Antova, Ahinora (2017) Der Mythos als Welt. Die Welt als Mythos. Oder das Projekt einer neuen Wissenschaft. Other thesis, Universität Wien.
Antova_Kulturphilosophie_Mythos_Postmoderne.pdf
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Abstract
„Je begreiflicher uns das Universum wird, um so sinnloser erscheint es auch.“ (Weinberg 1977)
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Wenn im Kontext der Postmoderne die Rede von Paradies und Hölle überhaupt adäquat gewesen wäre, könnte man genau diese Worte als Inschrift auf dem Tor zur Hölle eingravieren, insofern sie in einer einzigen Schlagzeile die ganze existentielle Hoffnungs- und Heimatlosigkeit des postmodernen Menschen zum Ausdruck bringen. Diese hat er geerbt von jenem in den Weltkriegen des vergangenen Jahrhunderts fehlgeschlagenen Fortschrittsoptimismus einer aufklärerischen Moderne und mit diesen watet er gerade langsam im schlammigen Sumpf von einem tief enttäuschten Kulturpessimismus, globalen Wertrelativismus und verzweifelten Nihilismus.
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Im oben zitierten Satz lässt sich also der große Zwiespalt durchblicken, der selbst zum Symptom unseres schizophrenen Zeitalters geworden ist, denn man glaubte in der gesteigerten Macht des Individualismus den einzig sicheren Archimedischen Punkt im Universum und damit auch den Sinn der ganzen Welt endgültig gefunden zu haben. Vom eigenen Licht verblendet, bemerkte das Individuum jedoch nicht, wie es sich selber zugleich in zwei Hälften – eine bewusste und eine unbewusste – teilte: Sein ungestillter Wille zur Klarheit, der alles logisch zu begreifen versucht und daher für die erste Hälfte symptomatisch war, führte zu einer Unterdrückung jener mythisch-dunklen und mit tiefem Sinn beladenen zweiten Hälfte, aus deren traumatischen Verdrängung her der Mensch der Postmoderne eine erneute Sehnsucht nach Tiefe entwickelte. Es wird also sichtbar, dass die zwei Hälften nicht nur aufeinander bezogen sind, sondern sie treiben sich gegenseitig voran, indem die eine immer auf die andere reagiert bzw. diese negiert.
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Die Metapher von der inneren Krise jenes in der Neuzeit geborenen Individuums lässt sich genauso auf weitere Bereiche des menschlichen Daseins übertragen, z.B. im Rahmen des wissenschaftlichen Diskurses als der permanente Kampf zwischen Klarheit und Tiefe, Skeptizismus und Mystizismus, erkenntnis- und erlebnisorientierten Werthaltungen: All das sind nur verschiedene Benennungen für ein und dasselbe Phänomen jener seit der Antike wohlbekannten Dialektik zwischen Logos und Mythos, dessen Verhältnis gerade im Mittelpunkt des Interesses der vorliegenden Arbeit steht.
Item Type: | Thesis (Other) |
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Uncontrolled Keywords: | Mythos Logozentrismus Rationalität Postmoderne |
Subjects: | Philosophie > Geschichte der Philosophie > g) 20.Jahrhundert Philosophie > Seminararbeiten, Diplom, Dissertationen, Arbeitspapiere > Philosophiegeschichte Philosophie > Philosophische Institutionen > Institut für Philosophie, Wien |
Depositing User: | Barbara Zimmermann |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 16:22 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 16:22 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/3772 |