Tholen, Georg Christoph (1997) Sprechen ,nach' Auschwitz. Zum Denken der Differenz bei Jean-Francois Lyotard (modifizierte Fassung). In: UNSPECIFIED Turia+Kant, pp. 225-238.
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Abstract
Die Vernichtung der Juden bedeutet unwiederbringlich auch das Ende jedweder Metaphysik der Versöhnung: "seit Auschwitz heißt den Tod fürchten, Schlimmeres fürchten als den Tod." Was mit der namenlosen Auslöschung Auschwitz nicht nur singulär, sondern "unverknüpfbar", d.h. "ohne Namen bleiben" läßt, ist die Unwiederherstellbarkeit des Eigennamens des Menschen selber. Fines hominis meint also das Ende der "Theomorphisierung des Menschen", mithin der Eigentlichkeit von Herkunft wie Ankunft, sowie aller Visionen von Heil und Erfüllung: "Gott ist in Auschwitz tatsächlich gestorben, jedenfalls der Gott des griechisch-christlichen Abendlands, und es entbehrt nicht des geringsten Zufalls, daß die, die man vernichten wollte, in diesem Abendland für einen anderen Ursprung des Gottes zeugen [...], für einen anderen Gott [...], der frei blieb von der hellenistischen und römischen Umfassung und eben darum das Programm der Vollendung durchkreuzt." Der Entzug der Bilder, der folglich nach Auschwitz übrig bleibt, heißt Bilderverbot, noch einmal und abermals verschoben: Zu denken ist die Schuld einer unendlichen Anamnese, die zu den Ursprüngen von Mythos und Religion zurückkehrt, damit die Zwietracht, die in ihnen stets wiederkehrt, sich nicht zwanghaft und abermals  als erpreßte Versöhnung oder als absolute Vernichtung  wiederholt.
Item Type: | Book Section |
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Additional Information: | Achtung! Die Seitenzahlen diese Beitrags stimmen nicht mit den Urspüglichen überein. Im Zweifel sollte der Originalbeitrag zusätzlich verwendet werden. |
Uncontrolled Keywords: | Lacan, Lyotard, Ausschwitz, Vergessen, Freud |
Subjects: | Philosophie > Philosophische Disziplinen > Bewußtseinsphilosophie, Philosophie des Geistes und der Psychologie |
Depositing User: | Wolfgang Heuer |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 13:36 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 13:36 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2611 |