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Einleitung

Die Menschheit beschäftigt sich seit je her mit der Speicherung von Wissen, egal ob auf Stein, Papier oder digitalen Medien. Jede Zeit scheint ihre spezifische Verbreitungsmöglichkeit gefunden zu haben.
Heute haben wir einen historischen Einschnitt erreicht. Dank Internet kann die Veröffentlichung von Inhalten gleich leicht geschehen, wie die Suche nach bestimmten Inhalten. Relativ schnell war jedoch ein Punkt erreicht, an dem durch die rasante Verbreitung von verteilten Datenobjekten von einer unbewältigbaren Flut an Information die Rede war. Gleichzeitig wurde Information bestimmender ökonomischer Faktor und mit spezieller Software bearbeitbar. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Computer vermittelten Modellierung von referenzierbaren Wissen, anhand von Gesetzmäßigkeiten, wie sie bereits bei Sprache auftreten.
Im ersten Kapitel begreife ich den antiken Wissensbegriff in Kontrast zu einem neuzeitlichen Verständnis. Danach wird das Thema materialisiertes Wissen sein. Außerdem werde ich die Orientierungslosigkeit wegen den stark ansteigenden Bibliotheksbeständen des 19. Jahrhunderts beschreiben, die einige Gemeinsamkeiten mit der heutigen Situation im Internet teilt.
Im nächsten Abschnitt sollen Daten als Grundlage der Informations- oder Wissensmodellierung dargestellt werden. Es soll gezeigt werden, dass für die Manipulation großer Datenmengen das Verständnis ihrer Struktur von herausragender Bedeutung ist. Ebenso werden die Grundkonzepte heutiger Datenbankmodelle vorgestellt, neben der einfachen Organisationsform der Baumstruktur.
Der Schrift mit ihrer herausragenden Rolle der Wissensrepräsentation entspricht der elektronische Text in einer Computer vermittelten Realität, beiden gemein ist die Externalisierung von Sprache. Ein Ansatz künstlicher Metasprachen zur Textkodierung erweitert die natürliche Auszeichnungsfunktion von Schrift und Sprache durch deskriptives Markup. Mit der Erweiterung von Markup für inhaltliche Auszeichnungen wird es möglich, Texte durch ihre Struktur abstrakt zu modellieren.
Welche Möglichkeiten Hypertextsysteme bieten und was Hypertext ausmacht wird im nächsten Kapitel behandelt. Weiter soll die Flexibilität in der Modellierung herausgearbeitet werden, die elektronischer Text mit deskriptiv ausgezeichneter Struktur gewinnt. Ein im dritten Abschnitt vorgestellter Standard für eine unter anderem deskriptive Textkodierung war Ausgangspunkt für das heutige World Wide Web (WWW). Wieweit das WWW auf offene Standards aufsetzt, welchen Standardisierungen selbst Standards unterliegen und was offene Standards vor proprietären auszeichnet, wird im fünften Kapitel beantwortet.
In den letzten beiden Kapiteln wird die Metasprache XML 1 einmal als primäres Textkodierungssystem vorgestellt, wie auch als Möglichkeit einer standardisierten sekundären Strukturmodellierung. Weiter werden die Grundkonzepte der XML Topic Maps (XTM) dargestellt, eine bereits als ISO Standard geführte Grammatik zur sekundären Modellierung von abstrakten Einheiten, den Topics. Der Standard befindet sich im Anhang sowie eine Anwendung gemäß der Grammatik von XTM, die als Ausgangsbasis den Wittgenstein Nachlass heranzieht.
In diesem speziellen Fall soll dem Fehlen des aktiven Buchautors entgegen gewirkt werden durch die Möglichkeit des elektronischen Textes, flexibel mit seiner Struktur umzugehen. Daraus lassen sich verschiedene Sichtweisen in einem Text erzeugen, die unterschiedliche Ziele verfolgen und eigenen Gesetzen gehorchen.
Da Topic Maps eine Ausprägung semantischer Netze sind, können mit ihnen semantisch aufgeladene Navigationssysteme über beliebiges Datenmaterial erzeugt werden. Der Standard sieht ebenfalls die Verschmelzung mehrerer Topic Maps aus verschiedenen Domänen oder Wissensbereichen vor, so dass nach einiger Zeit ein allumfassendes begriffliches Netzwerk entstehen kann. Denkbar ist, dass das WWW in seiner heutigen Ausprägung um ein Netz von begrifflichen Bezügen angereichert wird, um die Exploration zusammenhängender Wissensbereiche zu ermöglichen.
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Nikolai Jursic 2004-03-05