Hrachovec, Herbert (2011) Markenzeichen und die Schlüpfrigkeit von Ideen. In: Geistiges Eigentum und Originalität: Zur Politik der Wissens- und Kulturproduktion. Turia & Kant, Wien, pp. 141-155.
markenzeichen-schluepfrigkeit-final.pdf - Published Version
Available under License Creative Commons Attribution.
Download (991kB)
Abstract
Zwei wesentliche Instrumente zur Definition von Eigentumsrechten an immaterieller Produktion sind Patente und Copyright. Durch sie wird ein juridischer Schutzmechanismus für technische Verfahren bzw. originale Werke definiert. Am Rand werden in diesem Zusammenhang meist auch Markenzeichen genannt. Auch ihre Besonderheit ist ein gesellschaftlich schützenswertes Gut, allerdings wird ihre Bedeutung vergleichsweise gering eingeschätzt. Es fehlt die Komplexität rivalisierender prozeduraler Verfahren und die Interdependenz kreativer Schöpfungen. Markenzeichen erfüllen den einfachen Zweck, unmissverständlich auf die Herkunft einer Ware (oder einer Anzahl von Waren) hinzuweisen. Sie sind so etwas wie die Familiennamen der Konsumgesellschaft. Gerade diese Einfachheit macht sie jedoch zu einem günstigen Ausgangspunkt für theoretische Analysen von Besitzansprüchen gegenüber Gedanken und Gestalten. Sie zeigen in übersichtlicher Weise, wie eine symbolische Form mit eindeutiger Bedeutung versehen und in einem ökonomischen Zusammenhang funktionalisiert wird. Die Entstehung des Geldwertes einer Idee ist an diesem Beispiel gut zu studieren. Zur Exposition des Themas dienen (1) zwei Fallstudien. Sie illustrieren, wie symbolische Signalfunktionen aus alltäglichen Zusammenhängen entstehen und welche Schwierigkeiten sich mit ihrer Zurichtung zur Firmenidentifikation verbinden können. Dies Beobachtungen führen (2) zu einer Semiotik von Logos. In diesem Abschnitt wird versucht, das kognitive Muster zu analysieren, das die Effektivität von Markenzeichen ausmacht. Ihre Wirksamkeit beruht auf einer eigentümlichen Hybridfunktion von Sehen und Begreifen. Damit ist ein Zusammenhang angesprochen, der (3) im letzten Abschnitt ausgeführt wird. Ansichten und Begriffe sind keine Gegenstände und können nicht privatwirtschaftlich angeeignet werden. Die Sichtbarkeit einer Person oder die Verständlichkeit von Rechenregeln sind Voraussetzungen dafür, dass sich Tauschprozesse überhaupt entwickeln. Logos sind andererseits visuell eindeutige Begriffssymbole, welche sich im Privateigentum befinden und als unentbehrlich für das Funktionieren der Wirtschaft angesehen werden. Der Argumentationsverlauf führt von der Skizze zweier Begriffs-Bilder zu ihrer Einbettung in den Zusammenhang von Wissen, Eigentum und Macht.
Item Type: | Book Section |
---|---|
Subjects: | Philosophie > Philosophische Disziplinen > Gesellschaftsphilosophie, politische Philosophie, Rechtsphilosophi Philosophie > Philosophische Disziplinen > Medienphilosophie, Theorie der Virtualität, Cyberphilosophie Philosophie > Philosophische Institutionen > Institut für Philosophie, Wien |
Depositing User: | sandra subito |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 15:30 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 15:30 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3359 |