Ahlers, Rolf (2006) Der Späte Fichte und Hegel über das Absolute und über Systematizität. Fichte Studien, 30. pp. 187-200. ISSN 0925-0166
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Abstract
Der Aufsatz thematisiert die Konzeption des Absoluten im späten Fichte im Vergleich mit Hegels Verständnis mit besonderer Berücksichtigung der Konsequenz der jeweiligen Konzeption auf die innere Kohärenz oder auf die Systematizität. Der späte Fichte, an Jacobi und Kant anknüpfend, versteht das Absolute als wissenschaftlich oder denkerisch nicht erfaßbar, denn Unendliches kann nur unter Preisgabe oder „Vernichtung“, i.e. Negation seiner Absolutheit im Wissen verendlicht werden. Obwohl bei Hegel dieser Kantische-Jacobische-Fichtesche Gedanke in Form des Zugrundegehens oder Aufhebens alles Endlichen, auch des als endliches Objekt konziptierten Absoluten wiederkehrt, geht Hegel doch auch darüber hinaus, denn nur wenn diese Negativität der Endlichkeit negiert wird, kann man erst das Absolute richtig denken. Und gut denken impliziert Systematizität und Kohärenz. Hegel greift bei Fichte also ein wichtiges Element der Tradition der „negativen Theologie“ auf und denkt es erst richtig durch: Nun braucht nicht mehr unbeholfen von dem „Paradox“ des „Denken des Undenkbaren“ oder „Begreifen des Unbegreiflichen“ gesprochen werden. Im zweiten Teil des Aufsatzes erläutere ich wie diese Kritik Hegels an Fichte Form annimmt: Hegel weist nach, daß die gesuchte Identität des empirischen und des transzendentalen Ich, ausgedrückt in der Formel Ich=Ich, letztlich nicht erfolgreich ist. Das aber impliziert, daß Kontingenz und Vielheit durch die Abstraktheit im Fichteschen Denkansatz keinen Raum haben, eine Abstraktheit, die sich in der gesamten Tradition, die bei Fichte verankert ist, bis heute durchgehalten hat. Im dritten Teil des Aufsatzes berufe ich mich auf Ludwig Sieps (kontroverse) These, daß Fichte seine Wissenschaftslehre ab 1804 anhand Hegels und auch Jacobis Kritik modifiziert habe: Das Absolute ist „wirklich eine rein für sich bestehende Substanz“, die durch diese Reinhaltung vor begrifflichem Zugriff Vielheit und empirische Kontingenz ausschließt. Die Abstraktheit dieses Ansatzes ist nicht überwunden, sondern verstärkt. Im Gegensatz dazu wird Vielheit und Kontingenz in Hegels Denken mit inbegriffen: Absolutes Eines und Endliches u. Vielheit schließen sich nicht gegenseitig aus.
Item Type: | Article |
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Subjects: | Philosophie > Philosophische Disziplinen > Bewußtseinsphilosophie, Philosophie des Geistes und der Psychologie |
Depositing User: | MikaelSmit MikaelSmitnkhqh MikaelSmitnkhqh |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 15:31 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 15:31 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3366 |