Graf, Klaus (1994) Carlo Ginzburgs Buch "Hexensabbat" - eine Herausforderung an die Methodendiskussion in der Geschichtswissenschaft. Stadt*Adel*Region. Ein Internet Angebot. (Unpublished)
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Abstract
Die Frage [ Anm. 1], ob es das Hexenwesen wirklich gegeben habe, etwa als Geheimbund unterdrückter Frauen oder als organisierten nichtchristlichen Kult, hat in der "seriösen" Hexenforschung der letzten Jahre keine Rolle mehr gespielt. Spätestens seit der Monographie von Norman Cohn [Anm. 2] aus dem Jahr 1975 glaubte man, in der Vorstellung von der Verschwörung der Hexensekte und dem schändlichen Treiben beim Hexentanz den Ausläufer einer gegen gesellschaftliche Dissidenten gerichteten Obsession erblicken zu dürfen, mit der bereits die ersten Christen als angebliche Eselsverehrer konfrontiert worden waren und die später vor allem gegen die Ketzer in Anschlag gebracht wurde. Die internationale Hexenforschung wandte sich, wie sie meinte, wichtigeren Themen zu. Zahlreiche Regionalstudien bemühten sich um eine möglichst "dichte Beschreibung" (Clifford Geertz) der Verfolgungen und ihres sozialen Hintergrunds. Im Vordergrund standen und stehen die sozialen und kommunikativen Beziehungen in den betroffenen Gemeinschaften und die Wechselwirkung zwischen den Diskursen der Obrigkeiten und denen der einfachen Leute. Wenn die Hexenverfolgungen heute als ernstzunehmender historischer Forschungsgegenstand gelten, so ist das nicht zuletzt das Resultat dieser "sozialhistorischen Wende" der Hexenforschung.
Item Type: | Article |
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Uncontrolled Keywords: | Ginzburg, Hexen, Methodendiskussion, Geschichtswissenschaften |
Subjects: | Philosophie > Philosophische Disziplinen > Methodenlehre, Systemtheorie |
Depositing User: | sandra subito |
Date Deposited: | 06 Dec 2020 12:33 |
Last Modified: | 06 Dec 2020 12:33 |
URI: | http://sammelpunkt.philo.at/id/eprint/2152 |