Zenaty, Gerhard (2001) Adoleszente Identitätsbildung unter postmoderenen Lebensbedingungen: Neue Freiheit oder Identitätsdiffusion? texte, II (4). pp. 22-57. ISSN 0254-7902
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Abstract
I. Grundthesen
1.) Psychoanalyse als Erfahrungswissenschaft unterliegt den historischÂkulturellen Bedingungen ihrer Zeit . ihre Befunde und Theoretisierungen sind Ausdruck und Symptom dieser Zeitumstände. Eine Psychoanalyse, die sich dieser Tatsache gegenüber verschließt, ihre einmal gewonnenen Ergebnisse ontologisiert, wird auf ihrem kulturkritischem Auge blind und auf kurz oder lang auch auf ihrem klinischen. Die Gefahr ist die einer Naturalisierung kulturell erzeugter Phänomene.
2.) Der Begriff der .Identität., von Erikson in die Psychoanalyse eingeÂbracht, ist Symptom für eine Krise . daß .Identitätsbildung. unter spätÂindustriellen Lebensbedingungen problematischer wird. Das IdentitätsÂthema bündelt in paradigmatischer Form die Folgen aktueller ModerniÂsierungsprozesse für die Subjekte.
3.) Der Begriff Identität bedarf einer grundsätzlichen Differenzierung: zu unterscheiden ist eine universell-anthropologische und eine kulturellÂspezifische Dimension; universell: es geht in jedem Menschenleben um das Herstellen einer Passung zwischen subjektivem Innen und dem gesellÂschaftlichen Außen, das ist die anthropologische Grundaufgabe des MenÂschen. Aber diese Passungsaufgabe ist in heißen Kulturen dramatischer.
4.) Die Phase der Adoleszenz ist wie keine andere Entwicklungsphase den jeweiligen kulturellen Bedingungen ausgesetzt, geht es doch in ihr um das Verlassen des .Elternhauses. und um den Eintritt in die .GesellÂschaft.; folglich werden sich dort kulturelle Veränderungen am stärksten auswirken.
5.) Das klassische psychoanalytische Konzept der Adoleszenz ist zu erweitern, insbesondere auf die Dimensionen des .Narzißtischen. hin; aber auch die phasenspezifische Eingrenzung der Identitätsproblematik auf die Adoleszenz muß aufgegeben werden.
6.) Soziologie und Kulturwissenschaften liefern empirische Befunde zur Identitätsbildung in spätindustriellen Gesellschaften. Die Psychoanalyse sollte diese zur Kenntnis nehmen, ihre eigenen unter hochspezifischen Umständen gewonnenen Erfahrungen dazu in einen kritischen Dialog bringen.
Item Type: | Article |
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Uncontrolled Keywords: | Adoleszenz; Identitätsbildung; Identitätsdiffusion; Hermeneutisch rekonstruierte Identität; Die .verlängerte Adoleszenz; Neokleinianische Identitätskonzepte; Konstruktivistische / narrativistische Konzeptionen |
Subjects: | Psychoanalyse > texte psychoanalyse.ästhetik.kulturkritik > 2001 Psychoanalyse > Grundlagenforschung |
Depositing User: | Wolfgang Heuer |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 15:07 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 15:07 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3209 |