1879. Autor und späterer Wortführer der einen Seite war der Berliner Historiker Heinrich v. Treitschke. Seine Kontrahenten auf der anderen Seite waren insbesondere sein Berliner Fachkollege Theodor Mommsen sowie der Begründer der Marburger Schule des sogenannten Neukantianismus, der Philosoph Hermann Cohen.
Anlaß und entscheidender Punkt des Streites war Treitschkes Forderung an "unsere israelitischen Mitbürger": "sie sollen Deutsche werden, sich schlicht und recht als Deutsche fühlen - unbeschadet ihres Glaubens und ihrer alten heiligen Erinnerungen, die uns Allen ehrwürdig sind; denn wir wollen nicht, daß auf die Jahrtausende germanischer Gesittung ein Zeitalter deutsch-jüdischer Mischcultur folge."
Obwohl sich der Streit rechtsphilosophisch um ein Randproblem zu drehen schien und auch gar nicht von Fachleuten mit spezifisch rechtsphilosophischen Argumenten geführt wurde, ist er doch der Musterfall für eine Prinzipiendiskussion. Und ob Menschheitsrecht oder Privatrecht, Staatsrecht, Völkerrecht oder schließlich Weltbürgerrecht - keins ist unter dem Einfluß des neuzeitlichen Antisemitismus nicht aufs schwerste verletzt worden. Schon deshalb ist es lohnenswert, sich auf die Hauptargumente jenes Streites einzulassen
Item Type: | Article |
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Uncontrolled Keywords: | Hermann Cohen, Treitschke, Mommsen, Droysen |
Subjects: | Philosophie > Geschichte der Philosophie > f) 19.Jahrhundert |
Depositing User: | sandra subito |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 12:59 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 12:59 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2372 |