Kontrolle durch Konkurrenz und Kritik? Der öffentliche und soziale Charakter der wissenschaftlichen Methoden

Fröhlich, Gerhard (1998) Kontrolle durch Konkurrenz und Kritik? Der öffentliche und soziale Charakter der wissenschaftlichen Methoden. In: 5. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Philosophie, 01.02.1998 - 04.02.1998, University of Innsbruck.

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Abstract

Seit der parallelen Institutionalisierung von Wissenschaftstheorie und Wissenschaftsforschung prägen Missverständnisse und Abschottungen ihr wechselseitiges Verhältnis. Karl Popper betont hingegen in seinen Werken die sozialen Aspekte des Wissens und der Wissenschaften:

Die Wissenschaft sei nicht auf der Objektivität individueller Wissenschaftler gegründet. Auch Naturwissenschaftler seien stark parteilich zugunsten eigener intellektueller Erzeugnisse. Die "wissenschaftliche Objektivität" (bei Popper unter Anführungszeichen) sei als "Intersubjektivität der wissenschaftlichen Methode" zu verstehen. Ihr "öffentlicher Charakter" zeige sich in freier Kritik und funktionstüchtiger Wissenschaftskommunikation.

Allerdings bleibt der Status Popperscher Aussagen oft unklar. Normativ verstanden wäre Poppers zuzustimmen: mit unzensurierter Kritik steht und fällt Wissenschaft. Aber auch normative Aussagen sollten an empirische Bedingungen (nämlich ihrer Realisierbarkeit) geknüpft und so empirischer Überprüfung zugänglich gemacht werden. Nachwuchswissenschaftlern (in ihrer Unkenntnis wissenschaftlicher Betriebssitten) Poppers Normen als Realitätsbeschreibung und ihre Befolgung als Handlungsanleitung zu empfehlen, dürfte diesen Schaden zufügen.

Aufgrund möglicher Diskrepanzen zwischen den Ebenen der Diskurse und der Strategien kann eine Norm kausal das Gegenteil dessen bewirken, was sie normativ vorschreibt: Wenn sie einen Selektionsmechanismus stützt, welcher die Normbefolger - freier, "rücksichtsloser" (Popper) Kritik - eliminiert und doppelzüngige Nichtbefolger reüssieren lässt. Wissenschaftsforschung sollte die nicht intendierten und nicht antizipierten Folgen normativer wissenschaftstheoretischer Empfehlungen untersuchen.

Item Type: Conference or Workshop Item (Paper)
Uncontrolled Keywords: Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsforschung, Philosophy of Science, Social Studies of Science, Science Studies
Subjects: Wissenschaftsforschung, Wissenschaftsgeschichte
Philosophie > Philosophische Disziplinen > Angewandte Ethik > Wissenschaftsethik, Technikethik
Depositing User: E. Schwabe
Date Deposited: 06 Dec 2020 14:39
Last Modified: 06 Dec 2020 14:39
URI: http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3015

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