Meißl, Sonja (2009) "Die Angst ängstigt - nicht. Eine Auseinandersetzung mit Sören Kierkegaard und Nishitani Keiji zur Thematik des Selbst und des Glaubens. Masters thesis, Universität Wien.
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Abstract
Im Zeitalter der Postmoderne mit ihren komplexen Anforderungen scheinen immer mehr Menschen der "westlichen" Zivilisation aus dem Phänomen der Angst heraus und in die
Angst gebannt, ihr Leben sinnlos und nichtig zu empfinden. Zahlreiche Berufsgruppen beschäftigen sich mit Lösungsansätzen zur Überwindung der Angst. Dennoch sind Angstneurosen in ihren verschiedensten Formen und Ausprägungen weit verbreitete Erkrankungen des modernen Menschen.
In Ostasien wird dem Phänomen der Angst bis heute eine sehr untergeordnete Stellung eingeräumt.
Aus der Sicht ostasiatischer Denker wurde die Angst kaum thematisiert und steht immer als eine zusammengehörige Einheit von Angst und Nicht-Angst in einer gegenseitigen
Relation und Ergänzung.
Im Unterschied zur Kultur Ostasiens wurde der Furcht und der Angst in der christlichabendländischen Tradition ein hohes Augenmerk geschenkt. Die Thematisierung der Angst hielt bei Sören Kierkegaard mit seiner Schrift: "Der Begriff der Angst" in ausgezeichneter Weise Einzug in die Philosophie. Das Phänomen der Angst wird ab da zu einer existentiellen Frage schlechthin, die das religiöse Selbst in den Blickpunkt philosophischer Betrachtungen stellt.
So bewegt sich auch die Philosophie immer wieder im Grenzbereich von Religion und Wissenschaft. Sie nimmt deren kontradiktorische Standpunkte auf, die im Problem des abendländischen Nihilismus einen Gipfelpunkt finden. Die Gegenpole von Affirmation und Negation werden auf ihre äußerste Spitze gebracht, können aber erst überwunden werden, wenn der Mensch sich selbst gewahr wird, dass die lebendigen und sterblichen Momente seines Lebens
das zusammengehörige Urfaktum seiner Existenz bilden. Dieser Denkansatz eines Übereinkommens
von Sein und Nichts, das es gilt zu erleben, findet sich in hervorragender Weise beim Zen-Philosophen Nishitani Keiji in seiner Schrift "Was ist Religion?".
In dieser Arbeit wird die Angst als eine Reflexionstätigkeit des menschlichen Geistes tiefer
beleuchtet. Im Fokus steht das Selbst, das sich zu sich selbst verhält, sich aber erst im Zusammenspiel von Angst, Sünde und Freiheit als ein Verhältnis zu sich selbst entfaltet.
Ausgehend von der Persönlichkeit eines Menschen wird die Frage gestellt, ob oder inwieweit zu unserem Menschsein ein überpersönliches Moment dazugehört, dessen wir gewahr werden
sollten.
Meine These wird im Laufe der Arbeit bekräftigt, dass es in jedem Selbst einen privaten Ort des Glaubens gibt, wo wir uns selbst und anderen in nicht getrennter Weise begegnen; einen Ort, wo eine nicht unterscheidende Liebe empfangen wird und als Möglichkeit in den Alltag hinein wirken kann, die vielfältigen Probleme, die sich innerweltlich beängstigend in ihren Endlichkeiten und Verschiedenheiten zeigen, zu bewältigen.
Item Type: | Thesis (Masters) |
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Subjects: | Philosophie > Seminararbeiten, Diplom, Dissertationen, Arbeitspapiere > Interkulturelle Philosophie |
Depositing User: | Raphael E. Bexten |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 15:17 |
Last Modified: | 18 Mar 2022 14:20 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3276 |