Bordat, Josef (2007) Kant und das Erdbeben von Lissabon. In: UNSPECIFIED UNSPECIFIED. (Unpublished)
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Abstract
Das Erdbeben von Lissabon (1755) war nicht nur eine der größten Katastrophen des Kontinents, sondern stellt einen Wendepunkt im theologischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Denken Europas dar. Maßgeblich beteiligt an dem Perspektivwechsel in der Deutung von Naturkatastrophen, weg von moraltheologischen Überlegungen zur Implikation von Sünde und Strafe hin zur geologischen Ursachenforschung war Immanuel Kant, der 1756 drei Schriften zu den natürlichen Ursachen des Erdbebens veröffentlichte. Seine Erklärung war zwar falsch – Kant ging von unterirdischen Höhlen aus, in denen Feuer loderten und durch Wassereintritt Gase und Dämpfe entstünden, die zu Explosionen führen würden –, aber sie löste mit ihrer systematisch-naturwissenschaftlichen Begründung den Irrglauben an den Zorn Gottes als Ursache für Naturkatastrophen ab und sorgte dafür, dass Naturkatastrophen fortan als erforschbar galten. Insoweit gab Kants Rezeption des Erdbebens von Lissabon den Anstoß für die ernsthafte Erforschung der Phänomene der Erde, markiert also die Geburtsstunde der Geowissenschaften. Dies lässt eine genauere Betrachtung der drei Schriften – ungeachtet ihrer wissenschaftlich unhaltbaren Thesen – unter dem Aspekt der Analyse der Argumentationsstruktur und des intendierten Paradigmenwechsels lohnenswert erscheinen.
Item Type: | Book Section |
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Subjects: | Philosophie > Geschichte der Philosophie > e) 18.Jahrhundert |
Depositing User: | Renate Kappes |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 14:38 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 14:39 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3013 |