Tholen, Georg Christoph (1994) Anthropologie nach dem Tode 'des' Menschen. Notizen zu Paragrana - Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie (Akademie Verlag, Berlin). Fragmente. Schriftenreihe für Kultur-, Medien- und Psychoanalyse, 46. pp. 207-212.
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Abstract
Der Anspruch der Anthropologie, das universale Wesen des Menschen bestimmen zu wollen, scheitert an sich selbst: In zeitlosen Normen und geschlossenen Bildern ist der Mensch nicht zu fixieren, er bleibt notwendig und unhintergehbar an Sprache, sein umwegiges `Geschick', gebunden. Denn Sprechwesen sein heißt: im end-losen Zwischenraum der Artikulation deren Unvollständigkeit wiederfinden zu müssen - ohne tröstenden Ursprung und stillstellendem Ziel. Der Platz des Menschen zwischen Natur und Kultur widersteht den Anweisungen, die man ihm zumutet. So erwies sich gerade die wohlmeinende, rousseauistische Suche nach der verlorenen Natur oder Unmittelbarkeit des Menschen als ein höchst artifizieller und beschränkter Diskurs der Anthropologie. Dessen Desillusionierung zeigte noch mehr: Jede Fiktion einer natürlichen Gemeinschaft jenseits oder vor dem Gesetz (der Sprache) droht zum Mythem einer absoluten Geltung sich aufzuspreizen, d.h. mithin zum Diktat von Gehorsam und Unterwerfung.
Item Type: | Article |
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Uncontrolled Keywords: | Anthropologie |
Subjects: | Philosophie > Philosophische Disziplinen > Anthropologie Anthropologie |
Depositing User: | Wolfgang Heuer |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 13:36 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 13:37 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2614 |
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- Anthropologie nach dem Tode 'des' Menschen. Notizen zu Paragrana - Internationale Zeitschrift für Historische Anthropologie (Akademie Verlag, Berlin). (deposited 06 Dec 2020 13:36) [Currently Displayed]